Es schillerte in Mannheim

Von 25. November 2009

„Das Theater glich einem Irrenhaus, rollende Augen, geballte Fäuste, heisere Aufschreie im Zuschauerraum. Fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Türe. Es war eine allgemeine Auflösung, wie im Chaos, aus dessen Nebeln eine neue Schöpfung hervorbricht.“ So jedenfalls hat ein Zeitgenosse die Uraufführung von Schillers „Räuber“ aufgefasst, als sich am 13. Januar 1782 die Vorhänge des Nationaltheaters Mannheim schlossen. Gut versteckt hat Schiller selbst die Premiere miterlebt. Er wurde über Nacht berühmt. 

Vor 250 Jahren, am 10. November, erblickte er das Licht der Welt, Friedrich Schiller. Wir feiern das Jubiläumsjahr eines großen Dichters, der neben Goethe der Klassiker der deutschen Literatur genannt werden darf. In Marbach am Neckar, 20 Kilometer nördlich von Stuttgart, wurde Schiller 1759 geboren.

Die Hälfte seines Lebens, so beschreibt es Wilfried Setzler in seinem zum Schiller-Jahr erschienenen Buch „Mit Schiller von Ort zu Ort“, Lebensstationen des Dichters in Baden-Württemberg, verbrachte Friedrich Schiller in Südwestdeutschland.

Doch es geschah in Mannheim, wo er über Nacht bekannt wurde. Mit seinem Roman „Die Räuber“, den er mit nur 20 Jahren geschrieben hatte, bekam der junge Dichter in Mannheim vom Intendanten Dahlberg die Gelegenheit, seine „Räuber“ als Theaterstück umzuschreiben und aufzuführen. In dem Drama, das in der Epoche des Sturm und Drang geschrieben ist, wird das Feudalsystem öffentlich kritisiert und sorgte bereits ein Jahr vor der Theaterpremiere bei der Veröffentlichung für Aufruhr.

Bald darauf floh Schiller von Stuttgart aus dem herzoglichen Dienst mit seinem Musiker-Freund Andreas Streicher nach Mannheim, wo er vom Mannheimer Intendanten Dalberg als Theaterdichter angestellt wird. Doch Schillers Zeit in Mannheim war nicht nur triumphierend. So begeisternd sie anfing, so sollte sie nicht aufhören: Im Jahre 1783 erkrankte der junge Dichter an Malaria. Bald ließ auch Dahlberg ihn fallen, sodass Schiller auf seinem Schuldenberg sitzen blieb. 1885 reiste Schiller von Mannheim nach Leipzig.

Die letzte Wohnung von Schiller in Mannheim soll sich im „Hölzelschen Haus“ befunden haben, im Quadrat B5,7, wahrscheinlich war das Haus aber in B5,8, ein Komplex, der jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Mannheim wurde zu 85 % zerstört, Barockhäuser gibt es hier kaum noch.

Aber den Museumsbetreibern war egal, ob das jetzt etwas weiter links oder rechts ist: Der Geist von Schiller ist hier. Es soll gezeigt werden, wie es aussah, als Schiller damals hierher gekommen war. Der Hof ist mit steinernem Abfluss versehen, der damals jedoch auf die Straße ging. Kein Strom, kein fließendes Wasser, die Toiletten außen. Man hat die Dachschindeln und Ziegeln wieder hergestellt, so wie es damals war, die Treppen gehen außen hoch, sonst wäre im Wohnraum kein Platz mehr gewesen. Schlicht und einfach. Die Atmosphäre soll es also sein, die den Besucher mitnimmt und den Geist von Schiller spüren lässt.

Nicht weit entfernt vom Schillerhaus im Quadrat B3, steht ein Denkmal Friedrich Schillers. Aufgestellt wurde es im Jahr 1862, von freiwilligen Spendern finanziert. Zu jener Zeit befand sich beim Schillerdenkmal das Nationaltheater, das den Kriegsangriffen zum Opfer fiel. Die Schillerstatue jedoch blieb verschont und erhalten. Sie steht nicht mehr vor dem jetzigen Nationaltheater, sondern neben der Straße und einem kleinen angrenzenden Park.

Buchtipp zum Thema: Wilfried Setzler: „Mit Schiller von Ort zu Ort – Lebensstationen des Dichters in Baden-Württemberg“, 2009, 1. Auflage, 197 Seiten; SILBERBURG VERLAG  ISBN-10: 3874078159  ISBN-13: 9783874078153 € 19,10

Erschienen in The Epoch TImes Deutschland Nr. 45/09

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