Marcus Aurelius: Wie man einen schlechten Tag zum Guten wendet

Dem römischen Kaiser und stoischen Philosophen Marcus Aurelius zufolge hat es keinen Sinn, mit dem Schicksal eines schlechten Tages zu hadern. Er vertrat die Ansicht: „Auch wenn heute keine einzige Sache gut läuft, soll dies nicht davon abhalten, einen ehrenvollen und guten Charakter an den Tag zu legen.“
Titelbild
Piazza del Campidoglio in Rome, Italy
Von 24. Juli 2021

Wenn Sie morgens aufwachen, beobachten Sie doch einmal, wie schnell Ihr Geist die vertrauten physischen und psychischen Beschwerden überprüft. 

Rückenschmerzen? Immer noch da. Die Besprechung am Nachmittag, über die Sie sich Sorgen machten? Immer noch da. Problematische finanzielle Situation? Immer noch da. 

Haben Sie erwartet, dass es anders sein würde? Wenn Sie danach suchen, wird es immer Schwierigkeiten geben, die sich durch den Tag ziehen.

Jeder Tag bringt neue Herausforderungen

Heute – wie auch an den meisten anderen Tagen – wird es wahrscheinlich zu heiß oder zu kalt sein. Der Verkehr wird vermutlich irgendwo stocken. Schreckliche Dinge werden garantiert irgendwo auf der Welt passieren. Kollegen und Familienmitglieder werden mal wieder nicht der gleichen Meinung sein und zwischenmenschliche Konflikte scheinen unumgänglich.

Der römische Kaiser Marcus Aurelius war ein stoischer Philosoph. Er würde sagen: „Nichts muss heute gut laufen, damit du mit Würde und Charakter handeln kannst.“

Allerdings meint Marcus Aurelius damit keineswegs, alle negativen Situationen zu ignorieren und nur positiv zu denken. Im Gegenteil. In seinen Schriften „Selbstbetrachtungen“ („Meditationen“) rät er: „Wenn du morgens aufwachst, so sage dir selbst: ‚Die Menschen, mit denen ich heute zu tun haben werde, werden aufdringlich, undankbar, arrogant, unehrlich, neidisch und mürrisch sein.‘“

Mit der von Marcus Aurelius empfohlenen Einsicht kämpfen Sie nicht mit der Realität. 

Über die unangenehmen Menschen, denen man an einem bestimmten Tag begegnet, sagt Marcus Aurelius:

„Die Menschen handeln so, weil sie das Gute nicht vom Bösen unterscheiden können. Ich habe jedoch die Schönheit des Guten und die Hässlichkeit des Bösen gesehen. Dabei habe ich erkannt, dass der Übeltäter auch etwas mit mir gemeinsam hat, nämlich einen Funken des Göttlichen.“

Jeder, den Sie heute treffen werden, unterscheidet sich trotz seines schlechten Verhaltens nicht wirklich von Ihnen. Es gibt keinen Grund für Ärger, Hass oder Konflikte, rät Marcus Aurelius. Die Dinge laufen vielleicht nicht gut, doch die Dinge müssen nicht gut laufen, damit Sie einen guten Tag haben. 

So wie Sie treffen auch andere manchmal eine schlechte Entscheidung und haben es selbst in der Hand, eine bessere, eine gute Wahl zu treffen. Marcus Aurelius sagt:

„Wir wurden geboren, um zusammenzuarbeiten wie Füße, Hände, Augen oder die obere und untere Zahnreihe. Sich gegenseitig zu behindern, ist unnatürlich. Auf jemanden wütend zu sein, sich von ihm abzuwenden: All das sind Hindernisse.“

Manchen widerstrebt der Gedanke, dass wir geboren wurden, um zusammenzuarbeiten. Man hat das Gefühl, die Mitmenschen stehen einem im Wege und manche Kollegen wären sogar Hindernisse. 

Kein Wunder also, dass der noch junge Tag schon so erschöpfend ist. Man erwartet, dass die Welt keine Hindernisse bietet, während der Verstand mit Hindernissen gefüllt ist. Das passt nicht zusammen.

Konzentrieren Sie sich auf Ihren Charakter

Marcus Aurelius war der Ansicht, dass nicht die anderen Menschen der Grund für Schwierigkeiten sind, sondern ausschließlich man selbst:

„Verschwende keine Zeit, um über andere Menschen nachzudenken – mit der Ausnahme, wenn sie das Allgemeinwohl gefährden. Sonst hält dich das nur davon ab, etwas Sinnvolles zu tun. Was ‚Herr und Frau soundso‘ machen und warum und was sie wohl denken und sagen, lenkt davon ab, sich auf den eigenen Charakter konzentrieren zu können.“

„Mach ruhig weiter mit deiner Degradierung, Seele. Aber schon bald wird deine Chance auf ein Leben in Würde dahin sein. Jeder hat ein Leben. Deins ist fast aufgebraucht und statt dich selbst mit Respekt zu behandeln, hast du dein eigenes Glück den Seelen anderer anvertraut“, erkennt Marcus Aurelius in seinen „Selbstbetrachtungen“.

Diese Schriften gelten als die letzte bedeutende Hinterlassenschaft aus der philosophischen Schule der jüngeren Stoa.

„Konzentriere dich vollkommen auf das, was du zu tun hast – mit Genauigkeit, Ernsthaftigkeit, Sanftmut und mit Sinn für Gerechtigkeit. Tue alles so, als wäre es das Letzte, was du in deinem Leben tun würdest, und höre auf, ziellos umherzutreiben, und lasse deine Emotionen nicht deinen Geist täuschen. Sei nicht länger heuchlerisch, egoistisch oder gereizt“, ermahnte der Philosoph.

Es gibt kein Loskommen, außer man lässt los

Viele sind der Überzeugung, dass andere Menschen oder äußere Umstände die Schuld an einem schlechten Tag tragen. Sie versuchen von den Belastungen loszukommen, indem sie zum Beispiel ans Meer fahren oder in die Berge. 

Marcus Aurelius zufolge sei das vergebene Liebesmüh, weil der friedlichste Ort, den es geben kann, in einem selbst zu finden ist:

„Nirgendwo kann es friedlicher und ungestörter sein als in unserem Inneren, bei unserer eigenen Seele. Das ist der Schlüssel zu wirklicher Stille und Harmonie.“

In der Meditation lag für Marcus Aurelius der Schlüssel zum Loslassen und zur Selbsterneuerung. Ein kurzes Verweilen in der Stille genüge schon, um für den Tag gerüstet zu sein, was auch immer der Tag bringen möge. 

Marcus Aurelius schrieb seine „Selbstbetrachtungen“ als Anleitung für sich selbst, nicht ahnend, dass sie ein bleibender Schatz für die Menschheit werden würden.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion