Nils Mönkemeyer mit Trio in der Berliner Philharmonie
Im November hatten sie ihren ersten gemeinsamen Auftritt, die drei Klassik-Stars: Bratscher Nils Mönkemeyer, Klarinettist David Orlowsky und William Youn am Klavier. Als Trio spielten sie damals beim Benefzikonzert der Stiftung „Gute Tat“. Am Donnerstag gaben sie offiziell ihr erstes Konzert, im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie, veranstaltet von der Konzertdirektion Adler.
Es war einer dieser seltenen Abende, bei denen die Rezensentin schon beim ersten Ton einsieht, dass es nichts Vergeblicheres gibt, als über Musik zu schreiben. Von Anfang an faszinierten die drei als perfekt eingespieltes Team scheinbar völlig Seelenverwandter. Diese verrückte Kombination „Viola, Klarinette und Klavier“ erhoben sie zur Krone aller Genres.
Drei Stücke aus op. 83 von Max Bruch steckten sogleich den Rahmen des gemeinsam Möglichen ab. Eine spätromantische Welt der Melancholie, überraschend vielgestaltig und grenzenlos.
Nr. 2: Allegro con moto und Nr. 5, die „Rumänische Melodie“ begannen mit Bratschenschwermut, zu der sich die Klarinette als Dialogpartnerin gesellte und in den Mittelteilen blühten diese Stücke zu versöhnlichen Kantilenen auf. Die Reprise der „Rumänischen Melodie“ als Unisono von Viola und Klarinette geriet in ihrer dunklen Heimlichkeit zum mystischen Gänsehaut-Moment.
Im Stück Nr. 7, Allegro vivace, spielten die drei fröhlich Fangen, in dem zu rasanten Staccato-Bewegungen mal der eine, mal der andere in den Vordergrund huschte. Auf dem weich gestimmten Steinway bewährte sich William Youn mit verschmitzten Trillern als dezenter Kommentator des Geschehens.
Die Weltsensation: Bach auf der Bratsche
Dann kam der Augenblick, für den die meisten Bratscher im Publikum gekommen waren: Nils Mönkemeyer spielte solo – Johann Sebastian Bachs Suite für Violoncello Nr. 1 G-Dur BWV 1007 – überbordend wie ein Springbrunnen in seiner Gesanglichkeit. Den einzelnen Sätzen entlockte er schillernde Facetten und selten hat man eine kreativere Klangsprache erlebt. Was an Mönkemeyer neben seinem hinreißenden Esprit und Farbenreichtum am meisten faszinierte, war der Umstand, dass seine Musikalität proportional zum Schwierigkeitsgrad zunahm. Je schwieriger der technische Level, desto wahrhaftiger war er als Musiker, desto blühender seine Virtuosität. Die handverlesene Zuhörerschaft war hingerissen.
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Aber sie liebten auch Brahms …
Jäher Themenwechsel war die Brahms Sonate für Viola und Klavier f-Moll op. 120 Nr. 1. Nils Mönkemeyer schlug ein leidenschaftliches Pathos an, das dem Klang des echten Cellos noch viel näher kam, sehrend und mit vollem Volumen. Für den Pianisten William Youn war das der Moment, in dem er endlich Tastentiger sein durfte und so gestalteten sie den ersten Satz (Allegro appassionato) als wahren Schmachtfetzen. Im Folgenden versenkten sie sich und das Publikum in Stimmungen von spannungsgeladener Innerlichkeit – Leichtfüßigkeit, üppiges Schwelgen, Pathos und verträumte Kantilenen wechselten sich ab.
Im Teil zwei spielte David Orlowsky die Sonate für Klarinette und Klavier Es-Dur op. 120 Nr. 2 als Pendant zur eben gehörten Bratschen-Sonate. Rund und singend, gleich einem zarten Hauch erhob sich sein Ton über der Klavierstimme. Auf die melancholische Freude des ersten Satzes folgte eine irdischere Klangwelt, die Orlowski viel fleischiger schilderte, untermalt von profunden Bässen des Klaviers, um im Schlusssatz wieder zum geheimnisvollen Ton zu finden.
Unkonventionell war es, Wolfgang Amadeus Mozart an den Schluss zu setzten. Aber auch das klappte! Beim Trio für Klavier, Klarinette und Viola Es-Dur KV 498, dem „Kegelstatt-Trio“ verschoben die Drei das Image des Klassikers Richtung Romantik und erklärten ihn mit Witz, und Prägnanz zum Beethoven Vorbild, das durch Vielgestaltigkeit bestach.
Der dritte, lyrisch-idyllische Satz der Märchenerzählungen von Robert Schumann erklang als Zugabe. Großer Jubel des halbvollen Saals. Und sicher in mehrerlei Hinsicht „der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ …
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