Klassik des Tages: Die Pest in Wien 1679 und „Oh du lieber Augustin“
Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) war ein österreichischer Pianist und Komponist. Er komponierte acht Variationen für Orchester über Marx Augustins Lied „Ach, du lieber Augustin“ in C-Dur, S 47 (WoO 2). Hier in einer Version der London Mozart Players unter Leitung von Howard Shelley.
Gemälde: Stephansdom in Wien von Rudolf von Alt, 1834
Marx Augustin (eigentlich Markus Augustin; 1643-1685) war ein Bänkelsänger, ein Stegreifdichter. Er war ein beliebtes Wiener Stadtoriginal und Dudelsackspieler. Durch die Ballade „Oh du lieber Augustin“ wurde er zum Inbegriff dessen, dass man mit Humor alles überstehen kann. Seine zotigen Lieder heiterten vor allem während der Pest in Wien im Jahr 1679 die Menschen auf – was ihn als „Lieber Augustin“ bekannt machte.
Augustin, ein recht trinkfester Geselle, zog als Sohn eines heruntergekommenen Wirtes mit seinem Dudelsack von einem Wirtshaus zum nächsten. Eine Legende beschreibt, wie er 1679 während der Pestepidemie wieder einmal betrunken seinen Rausch ausschlief – und die „Siech-Knechte“ (die damals die Opfer einsammeln mussten) fanden ihn. Sie brachten die Schnapsleiche mit den Pestleichen zusammen vor die Stadtmauer und warfen ihn in ein offenes Massengrab.
Allerdings wurde die Pestgrube nicht sofort geschlossen, sondern nur provisorisch mit Kalk abgedeckt, um später weitere Opfer aufzunehmen. Kurz gesagt – Augustin wurde wieder wach, krakeelte zwischen den Leichen und spielte seinen Dudelsack. Schließlich zogen sie ihn wieder heraus. Heute steht an diesem Platz im siebten Wiener Gemeindebezirk der Augustinbrunnen.
Sein Lied „Oh du lieber Augustin“ ist um 1800 in Wien schriftlich nachgewiesen, die Melodie ab 1720 in einer Musikhandschrift belegt. Sie ist identisch mit der Melodie des slowakischen Kinderliedes „Sedí mucha na stene“ (Fliege sitzt an der Wand). (ks)
Humor hilft: Oh du lieber Augustin
O du lieber Augustin, Augustin, Augustin,
O du lieber Augustin, alles ist hin.
Geld ist weg, Mensch (Mäd’l) ist weg,
Alles hin, Augustin.
O du lieber Augustin,
Alles ist hin.
Rock ist weg, Stock ist weg,
Augustin liegt im Dreck,
O du lieber Augustin,
Alles ist hin.
Und selbst das reiche Wien,
Hin ist’s wie Augustin;
Weint mit mir im gleichen Sinn,
Alles ist hin!
Jeder Tag war ein Fest,
Und was jetzt? Pest, die Pest!
Nur ein groß’ Leichenfest,
Das ist der Rest.
Augustin, Augustin,
Leg’ nur ins Grab dich hin!
O du lieber Augustin,
Alles ist hin!
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