„Herr Gaddafi: Es ist Zeit zu gehen!“

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Foto: John Moore/Getty Images

New York – Als ich im Jahre 2006 Libyen beruflich wegen eines HIV/AIDS Kongresses besuchte, wurde mir die wahre Natur des Gaddafi-Regimes bewusst. Ich saß mit einem Freund im Taxi, als der Fahrer in dem Augenblick, als er hörte, dass wir aus Argentinien kamen, begeistert über Maradonna und argentinischen Fußball zu reden anfing. Als wir an einigen Militärkasernen vorbei fuhren, fragte mein Freund ziemlich naiv, ob diese Gaddafis Wohnquartier sei. Der Gesichtsausdruck des Fahrers, der bis dahin offen und freundlich gewesen war, verwandelte sich sofort und wurde abweisend und angstvoll.

Als mein Freund seinen faux pas bemerkte, nahm er sofort wieder das Gespräch über Maradonna auf. Trotzdem kam keine freundliche Atmosphäre mehr auf. Obwohl es nur ein kleiner Zwischenfall war, wurden wir uns der obsessiven Natur des Führers und des Klimas der Furcht bewusst, die das Land beherrschte.

Die Art und Weise, wie die Dinge sich in Libyen entwickeln, wo er sein eigenes Volk mit Hilfe seiner Söldner umbringt, zeigt, dass die Zeit gekommen ist, den internationalen Druck zu verschärfen, um ihn dazu zu bringen, endlich zu gehen.

Gaddafi ist davon überzeugt, dass die zur Zeit stattfindende Rebellion des Volkes nicht auf seinen Machtmissbrauch zurückzuführen ist. Er hat sein Volk 40 Jahre lang regiert, hat eine Herrschaft der Tyrannei und Korruption geführt und hat viele Länder durch sein unberechenbares und verbrecherisches Verhalten verärgert. Er glaubt vielmehr, dass diese Rebellion das Ergebnis des Aufflackerns von Stammesrivalitäten sei, die das zerstören will, was er als die Macht des Volkes in Libyien ansieht. Seit seiner Machtübernahme im Jahre 1969 hat er die Kontrolle über die Bevölkerung durch den Einsatz seines omnipräsenten Sicherheitsapparates aufrechterhalten.

Seine eigenen früheren Offiziere haben zugegeben, dass afrikanische Söldner nach Tripolis kommen, um die Rebellion niederzuschlagen. Das wirft ein Licht auf den wahren Charakter des Regimes. Wie erbärmlich muss jemand sein, wenn er ausländische Soldaten benutzt, um sein eigenes Volk zu töten? „Wir sind sicher, dass die jetzigen Vorgänge in Libyien Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen sind“, erklärte Ibrahim Dabbashi, Libyens stellvertretender Botschafter, den Vereinten Nationen gegenüber.

Und jetzt gibt es noch mehr Enthüllungen, was Gaddafis Rolle bei der Lockerbie-Affäre angeht, bei der 270 Menschen in Südschottland auf einem Pan Am Flug nach New York den Tod fanden. „Ich habe Beweise dafür, dass Gaddafi den Angriff in Lockerbie befohlen hat,“ erklärte Mustafa Abdel-Jali, Libyiens kürzlich ernannter Justizminister.

Während meines Aufenthalts in Libyen erfuhr ich von weiteren Vorgängen, die mich in große Besorgnis versetzten. Da gab es zum Beispiel den Fall der fünf bulgarischen Krankenschwestern und eines palästinensischen Arztes, der auf Grund einer falschen Beschuldigung, er habe AIDS in Libyen verbreitet, viele Jahre lang in Haft war. Mir wurde klar, dass Libyens Herrscher vor nichts zurückschrecken würde, um Rache für das zu nehmen, was er als eine unfaire Darstellung seiner Person in der westlichen Presse ansah.

Die sechs im Gesundheitswesen Tätigen waren angeklagt worden, 426 Kinder mit dem HIV Virus infiziert zu haben. Viele in Libyen und die meisten der internationalen Gemeinschaft waren davon überzeugt, dass es sich um falsche Anschuldigungen handele. Nach Aussagen der Beamten der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten wie auch der Menschenrechtsanwälte wurden die sechs im Gesundheitswesen Tätigen dieser Verbrechen angeklagt, um die erbärmlichen Hygienebedingungen in Krankenhäusern zu vertuschen, in denen die Infektionen erfolgt waren (einige Kinder waren schon infiziert, bevor die sechs auftauchten). Alle sechs wurden gefoltert, um ihre Geständnisse zu erzwingen.

Schließlich kam es zu einem Handel. Bulgarien, die Vereinigten Staaten, Großbritannien und die Europäische Union kamen darin überein, den Familien der infizierten Kinder zu helfen. Obwohl die sechs schließlich frei kamen, zeigte der Vorfall doch wieder einmal, dass Gaddafi nicht davor zurückschreckte, falsche Informationen für seine eigenen hinterhältigen Ziele einzusetzen.

Da die Anzahl der libyschen Beamten, die die Regierung verlassen, immer größer wird, ist es wohl richtig, anzunehmen, dass Gaddafis Tage gezählt sind. Die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft sollten weiterhin den Druck verstärken, um Gaddafi zum Rücktritt zu zwingen. Einer solchen Person zu erlauben, weiter an der Macht zu bleiben, bedeutet, dass man das Überleben Tausender von Libyern riskiert.

Dr. César Chelala, ein internationaler bekannter Gesundheitsberater, ist Mitgewinner des Preises Overseas Press Club of America.

Originalartikel auf Englisch: Mr. Gadhafi: It Is Time To Go

 

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