Streit um Karl-Valentin-Orden für Andreas Gabalier – „A Meinung haben“ in Zeiten politikverdrossenen Schweigens

Der Karl-Valentin-Orden soll in diesem Jahr an Andreas Gabalier gehen. Die Entscheidung der Faschingsgesellschaft Narrhalla wird nun stark kritisiert. Zu recht?
Titelbild
Andreas Gabalier.Foto: Karsten Klick/Electrola/dpa
Von 28. Januar 2019

Der ehemalige SPD-Oberbürgermeister von München, Christian Ude, ist empört.

Ausgerechnet Volks-Rock’n‘ Roller Andreas Gabalier soll den renommierten Karl-Valentin-Orden bekommen, den die Faschingsgesellschaft Narrhalla seit 1973 im Andenken an den Münchner Komiker Karl Valentin vergibt.

Ude, der im vergangenen Jahr die Preisverleihung an den deutschen Nationalspieler Phillip Lahm als Laudator begleitete und 1999 selbst den Orden erhielt, nennt die Auswahl Gabaliers einen „schockierenden Fehlgriff“, berichtet die „Krone“ aus Österreich.

Auch Gunter Fette, Nachlassverwalter der Valentins-Familie schimpft laut der Müncher „TZ“ über Gabalier:

Es ist nicht hinzunehmen, dass Gabalier mit seinem offenkundigen Spiel mit faschistischen Symbolen, seiner Frauenfeindlichkeit und seiner Homophobie mit dem Namen Karl Valentin in Verbindung gebracht wird.“

(Gunter Fette, Rechtsanwalt)

Auch die Direktorin des städtischen Valentin-Karlstadt-Musäums, Sabine Rinberger, ist empört: „Wer einen nach einer Persönlichkeit benannten Orden vergibt, hat eine Verantwortung dem Protagonisten gegenüber und muss in diesem Fall Karl Valentin gerecht werden.“ Und Rinberger glaubt zu wissen, was dem 1948 verstorbenen Karl Valentin angemessen ist. Denn ihrer Meinung nach habe die Kunstform Gabaliers nichts mit der von Valentin zu tun, heißt es im „Spiegel“. Ihre Toleranz sei am Ende, weil mit Gabalier ein wegen rechtpopulistischer Tendenzen umstrittener Musiker ausgezeichnet werde.

„A Meinung haben“

Doch die Faschingsgesellschaft Narrhalla sieht das anders:

Die Närrische Gesellschaft sieht Gabalier angemessen geeignet, die Spitzfindigkeiten des großen Münchner Humorisken um seine Ziele und Ideale in der heutigen Zeit zu verkörpern.“

(Narrhalla)

Gemäß dem Stiftungsprotokoll von 1972 wird der alljährliche Preis an eine „Persönlichkeit aus Politik, Kunst, Wissenschaft, Literatur oder Sport“ nach Meinung der Gesellschaft verliehen für die …

„… Humorvollste bzw. hintergründigste Bemerkung im Sinne von Karl Valentin, für eine Rede oder Handlung, für ein Zitat, welches in der Öffentlichkeit publik wurde.“

(aus dem Stiftungsprotokoll)

In den heutigen politischen Zeiten zeugt es auch für eine Faschingsgesellschaft von großem Mut und Rückgrat, eine Meinung zu vertreten, die für viele unverständlich und nicht populär erscheint.

Die Nominierung sei erfolgt, weil sich auch Karl Valentin „zeitlebens als Volkssänger sah“, so der Faschingsverein, der den Gabalier-Song „A Meinung haben“ als „Loblied auf das Andersdenken, auf Menschen die ihr politikverdrossenes Schweigen brechen und hinter ihrer Meinung stehen“ lobte.

Frauenfeindlich? Können 80.000 Mädels irren?

Doch was sagte Narhalle zu den Vorwürfen des Nachlassverwalters Fette? Günter Malescha von Narhalla sagte laut „Krone“ dazu:

Oberflächlich betrachtet entsteht für den ein oder anderen der Eindruck, Gabalier sei der rechten Ecke zugeneigt. Schaut man genau hin, ist das nicht haltbar.“

(Günter Malescha, Vizepräsident Narhalla)

Außerdem empfand Malescha den Vorwurf „frauenfeindlich“ als Unsinn: „80.000 Mädels in einem Stadion irren sicher nicht!“

„Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“

Gabalier verstehe es, „volkstümliche Musik mit Stadionrock zu verbinden“. Für ihn sei „sein geliebtes München zum Epizentrum des Volks-Rock’n’Roll“ geworden, heißt es zudem in der Begründung für die Auszeichnung.

Im Gegensatz zu vielleicht anderen Meinungen sehen die Preisverleiher in dem Lied eine Anknüpfung an das berühmte Valentin-Zitat:

Fremd ist der Fremde nur in der Fremde.“

(Karl Valentin)

Museumsdirektorin Rinberger nach gehe es dabei um Toleranz und die ganze Person Andreas Gabalier passe nicht zum Freigeist von Karl Valentin, schreibt der „BR“. „Wie kommt man darauf, dass Valentins ‚Fremd ist der Fremde nur in der Fremde‘ irgendeinen Bezug zu Gabaliers rechtspopulistischen homophoben, fremden- und frauenfeindlichen Texten hat“, schimpft Rinberger weiter, berichtet die „Welt“.

Karl Valentin habe dazu anregen wollen, anders über das Fremdsein nachzudenken als patriotisch und nationalistisch, so Direktorin Rinberger.

Vielleicht meinte er mit seinem berühmten Zitat aber auch: Bub, bleib in der Heimat und vergiss sie nie, zieh nicht in die Fremde, dort wirst du nie zuhause sein. Und vielleicht gibt es genau da auch Gemeinsamkeiten mit Andreas Gabalier, der auf Tradition bedacht ist und da singt: „Vergiss die Heimat nie“.

Samstag, 2.2., Laudator: Peter Kraus

Die Auszeichnung soll am Samstag, 2. Februar, anlässlich des großen Narhalla-Balls „Soiree Münchner Leben“ im Deutschen Theater in München stattfinden. Die Laudatio wird Schauspieler, Sänger und Alt Rock’n Roller Peter Kraus halten.

Damit reiht sich Andreas Gabalier in eine ehrwürdige Reihe mit Namen wie Vicco von Bülow (Loriot), Franz-Josef Strauß, Louis Trenker, Sir Peter Ustinov, Helmut Kohl, Jürgen Möllemann, Harald Juhnke, Rudi Carell oder die Klitschko-Brüder und andere.

 

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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