Hamburg – eine Weltstadt der Musik
Mit dem Satz: „Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sind sehr mutig! Bei dem schönen Wetter am Nachmittag ins Konzert zu kommen, ich hätte es nicht getan, außer bei Rosenthal & Ginsburg“, begrüßt Gitarrist Boris Rosenthal das Publikum am Sonntag im Kleinen Saal der Hamburger Laeiszhalle. Er erntet allseitiges Schmunzeln bei den Zuhörern. Das Klezmer-Konzert beginnt mit einem ruhigen Gitarren-Intro, leise begleitet von sanften Klängen der Klarinette. Dann steigern sich allmählich Tempo und Lautstärke. Die Musiker tanzen, steppen und wippen auf der Bühne, Igor Ginsburg lässt die Klarinette um seinen Kopf und Oberkörper kreisen. Innerhalb von zwanzig Minuten taut das Hamburger Publikum buchstäblich auf, klatscht rhythmisch mit und lässt sich gar zum Mitsingen launiger Refrains animieren. Rosenthal & Ginsburg spielen nicht nur instrumental, sondern singen auch Lieder in jiddischer Sprache. „Es ist eine Sprache, die etwa so klingt wie Deutsch im Hochmittelalter“, erläutert es Rosenthal seinem Publikum.
Die „Kings of Klezmer“, beide können auf 30 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken, treten seit 1994 gemeinsam bei privaten wie öffentlichen Feiern auf. Wenn sie nicht auf Tournee in Deutschland, Europa oder in den USA sind, wirken sie hauptberuflich als Musikpädagogen in der Grundschule und am Gymnasium.
Warum ist Klezmer-Musik, ursprünglich die Musik der osteuropäischen Juden, in Deutschland so populär? Dafür findet Boris Rosenthal im Interview eine Erklärung: Klezmer enthält alle Elemente volkstümlicher Musik, egal ob sie aus Bayern, Spanien, dem Orient, dem südpolnischen Galizien oder der Ukraine stammt. Letztere Regionen gelten als Geburtsort der Klezmer-Musik. Aus diesem Grund spricht die Musik Menschen aller Nationen an, vermuten die Musiker. Klezmer ist vorwiegend eine fröhliche, lebhafte und zuweilen tragische, melancholisch bis komisch klingende Musik, ursprünglich dafür geschaffen, um Feste und Feiern wie z.B. Hochzeiten zu begleiten. Was möchten er und sein Partner Igor Ginsburg mit ihrer Musik bei den Menschen, vor denen sie spielen, erreichen? „Wir möchten, dass sie Vergnügen haben und fröhlich sein können, wir möchten ihre Herzen öffnen“, sagen beide übereinstimmend. Genau das ist ihnen am vergangenen Sonntag in Hamburg gelungen.
Das Festival Orchestra Berlin
Liebhaber klassischer Orchestermusik kamen am Sonntag im Kleinen Saal der Laeiszhalle ebenso voll auf ihre Kosten: Der international gefeierte Dirigent und vielfach mit Preisen ausgezeichnete Stefan Bevier von der Berliner Philharmonie trat mit einem zwölfköpfigen Kammerorchester auf, das er aus den Reihen des Festival Orchestra Berlin (FOB) zusammengestellt hat. Auf dem Programm standen Werke von Antonio Vivaldi, W.A. Mozart, J.S. Bach und Peter Tschaikowski.
Die jungen Musiker spielen im Stil der russischen Schule auf Original italienischen Instrumenten, was den besonderen Klang des Orchesters ausmacht. Bevier gründete das Orchester 1998 in Berlin, wo es sich sehr rasch zum bestbesuchten Kammerorchester der Berliner Philharmonie entwickelte.
Vivaldis Erste Sinfonie, mit der das Konzert in Hamburg eröffnet wurde, ließ sofort die besondere klangliche Qualität des Orchesters erkennen. Der Höhepunkt des Programms war der Auftritt der 24-jährigen russisch-koreanischen Geigerin Olga Pak als Solistin. Die Asiatin, aufgewachsen in Nowosibirsk, brillierte mit klangvollem, energischem Spiel vor dem Hamburger Publikum in drei Sätzen des Werkes. Seit 2004 lebt Olga Pak in Berlin, wo sie an der Universität der Künste studiert.
Gefragt, was ihr an Hamburg gefällt, antwortet sie begeistert und in perfektem Deutsch. Das ganze Hafengebiet sei sehr schön und faszinierend, und entlang des Wassers gebe es in Hamburg überall leckere Speisen zu essen. Warum sie Geigerin geworden ist? „Meine Mutter war auch Geigerin, und ich habe das von ihr gelernt. Für mich gab es nie etwas anderes“, sagt Olga Pak mit einem Lächeln.
Dirigent Stefan Bevier ist ein Multitalent. Als junger Musiker wirkte er jahrelang als Kontrabassist bei den Berliner Philharmonikern, machte dann Karriere als Sänger und Chorleiter, wobei er zum Preisträger zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe wurde. Später lernte er Dirigieren bei großen Meistern wie Herbert von Karajan und Sergiu Celibidache. Letzterer hatte ihm geraten, das Singen aufzugeben und sich ganz auf die Dirigentenlaufbahn zu konzentrieren. Was Bevier auch befolgte. Gegenwärtig arbeitet er in Berlin mit Sir Simon Rattle zusammen, in dessen Vertretung er das Berliner Philharmonische Orchester dirigiert, wann immer sein Chef anderen Verpflichtungen nachgeht. Darüber hinaus arbeitet er mit zahlreichen internationalen Chören und Orchestern zusammen und betreibt einen eigenen Musikverlag. Junge, hochbegabte Musiker fördert er mit einer privaten Instrumentensammlung und unterstützt gemeinnützige Organisationen finanziell.
Bevier stellt höchste Ansprüche an die Klangqualität seines Orchesters und geht konsequent damit um. Was er von seinen Musikern und den Solisten verlangt? Den größten Wert legt er auf eine saubere Intonation und perfekte Spieltechnik der Instrumentalisten. Jeder muss wie ein Solist spielen können „Wer das nicht bringt, kann sofort nach Hause gehen“, sagt er schlicht.
Die Musiker entfalteten in Hamburg einen ungewöhnlich eleganten Klang, die Intonation war perfekt und die Einsätze stets äußerst präzise musiziert. Teile des Programms wirkten auf den ersten Blick zwar trivial: Eine kleine Nachtmusik von W.A. Mozart, eigentlich ein klassischer Gassenhauer – doch vom Festival Orchestra Berlin gespielt klang die Musik keinesfalls abgenutzt, sondern sehr frisch und lebendig. Als Zugabe wurde die populäre Holberg-Suite von Edvard Grieg gespielt. Ein wunderbarer Konzertabend ging damit zu Ende – schade für jeden Musikliebhaber, der ihn verpasst hat.
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