Gleich und doch anders
Generationen von Frauen haben die Geschichten der beiden Zwillingsschwestern in ihrer Kindheit verschlungen. Für viele Leserinnen sind Hanni und Nanni zu vertrauten, wenn auch imaginären Freundinnen geworden, die sie auf eine Reise in die aufregende Welt des Internatslebens mitnahmen.
Im „Lindenhof“ ist immer etwas los. Spannung, Abenteuer und tiefe Freundschaften begleiten die Mädchen durch ihren Internatsalltag. Werte wie Verantwortungsbewusstsein, Solidarität und Loyalität werden dort täglich vorgelebt und auch den Internatsschülerinnen abverlangt. Das pädagogische Konzept von „Lindenhof“ verfolgt weniger den Leistungsgedanken, im Mittelpunkt steht vielmehr das menschliche Miteinander und der Grundsatz, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen und für einander einzustehen.
Schöpferin dieses faszinierenden Romans ist die Engländerin Enid Blyton (1897 bis 1968), die zu den bekanntesten und erfolgreichsten Kinderbuchautoren des 20. Jahrhunderts zählt. Enid Blyton, die bereits im Alter von 14 Jahren mit dem Schreiben begann, besuchte in ihrer Jugend die St. Christopher School in Beckenham, wo sie nach ihrer Lehrerausbildung selbst unterrichtete. Die Schule wurde zum Vorbild für die Internate, die in vielen ihrer Bücher Schauplatz waren. Erlebnisse und Streiche aus dieser Zeit wie auch einige der Charaktere, etwa Blytons Französischlehrerin, sollen in ihre Bücher eingeflossen sein. Und auch Hanni und Nanni sollen einem Zwillingspaar nachempfunden sein, das Enid Blyton als Schülerin kannte.
Enid Blyton erlebten ihre kommerziellen Durchbruch mit Bücher, die sich bis heute über 20 Millionen Mal weltweit verkauft haben, in den 1950er Jahren. Der erste Band der Zwillingsabenteuer erschien 1941 in England. Seit 1960 wurden die „Lindenhof“-Geschichten auch in Deutschland veröffentlicht, wo sie noch beliebter waren als in Blytons Heimat. Aufgrund der anhaltenden Nachfrage wurden nach dem Tod von Blyton deutsche Gastautoren mit der Fortsetzung beauftragt. Die deutschen Fassungen der „Hanni & Nanni“-Bände weichen dabei jedoch in weiten Teilen vom Original ab. Orts- und Personennamen wurden eingedeutscht und die Beschreibung der Atmosphäre dem deutschen Internatsalltag angepasst. So spielen die Zwillinge in der ursprünglichen Fassung noch das in England beliebte Lacrosse, während die deutsche Hanni und Nanni begeisterte Handballspielerinnen sind.
Erstmals als Spielfilm
Sie sind unzertrennlich, gleichen sich bis in die Haarspitzen und sorgen mit ihren Streichen immer wieder für Aufregung – die Zwillinge Hanni (Sophia Münster) und Nanni (Jana Münster) machen es ihren Eltern George (Heino Ferch) und Jule Sullivan (Anja Kling) nicht leicht. Kaum ein Tag vergeht, an dem die beiden nicht wieder etwas aushecken. Im Edelkaufhaus wird das Hockeyspielen unter Beweis gestellt – leider bleibt dies vom Wachmann Rüdiger Hack (Oliver Pocher) nicht ungesehen. Eine wilde Verfolgungsjagd durch das Kaufhaus beginnt, bei der die Zwillinge mit Hack Katz und Maus spielen. Fast scheint der Plan auch aufzugehen: Hanni bricht Oktavias Rekord, doch gerade als sie den Ausgang erreicht, schrillt die Alarmsirene. Was sie nicht ahnt: Um Hannis sportlichen Triumph zu sabotieren, hat Oktavia ihr heimlich ein gestohlenes T-Shirt untergeschoben. Die Zwillinge sitzen in der Falle.
Jetzt geht der Ärger für die Zwillinge erst richtig los, denn Schuldirektor Werner (Joram Voelklein) findet den Streich der beiden gar nicht komisch. Der jüngste Ausrutscher bringt das Fass zum Überlaufen und da auch die schulischen Leistungen der beiden seit längerem zu wünschen übrig lassen, verweist er sie kurzerhand der Schule. Die Eltern George und Jule sind geschockt und können kaum fassen, dass ihre beiden Mädchen Diebinnen sein sollen. Trotz der Zweifel, die sie an der Schuld der beiden hegen, sehen sie sich gezwungen zu handeln. Eine Lösung muss her. In ihrer Verzweiflung erinnert sich Mutter Jule an ihre Internatszeit in „Lindenhof“ und die vielen wunderbaren Erlebnisse dort. In der Hoffnung, dass die freundlich-liebevolle Art von Direktorin Frau Theobald (Hannelore Elsner) auch ihre Zwillinge zur Vernunft bringen möge, sollen Hanni und Nanni das Schuljahr in „Lindenhof“ fortsetzen.
Nur widerwillig treten die Zwillinge die Reise nach „Lindenhof“ an …
Auf der Suche nach den Darsteller
135 Zwillingspaare aus ganz Deutschland bewarben sich, rund 80 von ihnen wurden in die nächste Runde eingeladen. Nach Castings in Hamburg, Köln, München und Berlin kristallisierte sich schnell ein kleiner Kreis von acht Zwillingspaaren heraus, die in die engere Wahl kamen. Anfang Mai lernten die potenziellen Darstellerinnen dann in München Regisseurin Christine Hartmann kennen.
Das Rennen machten schließlich Sophia und Jana Münster aus der Nähe von Mannheim. Die beiden elfjährigen Schwestern verfügen zwar über keinerlei Filmerfahrung, bewiesen ihr schauspielerisches Talent jedoch bereits im Schultheater und in Schauspielworkshops. Jacqueline Rietz: „Die beiden haben eine frische und positive Ausstrahlung, verfügen über eine erstaunliche Kamerapräsenz und bringen eine unglaubliche Spielfreude mit. Das hat uns überzeugt.“
Gedreht wurde in den Sommerferien 2009 in Bayern, Berlin und Hessen. (red)
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