“Jedes Lied vermittelt eine Atmosphäre“

Die Karibik und Lionels Freundschaft mit Kenny Rogers, Bob Marley, Marvin Gaye und Tina Turner
Titelbild
Lionel Richie beantwortet beim Romantic Rhythms Music Festival in Antigua Fragen. (ET)
Epoch Times7. Juli 2008

Lionel Richie traf sich mit Reportern beim Romantic Rhythms Music Festival 2008 von Antigua und Barbuda, am 13. Juni vor seinem Auftritt im Sir Vivian Richards Stadion. Der ehemalige Frontmann der Commodores und Solist sprach über seine Lieder, die Karibik und seine Freundschaften mit Kenny Rogers, Bob Marley, Marvin Gaye und Tina Turner.

ETD: Was war Ihr erster Eindruck von Antigua [eine Insel der Karibik]?

Lionel Richie: Ich konnte nie einen Strand entlanggehen, wo wenige Menschen waren. Und wo ich jetzt bin, ist es großartig. Ich habe meinen eigenen kleinen Strand, und es gibt meine eigene kleine Strecke, und alle sind so freundlich,… es ist herrlich…Ich verstehe nicht, warum ich erst jetzt hierher gekommen bin.

Man kann nur begeistert sein. Ich bin durch die ganze Welt gereist, und ich staune, dass ich zu einem Platz kommen kann, von dem ich so fasziniert bin. Wie konnte ich das bisher verpassen? Und wie kann es hier noch einmal eine andere Stimmung geben als an dem Ort der Karibik, wo ich zuletzt war? Man denkt: ‚Okay, die Bahamas, das ist alles gleich…Oh nein, das ist es eben nicht. Das ist es absolut nicht.‘

Jeder Ort hat seine ihm eigene und einzigartige Stimmung, seine Atmosphäre. Jedes Mal, wenn ich das mit zurück nach Los Angeles oder Alabama nehme, kommt es in Form eines Songs wieder nach außen, jede Musikkomposition vermittelt eine Stimmung. Wenn Sie die Atmosphäre spüren, werden Sie das Lied schreiben. Das einzige, was Filmemacher tun, ist herauszufinden, was das ist, und dann gehen sie zurück und werden einen Film daraus drehen. Ich verwende es für ein Lied. Verstehen Sie, diese Atmosphäre hier wird etwas in mir auslösen, das wiederkommen und in ein Lied münden wird.

ETD: Somit kommt die Atmosphäre für ‚All Night Long‘ von der Karibik?

Lionel Richie: Ob Sie es glauben oder nicht, ja da kommt die Atmosphäre her. Ich bin einer jener Typen, die – ich suche nicht nach etwas Neuem. Ich suche nach dem, was die Menschen jeden Tag machen. Jedes Mal, wenn ich im Urlaub war, bemerkte ich, dass alle, die rappen können, im Urlaub Calypso tanzen. Und alle, die Opern singen, passen sich irgendeiner Form von Calypso oder Reggae an. So war es sehr einfach, als ich zurückging, um ‚All Night Long‘ zu schreiben. Alles, was ich machen musste, war den Rhythmus zu finden, nach dem alle tanzen, wenn sie Urlaub machen. Das war ‚All Night Long‘.

Oder anders gesagt, in der Karibik geht es nicht nur darum, einen Hit zu landen. Wenn man irgendein Vermächtnis hat oder eine Karriere, lehren die Eltern die nächste Generation alles über diesen Musiker oder Künstler. Das ist der Grund, warum Sie hier in den Urlaubsorten jedes Lied von jeder Ära hören können. Sie sind alle bekannt und werden gelehrt. Jede Generation von R&B, jede Generation von Pop, sie kennen jedes Lied.

ETD: Sind Sie je mit Kenny Rogers aufgetreten?

Lionel Richie: Ja, zweimal, einmal bei der Country Music Preisverleihung. Er wusste nicht, dass ich kam. Sie wollten, dass ich ihn überrasche. Deshalb wohnte ich für einen Tag im Dottie West House, als die Show begann. Und in der Nacht schlich ich zur Show. Als er vortrat und ‚Lady‘ sang, bei der zweiten Strophe, kam ich hinter dem Vorhang hervor, naja, und ich überraschte Kenny. Das zweite Mal ging ich zu einem seiner Konzerte. Und ich saß mit im Publikum und wollte seine Show genießen. Doch Kenny sagte: ‚Was machst du denn da unten? Komm auf die Bühne!'“ [Gelächter]

Mir tut es sehr leid, dass ich morgen Nacht nicht hier sein werde, denn, das ist einfach so, wir sind am Besten, wenn es auf der Bühne zu Juxereien zwischen uns kommt. Haben Sie uns mal im Fernsehen gesehen? Zusammen sind wir die größten Komiker. Wir müssen dazu nichts proben. Wir gehen auf die Bühne, und Sie können den Segen einer Freundschaft sehen. Dies ist so seit ich ihn kenne.

ETD: Was ziehen Sie vor, schreiben oder singen?

Lionel Richie: Das Schreiben ist etwas, was mich berührt, weil wenn Menschen zu Ihnen kommen und sagen: „Mich hat Ihr Lied sehr beschäftigt,“ „Ich heiratete bei Ihrem Lied“, „Ich bekam Kinder bei Ihrem Lied“, „Ich hörte bei meiner Scheidung Ihr Lied“, „Meine Mutter wurde mit Ihrem Lied begraben.“ Man weiß nicht, wie diese Lieder benutzt und für das Leben verwendet werden. Das Schreiben von Liedern ist eigentlich etwas, wo man etwas sagen wollte, aber nicht wusste wie man es sagen soll.

‚Three times a Lady‘. Jetzt kommt der Witz, den ich immer dazu erzähle – Ich kriege mehr Komplimente von Männern als von Frauen. Frauen erzählen mir ihre Erfahrungen. Männer sagen mir überhaupt kein Wort. Sie machen: „Lionel“. [alle lachen, als er eine Geste macht]. Das kann alles Mögliche heißen und ich versteh es. Sie brauchen ihrer Frau nicht erklären, was es bedeutet. Es bedeutet einfach: ‚Danke. Ich verstehe dich, mein Bruder.“

ETD: Ich bin sicher, dass es Künstler oder besondere Lieder gab, die Sie beeinflusst haben. Gibt es da etwas, was sie gerne dazu erzählen?

Lionel Richie: Ja, also, ich hatte einfach Glück gehabt. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt. Stellen Sie sich vor, sie wollen ins Musikgeschäft, und dann sagt eines Tages jemand zu Ihnen: „Sie können bei Motown Records unterschreiben“. Und Sie gehen durch die Tür, und da ist Marvin Gaye. Und Stevie Wonder. Und Smokey Robinson. Und Berry Gordy. Alle sind dort. Diana Ross. Holland-Dozier-Holland. Sie sind alle da. The Jackson Five. Alle.

Nicht nur, dass ich sie sah: „Marvin hat heute Abend eine Aufnahme, ja, richtig, hier.“ Ich konnte dabei sein. Und Smokey’s macht Aufnahmen, ja, genau, hier. Ich konnte dabei sein. Und dann gehe ich über die Straße und sehe Quincy [Jones]. Wer nicht bei Motown ist, den triffst du auf der Straße. So ist das.

ETD: Einen echt großen Einfluss in der Karibik hatte Bob Marley. Hatte er auch einen Einfluss auf Sie gehabt?

Lionel Richie: Absolut. Ich hatte nicht nur das phantastische Vergnügen, mit ihm Musik zu machen, ich kannte ihn auch. Sie können es glauben oder nicht – ich komme mir gerade vor wie ein 400 Jahre alter Mann, der hier erzählt – Bob Marley & The Wailers war die Vorgruppe der Commodores beim Madison Square Garden auf unserer Tour. Wir traten vier Nächte im Madison Square Garden auf, und wir hatten vier Nächte mit Bob Marley als Vorgruppe, und es war gigantisch. Ich hatte diesen Kerl nie zuvor gesehen, ihn und seine Wander-Famile – Ich nenne das nicht eine Band – es ist seine Familie auf Reisen – es war einfach unglaublich. Also vom Spirituellen her kann ich verstehen, warum er in der Karibik so eine große Wirkung hatte.

ETD: Wie war es, mit Tina Turner aufzutreten?

Lionel Richie: Sie hat so viel Energie auf der Bühne, sie ist wie [Muhammad] Ali. Ein guter Ali-Kampf. Sie redet die ganze Zeit durch ihre Lieder. Und wenn du mit Singen dran bist – sie sang ihren Part, ich war dran, sie machte: „Auf, Lionel. Mach schon. Sing für mich.“ Und ich schnappte nach Luft: „Tina, du musst aufhören zu reden, ich kann mich nicht konzentrieren. [Gelächter] Das ist Tina!



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