Kabarettist Dieter Hildebrandt für Lebenswerk geehrt

Potsdam. Am Freitagabend wurde im Rahmen einer Kabarettgala im Potsdamer Nikolaissaal der „Salzburger Stier“ an Dieter Hildebrandt verliehen. Der Altmeister des politischen Kabaretts erhielt den wichtigsten europäischen Kleinkunstpreis für sein Lebenswerk.
Titelbild
Foto: Rudolf Klaffenböck
Von 21. Mai 2011

„Der Salzburger Stier“ ist ein internationaler Radio-Kabarettpreis der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im deutschsprachigen Raum. Zuerst in Salzburg beheimatet, tourt der Preis seit 15 Jahren durch verschiedene Städte. Mit dem Deutschlandfunk als Gastgeber der Gala wurde der Stier erstmals in Potsdam verliehen. Die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands in Kooperation mit Rai Bozen und dem ORF zeichneten die Gala auf oder übertrugen live.

Die Laudatio auf Hildebrandt hielt Georg Schramm im Stil seiner Bühnenfigur Lothar Dombrowski. Als er, Weggefährte Hildebrandts aus Scheibenwischerzeiten mit Gejohle begrüßt wurde, bat er das Publikum, das Gejohle für den Preisträger aufzuheben. Es folgte eine Laudatio in drei Teilen, darunter Spitzen auf die Tagespolitik, eine Würdigung des Lebenswerkes und ein Nachruf. Bereits im Elternhaus sei er an Hildebrandt herangeführt worden, erklärte Schramm, getreu deren sozialdemokratischem Motto „Wenn es solche Leute wie den Hildebrandt nicht gäbe, wäre alles noch schlimmer“. „Er hat im Wesentlichen herumgestochert“, fand Schramm eine passende Formulierung, um Hildebrandts Verdienste für das Kabarett zu umschreiben..

„Ich kann doch auch nichts dafür“

Hildebrandt zeigte sich erfreut, dass der „Stier“ in Form des Ehrenstiers zu ihm zurückfand, denn bei der ersten Verleihung vor 30 Jahren war er als Laudator beteiligt.

Im Anschluss an die Preisverleihung präsentierte Hildebrandt sein aktuelles Programm „Ich kann doch auch nichts dafür“ in voller Länge, wobei der Beginn sich 25 Minuten verzögerte. So viel Zeit musste der Altmeister den neuesten Vorkommnissen aus Politik und Gesellschaft einräumen.

Dank seines vorgerückten Alters genießt Hildebrandt (84) einen Weitblick in Vergangenheit, wie nur wenige. Diese Lebens- und Geschichtserfahrungen in sein Programm einfließen zu lassen ohne rückwärtsgewandt zu erzählen, fasziniert. Seine persönliche Mischung aus Anekdoten, Sprachwitzeleien, bewussten Versprechern basierend auf der Analyse besonders peinlicher Politikerzitate ist zeitlos. Das Publikum war amüsiert und begeistert.

Weitere Preisträger des „Salzburger Stiers“ 2011 waren Nils Heinrich aus Deutschland und das Duo Nicole Knuth und Olga Tucek aus der Schweiz. Die österreichische Prämierung ging an das Theaterstück „Cordoba – Das Rückspiel“ von Rupert Henning und Florian Scheuba, in dem Cornelius Obonya alle 20 Rollen darstellt.

Info: „Salzburger Stier“

Eine Holzorgel, die auf der Salzburger Festung die Bewohner der Stadt vor Gefahren warnen sollte, stand Pate für den Namen, genauso wie ein eher legendärer Stier aus der Zeit der Bauernaufstände des 16. Jahrhunderts. Damals versuchten Aufständische den Erzbischof systematisch auszuhungern. Um große Nahrungsmittelvorräte vorzutäuschen, bemalten die Belagerten täglich den selben Stier mit unterschiedlicher Farbe und führten ihn sichtbar für alle spazieren. Die Angreifer waren schließlich von der Sinnlosigkeit der Belagerung überzeugt und zogen ab.

Foto: Rudolf Klaffenböck


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