Semperoper: Claus Kleber hält Laudatio auf Atomkriegsverhinderer

Titelbild
Stanislaw Petrow.Foto: mauritius
Epoch Times18. Januar 2013

 

Stanislaw Petrow, „der Mann, der die Welt rettete“, wird dieses Jahr für sein besonnenes Verhalten vor 30 Jahren besonders geehrt. Auf ihn wird der Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator Claus Kleber am 17. Februar 2013 in der Semperoper Dresden eine Laudatio halten, anschließend wird der kühne Held mit dem 4. internationalen Friedenspreis „Dresden-Preis“ ausgezeichnet.

Stanislaw Petrow, Atomkriegsverhinderer und diesjähriger Träger des Dresden-Preises, war der verantwortliche Diensthabende im Luftüberwachungszentrum nahe Moskau, als in der Nacht vom 25. zum 26. September 1983 ein Computer vermeintlich den Abschuss von fünf amerikanischen Raketen Richtung Sowjetunion anzeigte. An Petrow war es, diese Meldung zu bewerten. Später sagte er: „Ich wollte nicht schuld sein am Dritten Weltkrieg“. Deshalb habe er in jener Nacht 1983 beschlossen zu lügen. Er meldete  dem Generalstab das Ereignis als Fehlalarm, obwohl die Chancen 50 zu 50 standen, dass es sich um einen Irrtum oder Ernstfall handelte.  Niemals sei die Welt der atomaren Vernichtung näher gewesen als in dieser Nacht, sagte Bruce Blair, US-Abrüstungsexperte, Co-Gründer von Global Zero und Chef des World Security Institute. Die Geschichte wurde erst Jahre später öffentlich. Seither wird Stanislaw Petrow gefeiert als „der Mann, der die Welt rettete“.

Claus Kleber ist Moderator des ZDF heute-journals und Autor mehrerer Bücher. Zuletzt erschien sein Buch „Spielball Erde – Machtkämpfe im Klimawandel“. Im Jahr 2009 wurde erstmals sein dreiteiliger Film „Die Bombe“ ausgestrahlt, der die nukleare Bedrohung der Welt zum Thema hat.

Für den musikalischen Teil der Veranstaltung sorgt die junge russische Band „Skazka Orchestra“ aus Berlin mit Valentin Butt, der als einer der besten Akkordeonspieler Europas gilt und unter anderem mit den Berliner Philharmonikern spielt. Ihre Musik ist eine Mischung aus Ska, Jazz, Klezmer, Reggae und russischer Folklore, die zu einer ganz besonderen melancholischen bis wilden Variante der neuen russischen Musik verschmelzen, die in Deutschland zum Kult wurde.

Die Veranstaltung wird moderiert vom ehemaligen Bundesinnenminister Gerhart Baum.

Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird jährlich in der Semperoper vergeben. Die bisherigen Preisträger waren Michail Gorbatschow, Daniel Barenboim und James Nachtwey. Die Preisverleihung ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Organisation „Friends of Dresden“ Deutschland und der Semperoper Dresden.

Eintrittskarten für die Verleihung des 4. Dresden-Preises am 17. Februar um 11 Uhr  sind zum Preis von 5 Euro an der Kasse der Semperoper in der Schinkelwache erhältlich.

Lesen Sie auf Seite 2 die ganze Geschichte von damals:

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Am Abend des 25. September 1983 tritt der damals 44-jährige Ingenieur im Range eines
Oberstleutnants der Sowjetarmee Stanislaw Petrow wie gewohnt seine zwölfstündige Schicht an –
in einer streng geheimen Raketenüberwachungszentrale, 80 Kilometer von Moskau entfernt.
Dass Petrow in dieser Nacht das Kommando hat, ist Zufall. Ein glücklicher Zufall. Denn der
Offizier ist in erster Linie Ingenieur, Systemanalytiker, Techniker. Heute räumt er ein: „Ja,
wahrscheinlich hätte ein Militär an meiner Stelle anders entschieden. Militärs wollen kämpfen. Das
ist ihr Job.“

Die Uhr zeigt 0:15 Uhr, als plötzlich an der Wand des Überwachungsraums in großen roten
blinkenden Buchstaben das Wort „Start“ aufleuchtet. Dazu Sirenen, laut und anhaltend. Es ist
passiert. „Start“ bedeutet, dass eine amerikanische Rakete gezündet wurde, Richtung Sowjetunion.
Petrow gibt Order, sofort das gesamte System zu überprüfen, ob es irgendwo eine
Unregelmäßigkeit gibt. Aber nichts. Es wird kein technischer Fehler gefunden. Alles läuft normal,
außer dass soeben ein Atomkrieg begonnen zu haben scheint. Der Mann sagt: „Aber ich war mir
nicht sicher, die optische Bestätigung fehlte. Ernstfall oder Fehlalarm, es stand 50 zu 50.“

Zwei Minuten sind vergangen, seit der Alarm ausgelöst worden ist. Der diensthabende
Kommandeur muss den Generalstab informieren. Aber bevor er das tut, trifft er eine Entscheidung,
von der er auch in den nächsten, noch dramatischeren Minuten nicht mehr abweichen wird. „Ich
wollte nicht schuld sein am Dritten Weltkrieg“, sagt Stanislaw Petrow heute rückblickend. Denn er
ahnt, auch eine nur 50-prozentige Wahrscheinlichkeit eines amerikanischen Raketenangriffs wäre
in der nervösen, aufgeheizten Stimmung des gefährlichen Jahres 1983 Anlass genug gewesen, einen
Gegenschlag auszulösen und der wiederum einen Gegenschlag …

Er nimmt also den Hörer ab, wählt die Geheimnummer und lügt. Er sagt: „Hiermit melde ich einen
Fehlalarm.“ Der General am anderen Ende antwortet: „Verstanden. Machen Sie weiter!“
Nach der ersten Rakete zeigen die Computer in den nächsten Minuten den Start vier weiterer
Flugkörper an. Es steht weiter 50 zu 50. Doch Petrow bleibt dabei: Fehlalarm.

Die Ursache des Fehlers wird erst viel später gefunden. Eine kosmische Irritation, eine seltene
Konstellation von Satellit, Sonne und Erde, ein Lichtblitz, den der Sputnik missverstanden hat.
Und Stanislaw Petrow, auf seine Tat angesprochen, sagt seither immer das Gleiche: „Ich bin kein
Held. Ich habe nur meine Arbeit getan.“ (mcd/Heidrun Hannusch)

 

 

 



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