Triumphaler „Lohengrin“ in der Philharmonie Berlin
Der vierte Teil des Wagner-Zyklus von Marek Janowski und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin wurde am Samstag vom Publikum in der ausverkauften Pilharmonie stürmisch gefeiert.
Die Mär von Janowskis Initiaitve, bis 2013 alle Werke des Bayreuther Meisters ohne störendes Beiwerk, sprich konzertant, zu zelebrieren, hat sich mittlerweile in der Gemeinde der deutschen Opernfreunde herumgesprochen. Es waren also auch Nicht-Berliner angereist, um an diesem Ereignis teilzuhaben – zumal die Bayreuther Erfolgsbesetzung dieses Jahres, Klaus Florian Voigt und Anette Dasch in den Hauptrollen zu hören war. Es wurde wieder ein Triumph, der bewies, dass bei Wagner allein die Musik völlig ausreicht, um das Publikum zu elektrisieren. Der minutenlange Schlussapplaus fand als reine Standing Ovations statt.
Es war das Feuer und die Begeisterung hinter dieser Aufführung, die das Publikum mitriss. Dass der Abend mehr mit zarten Stimmen besetzt war, die stellenweise an ihre Grenzen kamen, spielte dann keine Rolle mehr. In Marek Janowskis dynamischem Dirigat, das sich souverän zwischen träumerischer Poesie und dosierter Drastik bewegte, war Raum für alle.
Zwei harte Haudegen gab es dennoch: Günther Goissböck als König Heinrich gab im Frack eine entschlossene Feldherrn-Figur ab. An Intensität übertraf der junge, kultivierte und kraftvolle Bass damit noch seinen „Landgraf Hermann“, mit dem er der männliche Star des ansonsten wenig ruhmreichen Bayreuther Tannhäusers gewesen war. Auch sein Heerrufer, Markus Brück, konnte es sich leisten, komplett in stählernem Forte zu agieren und das gelang ihm makellos.
Klaus Florian Voigt bedankte sich knabenhaft und ätherisch bei seinem lieben Schwan und bot erst im zweiten Akt dem Bösen entschlossen die Stirn. Sein lyrischer Tenor ist so hoch timbriert, dass er manchmal die Grenze zum Altus streift, was seinem Lohengrin eine engelshafte Unschuld verleiht. Seine schönsten Momente hatte er im Duett mit Elsa, Anette Dasch, zu der er stimmlich sehr gut passte, und mit der Gralserzählung.
Anette Dasch schlug sich tapfer, trotz ihrer bereits unübersehbaren Schwangerschaft, durch den Part der Elsa. Sie setzte auf die weichen und leisen Töne und ihre Fähigkeit zur Emotionalität, um die Rolle, die für sie eine Grenzpartie ist, zum Blühen zu bringen – und auch diese Strategie ging auf. Dasch und Voigt wurden am Ende auf eine Weise bejubelt, die bewies, wie sehr sich das Publikum auf und über die Beiden gefreut hatte.
Hart arbeiten mussten Gerd Grochowski und Susanne Resmark als Telramund und Ortrud, um neben dem Traumpaar als Bösewichter bestehen zu können. Auch sie beide haben Stimmen, denen der Wohlklang mehr liegt als das Abründige, und so setzte Grochowski auf Rage und Resmark, ein sehr hoch timbrierter Mezzo, auf subtile Hinterlist. Auch das klappte.
Einen unverzichtbaren Anteil am Erfolg hatte der Rundfunkchor Berlin. Unter der Einstudierung von Eberhard Friedrich sang er makellos und gewaltig, besonders die Männer klangen an ihren Unisono-Stellen wie aus einer Kehle, was mit dem übrigen Klangapparat perfekt abgestimmt war und eine Sogwirkung entwickelte, die einen die Welt vergessen ließ.
Wie schon in Parsifal und Meistersingern nutzte Janowski die Architektur der Philharmonie, um die Bühnenmusik an verschiedenen Stellen zu postieren. Den Brautchor ließ er fast vollständig von außen hereinhallen. Das war künstlerisch mutig und faszinierte akustisch.
Da erwartet werden darf, dass Janowski und das RSB so hochmotiviert weiter machen, werden sie bis zum Jahr 2013 vermutlich die adäquateste und ehrlichste Wagner-Hommage Deutschlands auf die Beine gestellt haben. Teil Fünf der Party zum 200. Geburtstag folgt am 27. März 2012 mit „Tristan und Isolde“. Auf keinen Fall verpassen!
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