Literaturnobelpreise 2019 und 2018 gehen an Österreicher und Polin
Der Österreicher Peter Handke und Olga Tokarczuk aus Polen werden mit den Literaturnobelpreisen für die Jahre 2019 und 2018 ausgezeichnet. Handke erhalte die Auszeichnung für sein „einflussreiches Werk“, das mit „sprachlicher Genialität die Peripherie und die Besonderheit der menschlichen Erfahrung untersucht“, erklärte die Schwedische Akademie am Donnerstag zur Begründung. Der 76-Jährige veröffentlichte mehr als 80 Werke und ist einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren der Gegenwart.
Tokarczuk werde für ihre „erzählerische Vorstellungskraft“ geehrt, die „mit enzyklopädischer Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform symbolisiert“. Die 57-Jährige gilt als wichtigste polnische Autorin ihrer Generation und veröffentlichte bislang rund ein Dutzend Bücher, die in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurden.
Im Vorfeld der Verkündung war bereits damit gerechnet worden, dass mindestens eine Frau unter den Preisträgern sein würde – unter den 114 bisherigen Preisträgern waren lediglich 14 weiblich. Zuletzt war 2015 die Weißrussin Swetlana Alexijewitsch geehrt worden.
Der am 6. Dezember 1942 in Kärnten geborene Handke veröffentlichte seinen ersten Roman „Die Hornissen“ 1966. Es folgten mehr als 80 weitere Bücher und Theaterstücke, darunter „Die Angst des Torwarts beim Elfmeter“, „Publikumsbeschimpfung“ und „Wunschloses Unglück“.
In einem Interview hatte sich Handke vor einigen Jahren für die Abschaffung des Literaturnobelpreises ausgesprochen, weil dieser dem Leser nichts bringe und eine Art „falsche Heiligsprechung“ sei. Am Donnerstag reagierte er laut Angaben der Schwedischen Akademie erfreut auf deren Anruf und sagte zu, die Auszeichnung im Dezember persönlich in Stockholm entgegen zu nehmen. Die Akademie würdigte Handke als einen der „einflussreichsten Schriftsteller in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg“.
Wegen seiner proserbischen Haltung während der Balkan-Kriege hatte Handke in den 90er Jahren heftige Kontroversen ausgelöst. Kritik provozierte er zudem 2006 mit einer Rede bei der Beerdigung des wegen Kriegsverbrechen und Völkermords angeklagten einstigen serbischen Staatschefs Slobodan Milosevic.
Von Olga Tokarczuk erschienen auf Deutsch unter anderem die Bücher „Letzte Geschichten“, „Jakobsbücher“ und „Ur und andere Zeiten“. Die politisch links stehende Schriftstellerin macht aus ihrer Kritik an der derzeitigen nationalkonservativen polnischen Regierung keinen Hehl, der auch von der EU vorgeworfen wird, demokratische Standards und das Justizsystem zu untergraben.
In diesem Jahr werden ausnahmsweise die Literaturnobelpreise für zwei Jahre verliehen, weil die Akademie im vergangenen Jahr infolge eines Vergewaltigungsskandals nicht beschlussfähig war. Zuletzt war 2017 der Brite Kaguo Ishiguro ausgezeichnet worden. (afp/sua)
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