Rassistischer Überfall auf Leibniz-Forscher schadet auch dem Wissenschaftsstandort Deutschland

Die Leibniz-Gemeinschaft ist erschüttert über den Angriff auf einen ihrer Wissenschaftler in Potsdam. Leibniz-Präsident Rietschel befürchtet als Reaktion ausbleibende Bereitschaft ausländischer Wissenschaftler, in Deutschland zu arbeiten. Leibniz-Past-Präsident Hans-Olaf Henkel setzt 5000 Euro auf Hinweise zur Ergreifung der Täter aus.
Epoch Times18. April 2006

Berlin – Die Leibniz-Gemeinschaft teilte mit, dass Präsidium sowie Personal- und Betriebsräte der Leibniz-Gemeinschaft auf den rassistischen Überfall auf einen 37-jährigen Deutsch-Afrikaner in Potsdam mit großer Bestürzung reagiert haben. Der Mann arbeite als Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim.

Leibniz-Präsident Ernst Theodor Rietschel zeigte sich erschüttert über den Anschlag vom frühen Sonntagmorgen: „Der Angriff auf unseren Wissenschaftler ist eine zutiefst verdammenswürdige Tat. Unser Mitgefühl und unsere Genesungswünsche gelten dem Opfer und seiner Familie.“ Rietschel befürchtet auch mögliche Auswirkungen auf den Wissenschaftsstandort Deutschland: „Offensichtlich fremdenfeindliche Anschläge wie dieser schaden auch der deutschen Wissenschaft in ihren Versuchen ausländische Wissenschaftler nach Deutschland zu holen. Wer wegen seiner ethnischen Herkunft Angst um Leben und Gesundheit hat, den können auch die besten Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Arbeit nicht dazu bewegen, nach Deutschland zu kommen“, so Rietschel.

Auch Rietschels Vorgänger und heutiger Past-Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Hans-Olaf Henkel ist entsetzt über die Tat und möchte an der Aufklärung des Verbrechens mitwirken. Deshalb stockt er aus seinem Privatvermögen die bereits ausgesetzten Belohnungen auf Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, um weitere 5000 Euro auf.

Auch die Personal- und Betriebsräte der 84 Leibniz-Einrichtungen sind entsetzt über den Angriff auf ihren Kollegen: „Der Mordversuch an unserem Kollegen beweist einmal mehr die menschenverachtende Brutalität und bodenlose Dummheit der Täter“, erklärt die Koordinierungsgruppe der Personal- und Betriebsräte der Leibniz-Gemeinschaft. „Sie behandeln Menschen anderer Hautfarbe als Objekte ihres Rassenwahns und stellen sich damit selbst außerhalb der Gesellschaft. Die kulturelle und menschliche Bereicherung einer Zusammenarbeit mit Menschen aus allen Teilen der Welt ist ihnen fremd; für uns Beschäftigte international kooperierender Einrichtungen ist sie jedoch eine alltägliche Erfahrung. Unser Mitgefühl gilt den Opfern rassistischer Gewalttaten und deren Familien. Wir hoffen inständig, dass unser Kollege bald wieder bei seiner Familie sein und mit uns leben und arbeiten kann.“

Der aus Äthiopien stammende Ingenieur lebt seit fast 20 Jahren in Deutschland und besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit 2001 arbeitet er als Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim in der Abteilung „Technik im Gartenbau“. Hier befindet er sich in der Abschlussphase seiner Doktorarbeit mit dem Thema „Ausbreitung von Wassertropfen bei Niederdruckspritzdüsen“. Seine Arbeit widmet sich der Frage, wie sich Gemüse und andere verschmutzte Oberflächen mit möglichst wenig Wasser und Energie schnell und schonend reinigen lassen. Nach seiner Promotion plant der Wissenschaftler, sein Wissen der Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen, insbesondere der Hilfe für Äthiopien – eines der ärmsten Länder der Welt.

Den offenen Brief des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim zum Anschlag finden Sie im Internet unter:

www.leibniz-gemeinschaft.de/extern/aktuelles/index_1.html



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion