Die „Schöne Minka“ als Vorlage für ein Klarinettenquintett
Sigismund Ritter von Neukomm (1778-1858) war ein österreichischer Komponist und Pianist. Hier sein Klarinettenquintett in B-Dur, Op. 8 für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Violoncello. Es musiziert das Ensemble Divertimento Salzburg.
- Adagio – Allegro
- Menuetto – Trio 10:41
- Poco Adagio, russisches Thema mit Variationen 15:09
- Allegro moderato 20:39
Gemälde: Albert Ludovici – The Four-in-Hand, Hyde Park
Sigismund Neukomm stammt aus Salzburg und lernte Komposition bei Haydn. Er reist viel durch Europa und besuchte auch Brasilien, wo er Werke von Haydn und Mozart bekannt machte. Von ihm sind Opern, Messen, Oratorien, Werke für Klavier und Kammermusik überliefert. Zu Lebzeiten wurde er sehr respektiert und hatte wichtige Posten inne – unter anderem war er Musikdirektor am deutschen Theater in St. Petersburg. Sein Klarinettenquintett entstand um 1806.
Obwohl er es für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Cello schrieb, könnte die Klarinette eventuell auch durch eine Oboe ersetzt werden. Auf dem Cover der Originalausgabe bei C.F. Peters war zu sehen, das beides möglich sei – und dem Verleger wird vorgeworfen, mit der Oboen-Andeutung nur den Verkauf verbessern zu wollen.
Der interessanteste Satz darin ist das russische Thema, welches dem ukrainischen Volkslied „Schöne Minka“ entnommen ist. Das Volkslied wurde als Teil einer Sammlung russischer Melodien um 1800 in Wien veröffentlicht. Einige der Melodien verwendete Beethoven für seine Streichquartette. Die „Schöne Minka“ war sehr populär im Wien der damaligen Zeit. Es wurde sogar ein Wettbewerb für die besten Variationen darüber ausgeschrieben – wobei sich neben Neukomm auch Johann Nepomuk Hummel, Beethoven und Carl Maria von Weber beteiligten.
Die Schöne Minka
Der deutsche Dichter Christoph August Tiedge schrieb dazu 1808 unter dem Titel Der Kosak und sein Mädchen eine relativ freie Übertragung:
1. Schöne Minka, ich muß scheiden, ach du fühlest nicht das Leiden,
fern auf freudelosen Heiden, fern zu sein von dir!
Finster wird der Tag mir scheinen, einsam werd ich gehn und weinen;
auf den Bergen, in den Hainen ruf ich, Minka, dir.
2. Nie werd ich von dir mich wenden; mit den Lippen, mit den Händen
werd ich Grüße zu dir senden von entfernten Höhn.
Mancher Mond wird noch vergehen, ehe wir uns wiedersehen;
ach, vernimm mein letztes Flehen: bleib mir treu und schön!
3. Du, mein Olis, mich verlassen? Meine Wange wird erblassen;
alle Freuden werd ich hassen, die sich freundlich nahn.
Ach, den Nächten und den Tagen werd ich meinen Kummer klagen;
alle Lüfte werd ich fragen, ob sie Olis sahn!
4. Tief verstummen meine Lieder, meine Augen schlag ich nieder;
aber seh ich dich einst wieder, dann wird’s anders sein.
Ob auch all die frischen Farben deiner Jugendblüte starben:
ja, mit Wunden und mit Narben bist du, Süßer mein!
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