Männer, das sind eure Schuhe – von einst und jetzt

Titelbild
Tradition am Fuß: Der Brogue geht auf die Hirten in Schottland und Irland zurück, die sich Löcher in ihre Schuhe bohrten, um in den Sumpfgebieten in die Schuhe eingedrungenes Wasser wieder abfließen zu lassen.Foto: Oliver Grey
Epoch Times22. März 2011

In alten Zeiten waren die Schuhe wichtiger Männer mit Schnallen, Schleifen und Schellen übersäht.

Aber auch Herrenschuhe von heute haben ihre Geschichte und Geschichten.

In der Hochgotik gab es Schnabelschuhe mit Spitzen, die so lang waren wie kleine Skier. Um Treppen nicht dauernd quer steigen zu müssen, wurde die Architektur ein Opfer der Schuhmode: In der fränkischen Bischofstadt Bamberg zum Beispiel gibt es deshalb eine Domtreppe, die so flach ansteigt, dass sie weite Teile des Platzes einnimmt.

Im Barock trugen adelige Herren Stöckelschuhe, deren knallroter Absatz ihren Stand anzeigte.

Erst mit der Französischen Revolution und der Philosophie der Aufklärung kehrte eine Pragmatik in die europäische Männermode ein, die wir heute für selbstverständlich halten.

Die Revolutionäre von 1798 wollten sich modisch in Opposition zur feudalistischen Prachtentfaltung stellen, und begründeten damit den bis heute gültigen Dresscode des dunklen Anzugs. Der Mann als Ernährer der Familie glänzte fortan unauffällig durch harte Arbeit und Vernunftbetontheit. Frauen sollten mit aufwendigen Kleidern Rang und Vermögen zur Schau stellen. Dieses Prinzip spiegelt sich in der Schuhmoder der Massen bis heute – in der oberflächlichen Langweiligkeit formeller Herrenschuhe und dem „je schmerzhafter desto schicker“ der weiblichen Stiletto-Kultur. Doch obwohl Männerschuhe auf den ersten Blick ähnlich aussehen, haben sie Merkmale, die Geschichte erzählen.

Elegant: Der Oxford

Der Oxford markierte in der Modegeschichte den Übergang der eleganten Herren von Stiefeln zum Halbschuh. Durch seine schmale Passform und geschlossene Schnürung ist er der perfekte Schuh für förmliche Anlässe und zum Smoking. Seine Anfänge liegen um 1830 als Studenten des englischen Oxford College seine Pioniere gewesen sein sollen.

Der Derby, ein Allrounder

Der Derby stammt aus dem beginnenden 19. Jahrhundert und sein spezieller Schaftschnitt macht ihn zu einem Grundmodell des Herrenschuhs.

Name und Erfindung soll auf einen Grafen von Derby zurückgehen, der aufgrund eines hohen Fußrists Probleme beim Verschließen seiner Schuhe gehabt haben soll. Sein Schuhmacher entwickelte den Derbyschnitt für ihn, bei dem der durch die Schnürung verursachte Zug unten am Schuhboden ansetzt und sich die Schnürung weiter öffnen lässt.

Dies wird ermöglicht, indem zwei „Quartiere“ (Schaftteile, die seitlich an der Fersennaht beginnen) auf das Vorderblatt aufgenäht werden.

Der Derby ist das vielleicht vielseitigste Schuhmodell, denn je nach Kleidung kann er elegant oder leger interpretiert werden. Auch hängt dies bei ihm von der Machart, dem Sohlenmaterial, der Farbe des Oberleders und eventuellen Verzierungen ab.

Der Derbyschnitt begegnet einem beim Budapester genauso wie beim Norweger.

Der Norweger wird durch einen eingenähten Schafteinsatz vorne und eine typische senkrechte Teilungsnaht an der Mitte der Schuhspitze charakterisiert. Mit auffälligen, nach außen vernähten Schaftkanten wirkt er sportlich und rustikal. Kein Wunder, ist er doch von den Arbeitsschuhen der norwegischen Fischer entlehnt. Die ursprüngliche Konstruktionsweise dieses Schuhs stammt sogar von den Inuit. Heute gehört er, je nach Ausführung, vor allem zu den robusten Freizeitschuhen.

Woher der Budapester kam, ist nicht genau überliefert. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde er in jedoch in Budapest gefertigt. Er kommt schon mal zweifarbig daher und mit ausgiebigem Lochmuster, dass ihm eine sportliche eleganten Touch gibt. In seiner ungarischen Heimat wird der Budapester übrigens Karlsbader genannt.

Mehr Freizeit als Business: Der Loafer

Der Loafer ist ein weit ausgeschnittener Halbschuh ohne Schnürung. Loafer bedeutet „Faulenzer“, eben weil man ohne Umstände hineinschlüpfen kann. Im Grunde genommen handelt es sich bei der weichen und flexiblen Grundform des Loafers um den urbanen Urenkel des Mokkasins, der als traditioneller Schuh der nordamerikanischen Ureinwohner eines der ältesten Schuhmodelle der Menschheit war. Weil für Waldlandindianer das Feingefühl an der Fußsohle beim Jagen im Wald wichtiger war, als die Haltbarkeit des Schuhs, trugen sie Mokassins ohne Laufsohle. Der Loafer übernahm die Idee des Schnitts (Mokassinmachart) ist jedoch mit Laufsohle und Absatz das Produkt einer anderen Kultur. Heute erinnern Tasselloafer, an denen zwei kleine Lederquasten zur Dekoration baumeln, am ehesten an die Verzierungen des indianischen Mokkasins.

Die ersten Loafer wurden um 1910 in Amerika hergestellt. In den 1930er Jahren wurde das Modell, dass wir heute als Pennyloafer kennen, an den Universitäten eingeführt. Praktisch, sportlich und elegant entwickelte es sich dort zum klassischen Schuh der Ivy League. Angeblich steckten Studenten einen Penny als Glücksbringer hinein, wodurch der Name entstand

Es bedurfte erst einiger öffentlicher Auftritte von angesehenen Persönlichkeiten, bis der Loafer im Europa der 60er Jahren allgemeine Akzeptanz erlangte. In Deutschland wird er immer noch als Freizeitschuh wahrgenommen, während er in den USA, Japan und Italien auch für Businessanlässe akzeptiert ist. Unter der Bedingung, dass er schwarz ist. (rf)

 



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