Kunst: Auf der Suche nach dem Prächtigen

Es ist nicht verwunderlich, dass die wirklichen Schönen Künste langsam wieder zu Ehren kommen und daran gehen, das verlorene Imperium zurück zu erobern - nach den Kunstmafiosi, den Kleckerkünstlern, den Installisten und Abstraktikern, schreibt Manfred von Pentz.
Titelbild
Geburt der Venus. Sandro Botticelli (Ausschnitt) Uffizien Florenz.Foto: WikiMedia Commons

“Die Kunst ist zum Niemandsland geworden. Jeder kann sich zum Künstler oder gar zum Genie ernennen. Jeder Farbenfleck, jeder Kritz und jeder Kratz kann zum Kunstwerk im Namen des heiligen Subjektivismus erklärt werden.” Victor Vasarely (1908 – 1997)

“Die moderne Kunst ist ein reines Horror – Panoptikum. Die Kunstmacher sind schon lange nicht mehr die Künstler selber, sondern eine kleine internationale Mafia von frustrierten Intellektuellen.” Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000)

“Die Kunst ist tot, die Bildende Kunst ist völlig tot!” Oskar Kokoschka (1886 – 1980)

Nun sind Vasarely, Hundertwasser oder Kokoschka keine wahrhaft überwältigenden Beispiele künstlerischen Schaffens, jedoch recht hatten sie schon. Aber die Zeiten ändern sich, auch wenn unsere offiziellen Kunstmafiosi und ihre Kleckerkünstler, Monochromatiker, Installisten, Abstraktiker, Fäkalisten, Restmüllverwerter und sonstigen Kartoffelkäfer noch immer mit geschwollenem Geschwätz und saftigen staatlichen Zuschüssen versuchen, uns jeden Kritz und jeden Kratz als des Kaisers neue Socken zu verkaufen. Und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die wirklichen Schönen Künste langsam wieder zu Ehren kommen und daran gehen, das verlorene Imperium zurück zu erobern.

Vor einigen Jahren wurde ich nach Frankfurt eingeladen zu der wohl im Leben einmaligen Sandro Botticelli-Ausstellung, zelebriert im Staedl Museum, einem beeindruckenden Neo-Renaissance-Gebäude, das wunderbarerweise den Alliierten Feuersturm überlebt hat. Es steht am Ufer des Mains gegenüber einem seelenlosen Durcheinander von modernistischen Gebäuden, alle geeignet, sich einem Anflug von Nostalgie für längst vergangene Zeiten hinzugeben. Vor allem, wenn man für fast zwei Stunden entlang der Straße in einer Warteschlange steckt und Temperaturen unter Null verkraften muss.

Die Ausstellung lief seit einigen Wochen, der Tag war ein Mittwoch im Januar, aber der Ansturm schien in keiner Weise vermindert. Schleppend in jedem Falle, kam die Vorwärtsbewegung regelmäßig zum Stillstand, vermutlich weil vorherige Verehrer nur ungern das Heiligtum verlassen wollten und so die Zugangswege verstopften.

Doch die Stimmung war ausgezeichnet. Man vernahm vielerlei Sprachen, vom Deutschen abgesehen, und als die Wartenden sich langsam näher kamen, fand man heraus, dass einige aus weit entfernten Gegenden angereist waren, um das wundersame Schauspiel zu erleben. Unter ihnen ein winziger Gelehrter aus Kyoto, sodann ein lustiges und deutlich wohlbetuchtes Ehepaar aus den USA, sowie ein italienischer aficionado, der den ganzen Weg mit dem Auto gefahren war, weil er Flugzeugen misstraute.

Zwei Stunden in der Kälte zu verharren ist eine nicht einfache Art, um sich für ein Fest der Augen vorzubereiten, war aber in diesem Fall äußerst erhebend. Denn die unumstößliche Wahrheit ist einfach die, dass unser großes christlich-europäisches Kulturerbe noch immer vollkommen lebendig ist, ganz egal, wie hart die Kritzer und Kratzer und ihre Sponsoren versuchen, uns etwas anderes glauben zu machen. Die fröhlichen Äußerungen persönlicher Ansichten zum Werke des großen Mannes, die ernsthaften Kommentare zu diesem oder jenem seiner Gemälde, oder einfach nur ein Ausdruck der Vorfreude überhaupt, machten deutlich, wie wichtig der Einfluss ist, den die Klassische Kunst noch immer in unserem hypermodernen Leben ausübt.

Aber es zeigt auch, wie dringend wir einer kohärenten Kulturpolitik bedürfen, die energisch und eindeutig die künstlerische Gegenwart als nahtlose Fortsetzung unserer grandiosen schöpferischen Vergangenheit definiert. Denn hier, an einem kalten Wintermorgen, und wie in jeder anderen Ausstellung dieser Art auch, gab es erneut den einfachen Beweis dafür, dass Schönheit ausgedrückt auf einer Leinwand ein wesentliches Bedürfnis des Menschen ist, und dies in ungebrochener Nachfrage seit die Großmeister von Altamira und Lascaux den göttlichen Funken zur Begründung der Schönen Künste entgegen nahmen.

In der Höhle Lascaux in der Nähe der französischen Stadt Montignac. Foto: PHILIPPE WOJAZER/AFP/Getty Images

Botticelli war ein Schützling von Lorenzo de Medici, Herrscher von Florenz, auch bekannt als Il Magnifico (Der Prächtige). Ein Bankier und fintenreicher Politiker, der sein Lehen nicht durch die teure Finanzierung eines Söldnerheeres schützen ließ, sondern statt dessen lebenswichtige Strategien, Intrigen und Gegenintrigen mit einem brillanten Intellekt bewerkstelligte, gab er einen großen Teil seiner Gelder für lokale Künstler aus, unter ihnen zukünftige Giganten der Malerei.

Gesegnet mit einem unbestechlichen Blick, einem untrüglichen Sinn für Schönheit und Perfektion, verehren wir ihn heute als eine der großartigsten Persönlichkeiten, die je unseren Planeten betreten haben.

Verrocchio Lorenzo de Medici Foto: WikiMedia Commons

Sprachlos stehend zwischen den Werken, die er mit seiner Großmut ermöglichte, beginnt man automatisch an unsere zeitgenössischen Künstler zu denken, die sich den politisch korrekten Dogmen der sogenannten moderne und somit der längst geplanten Vernichtung unseres großartigen kulturellen Erbes widersetzen. Jene, welche die dreißig Silberlinge verweigern und, in ganz seltenen Fällen, die daraus resultierenden Millionenbeträge. Jene, die statt dessen atemberaubende Landschaften, sensible Porträts, herrliche Stilleben oder leuchtende weibliche Akte malen, alle in der Regel für einen Hungerlohn verkauft und nur im Internet nach umfangreicher Suche zu finden.

Was für ein Fest könnte es sein, wenn ein neuer Lorenzo de Medici sie unter die Fittiche nähme und der Welt in einer wunderbaren Ausstellung vorstellen würde!

Und warum geschieht es nicht? Kann es sein, dass der Untergang des Abendlandes in der Tat soweit fortgeschritten ist und es keine wohlhabenden Männer und Frauen mehr gibt, die ein unfehlbares Auge für künstlerisches Genie besitzen? Solche, die wirkliche Kunst erwerben, genießen, sie fördern oder Museen schenken, nachdem jene konsequent entrümpelt wurden?

Die, unnötig zu sagen, unsere erbärmliche Gegenwartskunst wie die Beulenpest verabscheuen? Und es obendrein vielleicht schätzen, wenn künftige Generationen sie in Büchern und Enzyklopädien liebevoll als Retter unserer großen europäischen Kultur verehren?

Oder kann es wirklich wahr sein, dass alles Geld der Welt nur jenen Barbaren gehört, die seit hundert Jahren an den Wurzeln der christlichen Kunst nagen und nur darauf warten, bis ihr Lebenssaft vollständig ausgetrocknet ist?

Die Kunst-Barbaren werden durch Sponsoring von heute unterstützt

Dabei ist es ja nicht so, als gebe es keine Gönner der Künste.

Nehmen wir die Londoner Royal Academy of Art. Einst eine der geheiligsten Institutionen auf der Welt, Wiege wahrhaft großer Künstler, geführt von Giganten wie Lord Leighton, konnte es immer auf eine dedizierte Truppe von Sponsoren vertrauen. So auch heute. Allerdings mit dem traurigen Unterschied, dass sich derzeit die Herren als Förderer der zeitgenössischen Kunst stilisieren, was wirklich alles sagt.

Denn Nutznießer sind nicht diejenigen, die sich in der Zukunft zu einem neuen Botticelli, Constable oder Turner entwickeln könnten, sondern Kritzer oder Kratzer oder Fäkalisten wie Tracy Emin, deren viel gelobtes magnum opus ein verschmutztes Bett ist, übersät mit Zigarettenstummeln, benutzten Kondomen und ähnlichen Beispielen künstlerisch ausdrucksstarker Elemente.

Die wirklich interessante Frage ist natürlich, warum die Erben der Empire-Builder und ihrer wunderbaren Kunst diesen entsetzlichen Abstieg jemals erlauben konnten, das Königshaus eingeschlossen. Es kann einfach nicht möglich sein, dass die Hausierer des Hässlichen sie alle in der Tasche haben.

Oder etwa doch?

Eine künstlerisches Genie wie Sandro Botticelli tritt nicht einfach aus dem Nichts hervor. Es bedarf hunderter ausgezeichneter Künstler, ganz zu schweigen von einer intellektuell fruchtbaren Umgebung, um jemanden wie ihn hervorzubringen. Und es sind daher die geringeren Vertreter, immer noch hervorragende Handwerker, die unserer besonderen Aufmerksamkeit und Pflege bedürfen, denn sie machen es möglich, dass nach Hunderten von Jahren, und sofern die Menschheit überlebt, eine andere endlose Menschenschlange darauf wartet, um einen Künstler zu verehren, der an der Wende des zweiten Jahrtausends geboren wurde.

Als Fackelträger einer glorreichen zweiten Renaissance, und nicht als verspotteter Zuhälter der scheußlichsten Ära in der Bildenden Kunst, die ein Mensch sich vorstellen kann.

Flaming June, von Frederic Lord Leighton (1830-1896) Foto: WikiMedia Commons

Weitere Artikel:

Die (verführerischen) Blumen des Bösen – Essay von Manfred von Pentz

„Ich schmiede den rächenden Ring … so verfluch ich die Liebe!“ (Teil 1), Teil 2

Der Teppich des Lebens – von Manfred von Pentz

Artikel von Manfred von Pentz auf Epoch Times:

https://www.epochtimes.de/tag/manfred-von-pentz

Die Webseiten von Manfred von Pentz:

http://der-deutsche-michel.net/

http://www.manfredvonpentz.net/

 



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