Hart aber fair – TV-Kritik: Plasberg fragt „Minizinsen und Wackeleuro – macht uns die Krise arm?“ Wiederholungen

Von 28. Oktober 2014

Anja Kohl, die einzige Frau in der Talk-Runde von Frank Plasberg bei „hart aber fair“, war ein Fels in der Brandung von Politikersprech und Selbstrechtfertigung. Anja Kohl, seit 2001 Börsenexpertin bei der ARD, war ungewohnt ernst und wurde sehr deutlich: „Die EZB Finanzpolitik bringt ja nicht, was versprochen war. Aber die Schulden der EZB betragen schon 3.000 Milliarden Euro, Geld, für das wir haften! Jetzt sollen sogar Ramschpapiere gekauft werden.“

Tatsächlich handelt es sich um Wahnsinnssummen, die in die Banken gepumpt wurden, aber sie hatten keinen belebenden Effekt für den Markt, weil sie nicht als Kredite weitergegeben wurden. Es gibt nur mehr Schulden und mehr Enteignungen durch Zinsverlust für die Bürger.

Ralf Stegner von der SPD beschwor entschlossen und gebetsmühlenartig Wachstum und Stabilität und dass „die Leute Arbeit haben“, dann würde alles gut. Michael Kemmer vom Bundesverband deutscher Banken gestand zu, dass Frau Kohls Zahlen stimmten, aber ihre Schlussfolgerungen nach seiner Meinung nicht. Und Ralph Brinkhaus von der CDU beschwor die „Fortschritte, die wir gemacht haben“. Er bezog sich auf die kleinen Länder wie Portugal, Spanien und Irland.

Da griff sogar Plasberg ein und verwies auf die aktuell sichtbar werdende bedrohlich insolvente Situation der „Großen“ wie Italien und Frankreich.

„Untergangskassandra“ mit Angstsalven?

Brinkhaus wich aus und beschimpfte Anja Kohl als „Untergangskassandra“, die ihre Angstsalven abfeuere und damit die schöne heile Welt störte.  

Auf der Webseite meldete sich der Zuschauer „Tatsachen“ um 23:00 Uhr zu Wort: „Realistische Fakten und Zusammenhänge gibt es von Frau Kohl und Herrn Lucke, aus denen jeder selbst seine Schlüsse ziehen kann. Von den beiden anderen Politikern nur Schönrederei, Eigenlob und beharrliches Herauspicken einiger Details, um die eigentlichen Probleme der Bürger zu leugnen. Sie bekamen sogar vom Moderator den Hinweis, die Zuschauer nicht zu unterschätzen …“

Nullnummer auf dem Sparbuch, Verluste bei privater Rente, Aktien auf der Achterbahn – und  jetzt geht auch noch der Wirtschaft die Luft aus! Müssen wir Angst haben um unseren Wohlstand, um den Wert des Geldes? Das waren die Eingangsfragen von Plasberg.

Und, kann man den Banken trauen? „Ja, das kann man,“ meinte Kemmer, „die niedrigen Zinsen von 0,05 Prozent sind zwar nicht gut, aber Draghi will wohl Zeit kaufen und die Zinsen sind mit der Inflationsrate verbunden…“ Darauf Plasberg: „Das klingt ja wie Zinsen beten!“

Anja Kohl empört: „Das Geld dient allein der Sicherung von Banken und Staaten. Die Breite der Arbeitnehmer dagegen muss mit Abstrichen an Renten und Alterssicherung rechnen. Die Inflation steigt auch. Brinkhaus Rechnungen gehen nicht auf.“

Bernd Lucke von der AfD durfte in dieser Sendung ausnahmsweise einmal wie alle anderen aussprechen. Er nahm sogar die Lebensversicherer in Schutz, die nicht ahnen konnten, dass die Zinsen gegen Null gehen könnten. Der Vorwurf an Vermögensverlusten sei den Politikern zu machen, die sich nicht wirklich für die Alterssicherung und Spareinlagen der Bevölkerung interessiert hätten.

Natürlich prangerte er wieder die Einführung des Euro an, auch den Verlust von Arbeitsplätzen in den südlichen Ländern, und verwies auf die gefährliche Ankündigung von Draghi, dass der Niedrigzins lange erhalten bleiben werde.

Lapidar reagierte ein Zuschauer, der zitiert wurde: „Der Euro ist gescheitert. Das dicke Ende kommt.“   

Die Teilnehmer waren:  

Ralf Stegner (SPD, stellv. Parteivorsitzender)

Ralph Brinkhaus (CDU, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für den Bereich Haushalt, Finanzen und Kommunalpolitik)

Anja Kohl (ARD-Börsenexpertin)

Bernd Lucke (Sprecher der Alternative für Deutschland AfD, Mitglied

des Europaparlaments, Professor für Volkswirtschaftslehre)

Michael Kemmer (Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied

Bundesverband deutscher Banken)

„hart aber fair“ wird in unterschiedlichen Programmen wiederholt. Hier finden Sie die aktuellen Termine. 

Dienstag, 28.10.2014

Das Erste: 02:25 Uhr

WDR: 08:45 Uhr

3sat: 10:15 Uhr

tagesschau24: 20:15 Uhr

Mittwoch, 29.10.2014

tagesschau24: 07:45 Uhr

Verpasste Sendungen der ARD können Sie in der ARD-Mediathek nachholen.

Hart aber fair – jetzt im Live-Stream/Free TV:

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Programme der RTL-Gruppe (RTL, RTL2, SuperRTL, VOX, NTV, RTL Nitro), unter deren Bereich auch die Ausstrahlung von GZSZ zählt, fallen nicht darunter und können im Upgrade Zattoo-HiQ-Paket mit anderen privaten Sendern per Monats-Abo oder auch tageweise bezahlt werden (siehe auch zattoo.com/de/sender). Wer speziell RTL-Fan ist, kann sich die Sendung auch über die RTL Now-App via Live-Stream ansehen. Hierbei sind die ersten 30 Tage zum Testen kostenfrei, wer sich registriert, hat sogar 60 Tage „Spielraum“.

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