Ein Hundeflüsterer für alle Fälle
Schon über zehn Jahre ist es her, dass Tom Booker alias Robert Redford als Pferdeflüsterer ein traumatisiertes Pferd nebst Reiterin auf der Filmleinwand therapierte. Mit dem Film wurde schlagartig auch der bekannteste reale Pferdeflüsterer Monty Roberts bekannt, der einen gewaltfreien und für das Tier verständlichen Weg der Kommunikation, Join Up genannt verwendet.
Doch ist in Deutschland nicht das Pferd, sondern der Hund eines der beliebtesten und am meisten verbreitetsten Haustiere. Da Hund und Mensch jedoch unterschiedliche Sprachen sprechen, kommt es oft zu offenen oder versteckten Mißverständnissen zwischen ihnen, die manchmal so unüberbrückbar scheinen, dass selbst Tierpsychologen und Privattrainer mit den herkömmlichen Methoden scheitern.
Der Hundeflüsterer hilft
Harald Kuttert gilt als Spezialist für schwierige Fälle. Der 45jährige Bayer lebt in der Nähe von Augsburg und hat eine spezielle Methode im Umgang mit Hunden entwickelt, die auf seiner lebenslangen Erfahrung mit Hunden, sowie auf Beobachtung und Interpretation des Hundeverhaltens beruht. Er selbst nennt sie „Tierorientierte Methode“ und man kann ihn als Hundeflüsterer bezeichnen. Dabei wirft sein unkonventionelle und doch fachlich fundierte Art viele fixierte Regeln der herkömmlichen Hundeerziehung über Bord und der fast unglaubliche Erfolg innerhalb weniger Stunden Einsatz scheint ihm Recht zu geben. Doch nicht nur Problemfälle stellen die Beziehung zwischen Hund und Mensch auf eine nervenaufreibende Zerreißprobe, sondern auch das alltägliche Miteinander. So mancher Hundeschulenhund folge laut Kuttert eigentlich ganz gut, wenn man nachfrage, man könne aber auch sagen, dass er nie folge, wenn es wichtig sei.
Die Natur des Hundes verstehen
Nach Kutterts Verständnis vom Wesen des Hundes liege das eigentliche Problem meist im Halter, bzw. an den herkömmlichen Erziehungsmaßnahmen, die sich nur im Toleranzbereich des Hundes bewegen und im wesentlichen auf der Theorie beruhen würden, dass der Hund lerne, in dem er in sehr vielen Wiederholungen über längere Zeit Kommandos mit entsprechenden Verhaltensweisen verknüpfe, wofür er dann mit Zuneigung und Leckerlis belohnt werde. Harald Kuttert widerspricht dieser Theorie darin, dass seinen Beobachtungen zufolge Hunde von Natur aus binnen weniger Sekunden lernen würden, was in der Natur überlebenswichtig sei und dass kein Hund im Rudel einem anderen für „Artigkeit“ Futter geben würde. Das widerspräche dem natürlichen Verständnis des Hundes, da Hunde bis zum heutigen Tag um Nahrung kämpfen und auch nicht teilen würden. Man könne das Wesen des Raubtieres, wenn auch domestiziert, nicht mit Leckerlis überlisten. Somit bleibe das Üben mit Leckerlis lediglich ein Üben. Wenn nun unerwartet ein aus Hundesicht hoher Reiz aufträte, habe das Geübte keine Gültigkeit mehr und der Hund nähme unerwünschte Verhaltensmuster wieder auf, achte sogar nicht mehr auf den Halter.
Mit den Augen des Hundes sehen
Innerhalb eines Rudels fallen Entscheidungen wie Flucht, Kampf, Beute oder auch Spielen binnen Sekunden. Ebenso weiß ein Hund sehr schnell, wie er sich innerhalb des Rudels zu verhalten hat, welchen Status er inne hat und weiß sich entsprechend zu benehmen. Im Zusammenleben mit dem Menschen zählt der Hund seinen Halter und alle anderen Familienangehörigen zu seinem Rudel zugehörig. Und da im Rudel das Leittier für die hohen Reize zuständig ist und sich die rangniederen Tiere an ihm orientieren, ist dieser Rang auch die Basis des Erziehungserfolges und das ist auch das Ziel, das Kuttert verfolgt: Der Hundeflüsterer möchte den Hundehalter lehren, sich hundeverständlich zu benehmen, ihm einen hundeverständlichen Führungsstil vermitteln und ihn zu einem für seinen Hund berechenbaren Anführer zu machen. Das Ergebnis sei ein Hund, der ein alltagstauglicher Begleiter geworden sei.
Des Menschen bester Freund, der Hund, ist von Natur aus ein Raubtier, das in einem rangorientierten Familienverband lebt, weswegen er prinzipiell für ein Zusammenleben in Gemeinschaft mit dem Menschen geeignet ist. Wegen dieser nahen Beziehung zueinander wird vom Halter oft der Fehler gemacht, menschliche Denkweise in gewissem Umfang auf den Hund zu projizieren und seine Reaktionen unbewusst menschlich zu bewerten. Auf Grund der unterschiedlichen Denkweise, kommt es bei einer „Vermenschlichung“ des Hundes durch den Halter unweigerlich zu beidseitigen Fehlinterpretationen. Der Hund kann seinen „Chef“ nicht verstehen, da er kein menschliches Verständnis besitzt. Die Folge ist ein verunsicherter Hund und ein verzweifelter Halter, der von seinem Hund enttäuscht ist oder wie Kuttert sagt: „Wenn man an einen Hund menschliche Erwartungen erhebt wird man von einem Tier menschlich enttäuscht.“
Der Ausgangspunkt
Nach Kutterts Erfahrungen würden sich Hundetrainer und -halter hauptsächlich an den Aussagen anderer Menschen richten, er jedoch orientiere sich sein Leben lang schon am Verhalten der Hunde, welches er ständig studiere und deren Naturgesetze er achte. Die Art des Umgangs mit ihnen solle ihrem Verhalten entsprechen, das wäre für die Tiere nachvollziehbar und berechenbar. Er macht nur Hausbesuche, einmalig, für drei bis vier Stunden, um dem Hundehalter einen hundeverständlichen Führungsstil zu vermitteln. Er beobachte Hund und Halter in der vertrauten Umgebung, erkläre dem Halter die Ursachen des Fehlverhaltens seines Hundes und schildere ihm, wie Hunde reagieren würden.
Hund bleibt Hund
Möglicherweise liegt der Ursprung des Missverständnisses darin, dass der Hund nicht denken kann, nicht im menschlichen Sinne, selbst wenn der Halter das manchmal annehmen möge, sich unbewusst wünsche oder seine Reaktionen so interpretiere. Hunde hätten laut Kuttert ein gänzlich anderes Verständnis als der Mensch ihnen unterstelle. Als Beispiel dazu führt er auf, dass wenn Hunde denken würden, jeder Hund brav wäre, keiner würde jagen, da doch zu Hause Futter warte. Doch kein Haustier sei in der Lage seinen Halter mit seinem Verhalten so zu provozieren, wie der Hund. Wenn man seinen Hund seiner Natur entsprechend behandle, werde man auch sehr viel Freude mit ihm haben. Deshalb solle man mit seinem Hund umgehen wie mit einem Hund. Der Hund ist ein Tier und kein Mensch. So logisch das auch klingen mag, werden doch Tiere oft als Kindesersatz verstanden. Doch der Hund bleibt immer ein Hund, wird wie ein Hund denken, bewerten und entsprechend handeln.
(Verein für Deutsche Schäferhunde, Augsburg)
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Harald Kuttert hat über seine Erfahrungen mit Hunden ein kleines, leicht verständliches Buch geschrieben, welches großes Interesse in der Fachwelt hervorgerufen hat und als Praxisheft vom Verein für Deutsche Schäferhunde, Augsburg (www.schaeferhunde.de) herausgegeben wird. Einen Direktkontakt zum Hundeflüsterer erhalten Sie unter www.hundefluesterer.com oder Tel. 08293-909853. |
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