Festival-Veranstalterin Kulau zieht Bilanz
Was Sabine Kulau seit fünf Jahren Jahr für Jahr auf die Beine stellt, ist erstaunlich. Zum 5-Jahres-Jubiläum des Karnevals der Kulturen zieht sie eine gute, aber nicht gänzlich ungetrübte Bilanz. So hätte sie sich beispielsweise am Anfang nicht gedacht, dass es so lange dauern würde, breite Akzeptanz zu finden. „Mein Eindruck ist, dass es immer so stetig wächst“. Zuerst gehe es um die Begegnung der verschiedenen Kulturen miteinander, und erst dann könne ein Verständnis für andere Kulturen entstehen.
Doch das geht nicht ohne besonderen persönlichen Einsatz. „Wenn das hier vorbei ist, ist man erstmal völlig erledigt“, so Kulau. Es sei ein anderes Arbeiten, ob eine professionelle Agentur eine solche Veranstaltung ausrichte, oder ob man hauptsächlich mit Freiwilligen arbeite. Das mache auf der einen Seite Spaß „und lässt einem das Herz aufgehen“, so Kulau, aber gleichzeitig sei es viel aufwendiger, als wenn professionelle Strukturen und Geld dahinter stünden.
Integration müsse auch ein bisschen Vergnügen sein, das muss nicht immer über Probleme sein, die kämen dann schon. „Der erste Schritt sollte mehr über Freude sein. Das finde ich unheimlich wichtig. Wir leben in einer Welt, in der die Ängste immer größer werden, die Ausgrenzung, die Gewalt nimmt zu, wir werden mit Terrorismus-Warnungen überschüttet, ich weiß nicht, also man muss doch ein bisschen auch die Kirche im Dorf lassen und noch ein wenig Lebensfreude finden.“ Und wie sieht es mit der Vertretung der deutschen Kultur aus? Kulau: „Schwierig hier im Norden, in Berlin ging das gleich mit 2.000 Teilnehmern los, hier ist es eben sehr Norddeutsch. Nur bei Rhythmen aus anderen Ländern finden sich die Leute zusammen, wie die „Unidos de Hamburgo“.
„Irgendwann werden auch Spielmannszüge und so kommen, was es hier im Norden eben gibt. Das Himmelsorchester hat das ja schon vorgemacht. Aber die sollten noch ein bisschen freundlicher kucken, die Jungs! Fast wie die Deutschen, die kucken auch immer so ernst.“
Ein wenig Resignation schwingt in ihrer Stimme mit, wenn sie auf die Finanzierung des Festivals zu sprechen kommt. „Nach wie vor ist die Finanzierung ganz schwierig.“ Ein Drittel wird durch den Basar abgedeckt. Das zweite Drittel käme aus der „großzügigen Unterstützung der Kulturbehörde Hamburg, und der Rest ist immer das Problem“, so Kulau. Sponsoren würden an allen Ecken und Enden fehlen.
Es gäbe Leute, die aus der ganzen Welt anreisen und hier ihre Lager aufschlagen, um das Festival zu unterstützen: Japanerinnen, Italiener, Bulgaren.
„Es ist jetzt auch nicht mehr nur ein Karneval, sondern ein Festival der Kulturen – der Karneval ist ja nur mehr der Umzug“.
„Integration muss auch ein bisschen Vergnügen sein, das muss nicht immer über Probleme sein, die kommen dann schon. Der erste Schritt sollte dann aber mehr über Freude sein. Das finde ich unheimlich wichtig. Wir leben in einer Welt, in der die Ängste immer größer werden, die Ausgrenzung, die Gewalt nimmt zu, wir werden mit Terrorismus-Warnungen überschüttet, ich weiß nicht, also man muss doch ein bisschen auch die Kirche im Dorf lassen und noch ein wenig Lebensfreude finden. Und durch die Medien werden Ängste auch ganz stark geschürt. Das Positive ist so schwierig rüber zu bekommen, weil’s ohnehin funktioniert.“
Welche besonderen Erinnerungen sie aus den fünf Jahren habe? „Es ist schon nicht einfach, diese unterschiedlichen Temperamente, Kulturen, mit ihren unterschiedlichen Denkweisen unter einen Hut zu bringen. Das sage ich immer wieder, wenn man bei den einen so redet, muss man unheimlich aufpassen, dass man bei den anderen nicht so redet, also dieses Mischen ist schwierig. Dieses Jahr gab es zum Beispiel ein sehr schönes Gespräch mit einem Deutsch-Türken, der sagte: „Meine Leute fragen mich immer, ob ich Deutscher bin oder Türke – da habe ich ihm gesagt: „Gar nichts, Du bist deutscher Türke.“ Darin liegt die Kraft. Zwei Kulturen in einem vereint zu haben. Man darf eben nicht sagen, man ist gar nix, aber als Deutscher und als Türke mit zwei Kulturen aufzuwachsen und aus zwei Kulturen zu schöpfen, das ist, was stark macht. Wir leben in einer globalisierten Welt, und jede Kultur hat total wunderbare Stärken, und wenn wir uns da alle so ein bisschen – na…dann könnte es schon friedlicher werden. Und in der Musik, da geht es ja auch zusammen, und dann tanzen alle friedlich zusammen Samba, dies oder das. Überhaupt, die Musik macht´s einem ja vor: Da ist ein Ziel, und da setzen sie sich hin, und den Weg beschreiten sie dann gemeinsam. Das finde ich schon ganz schön toll. Welche Musikrichtung auch immer. Und sehr beeindruckend war auch das Projekt „Jugend im Dialog“, das haben wir zum zweiten Mal gemacht, das finde ich schon sehr spannend, wie die ticken. Es ist sehr interessant, wie die zu kriegen sind. Dieses Jahr hatten wir auch einen Pantomime-Workshop, aber wenn´s ums Diskutieren geht, ist es schon schwieriger. Ich glaube, die Welt müsste viel kreativer sein, mit Basteln, Malen, Musizieren.“
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