Sind wir arm dran?

Von 9. März 2005

Der Bundeskanzler ist erschüttert über die hohe Arbeitslosigkeit. So etwas sagt man doch nur, wenn man ebenso ratlos ist wie die anderen. Jetzt war er bei den selbstbewussten Arabern und kommt mit der frohen Botschaft zurück, wir sollten auch selbstbewusster auftreten, wir sind doch schließlich wer.

Ja, wer sind wir denn eigentlich? Des Deutschen liebstes Hätschelkind ist der Selbstzweifel und das Selbstmitleid. Und hat jemand keine Zweifel, dann werden Neider und Missgünstige ihn schnell annagen und unterminieren. Die vielen guten Experten erscheinen fast austauschbar, weil über Regierungswechsel hinaus die Zahl der Arbeitslosen steigt. Wir müssen uns ändern, kommt als letzte Botschaft sogar an Bankschaltern über den Tresen. Das ganze Anspruchsdenken muss weg, die Einsatzbereitschaft muss steigen, die Bildung muss verbessert werden. Löhne und Gehälter sind zu hoch, Vorschriften zu eng, wir machen eben alles verkehrt. Da sitzen wir wieder im Selbstzweifel.

Stellen wir eigentlich die richtigen Fragen? Können wir nicht hinschauen und auch staunen über das, was wir geschafft haben? Ist es ein Tabu, über die gewaltige Leistung zu sprechen, die Menschen und Strukturen der neuen Bundesländer aufgefangen zu haben? Ist es nicht verständlich, dass wir daran noch immer schwer tragen? Eigentlich ist es doch wunderbar, wie wir es bis hierhin geschafft haben. Ist es nicht erfreulich, dass in Deutschland nach der friedlichen Revolution von 1989 und dem Fall der Mauer auch ein friedliches Miteinander gelebt wird? Das strahlt auch aus auf als Vorbild auf Völker, die sich noch von Fesseln befreien und zu Demokratien wandeln wollen. Lassen wir uns nicht zu gern vernebeln von Politikern und leider auch Medien, die jede Gelegenheit suchen um überflüssige Diskussionen ergebnislos breitzutreten?

Während wir uns selbst zerquälen, rauschen die Gelder weltweit im globalen Spiel durch unbekannte Kanäle. Denken wir über Geld nur nach, wenn es uns gerade fehlt? Lassen wir uns mit kurzen Versprechungen dumm machen, statt die großen Spiele anzuschauen? Lesen wir auch mal Wirtschaftsartikel? Denken wir nicht immer, dass wir nichts davon verstehen – wer Fußballregeln begreift, der kann auch andere Spiele verstehen.

Wenn wir unseren Politikern Mut machen, endlich mal über die Spiele hinter den Kulissen zu reden mit uns, für die sie doch da sein wollen, vielleicht entdecken wir dann, dass sie auch nur laut pfeifend durch den finsteren Wald traben, genau wie wir. Nur Mut, stellen wir mal neue Fragen!



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