Historische Lüge oder Selbstbetrug? – „Ohne Mauerfall hätte die DDR einen besseren Sozialismus aufbauen können“

Sollen historisch eindeutige Lügen verboten werden? Klaus D. Leciejewski ist deutscher Publizist und Unternehmer, in seinem letzten Beitrag auf „Achgut.com“ geht er historischen Irrtümern, Selbstbetrug und dieser Frage nach. "Immerhin sei ja in Deutschland auch die Leugnung des Holocaust unter Strafe gestellt."
Titelbild
DDR-SymbolFoto: Sean Gallup/Getty Images
Von 12. April 2017

Vor knapp zehn Jahren hat Walter Krämer in seinem Buch „Lexikon der populären Irrtümer“ einige existierende historische Irrtümer offen gelegt. Zum Beispiel habe es zum Auftakt der französischen Revolution niemals einen Sturm auf die Bastille gegeben, ebenso wenig einen Sturm auf das Winterpalais zum Auftakt der Oktoberrevolution in Russland. Solche Geschichtsklitterungen sollen ausschließlich zur historischen Legitimation der jeweiligen Gesellschaftssysteme erfunden und verbreitet worden sein.

Publizist Klaus D. Leciejewski findet es von daher nicht verwunderlich, „dass auch in der Gegenwart historische Irrtümer von Journalisten und Politikern in Deutschland emsig verbreitet werden.“ Doch eigentlich sei die Bezeichnung Irrtümer dabei irreführend, denn einen Mangel an wahrheitsgemäßen Darstellungen gäbe es nicht – somit seien sie doch eher „bewusste Geschichtsfälschungen“.

Für ihn ist einer der am häufigsten wiederholten „Irrtümer“ die Behauptung, die USA hätten die Sowjetunion zu Tode gerüstet. Bei manchen habe das doch perfekt ins Weltbild gepasst, was dabei allerdings völlig ausgeblendet wird ist die Tatsache, dass das sozialistische Wirtschaftssystem der Sowjetunion bereits Anfang der 80er Jahre vollständig gescheitert war. Westliche Ökonomen hatten schon seit Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass eine effiziente Produktion und Allokation von Waren durch eine zentrale Planwirtschaft unmöglich war.

Auch die DDR war 1990 bankrott, aber in linken Kreisen werde heute immer noch behauptet, „wenn der täppische Akt der Maueröffnung nicht passiert wäre, hätte die DDR eine Chance gehabt, einen besseren Sozialismus aufzubauen.“

Trotz absurder Geschichtsignoranz wird selbst heute dies in grünen und sozialdemokratischen Gruppen noch als diskussionswürdig angesehen, so Leciejewski, jedoch sei es eher eine historische Lüge, wenn nicht gar Selbstbetrug.

Weniger als Irrtum und mehr als Glaubenssache will der Autor diesbezüglich noch die weit verbreitete Behauptung definieren, „der Sozialismus ist an sich gut, aber bislang nur schlecht gemacht worden“.

„Erstens entstand kein einziger sozialistischer Staat ohne die tatkräftige Hilfe der Sowjetunion, ohne diese wäre China, Nordkorea und Nordvietnam niemals kommunistisch geworden“, so Leciejewski weiter. Und die aktuelle Entwicklung in Venezuela beweise, dass sozialistische Experimente bereits nach wenigen Jahren an freien Wahlen scheitern würden, weshalb auch keine stattfinden dürften. „Venezuela ist ein Prüfstein für die Glaubwürdigkeit der heutigen linken Bewegungen“, so Leciejewski.

Und: „So vielfältige Unterschiede die sozialistischen Staaten in ihrer Entstehung und ihrem Ausbau auch aufwiesen, zweitens wurden sie allesamt zu Diktaturen der Persönlichkeit an ihrer Spitze.“

Politische Legenden hätten immer einen „ideologischen und damit einen längerfristig angelegten machtpolitischen Hintergrund.“ Doch sollte in einer demokratischen Gesellschaft die Verbreitung historisch eindeutiger Lügen verboten werden?, fragt der Autor nach. Immerhin sei ja in Deutschland auch die Leugnung des Holocaust unter Strafe gestellt.

Nein! – ist seine klare Antwort. „Auf keinem Fall darf sich eine freiheitliche Gesellschaft der geistigen Auseinandersetzung durch Verbote entziehen. Wir müssen derartige historische Irrtümer als zielgerichtete Lügen entlarven. Nur damit können wir ihre Verbreitung einengen, aber niemals völlig unterbinden, weil durch staatliche Verbote weder Machtinteressen, noch Glaubensbekenntnisse, noch geistige Verirrungen aus der Welt geschafft werden können.“



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