Daniel Hope: Darum sind Sting und Max Raabe der Clou an seinem Hollywood Album! (Rezension und Trailer)

Titelbild
Geiger Daniel Hope ist mit seiner neuen CD nach Hollywood aufgebrochen – und ging dort auf die Suche nach den vertriebenen Künstlern Europas...Foto: Margaret Malandruccolo / Deutsche Grammophon
Von 6. September 2014

Geiger Daniel Hope ist mit seinem Hollywood-Album erneut ein großer Wurf gelungen.

Am ersten September kam die CD mit dem Titel: „Escape to Paradise“ bei der Deutschen Grammophon heraus. Und die Überschrift verrät es bereits: Den Hörer erwartet hier keinesfalls akustische Zuckerwatte mit Sologeige – es ist eine dramatische Flucht ins Paradies, die hier angetreten wird.

Daniel Hope erforscht mit seinem Album, wie die durch den Holocaust vertriebenen Künstler den Klang von Hollywood kreierten. Wie klassische Komponisten sich in der Filmmusik eine neue Heimat suchen mussten – Und wie trotz all der Schönheit und Süße, die ihre Kompositionen im „Paradies“ der Filmmetropole entfalteten, in ihrer Musik immer noch düstere Schicksale nachklingen, die dem Traum von einer besseren Welt existentielle Tiefe verliehen. Es enstand ein Klang in dem Menschen auf der ganzen Welt ihr eigenes Erleben wiederfanden. Mit „Escape to Paradise“ geht Daniel Hope auf die Suche nach dem Geheimnis dieses betörenden Hollywood-Sounds.

Greatest Hits und Unbekanntes

Daniel Hope macht hier das was er immer macht – und wieder einmal sehr überraschend und überzeugend. Die Musikauswahl enthält sowohl Ohrwürmer, die üblichen Verdächtigen, wie „Schindler´s Liste“, die Liebesthemen aus Ben Hur und El Cid, Ennio Morricones Cinema Paradiso – also das, was der Freizeit-Klassikfan erwartet. Und gleichzeitig führt uns Hope auch an unbekanntere Stücke heran. Das beginnt beim Korngold-Violinkonzert, dass in gewisser Hinsicht der klassische Felsen ist, auf dem die Musik Hollywoods gebaut wurde.

Und es geht weiter mit nostalgischen Perlen, die heutzutage kaum noch jemand kennt, wie zum Beispiel „Tränen in der Geige“ von Walter Jurmann (1903 – 1971) und „Come back, little Sheba“ von Franz Waxman (1906 – 1967).

Unglaublich: Das singen Sting uns Max Raabe!

Typisch Daniel Hope: Er würzt seine Geigen-CD wieder mit hochkarätigen Gästen aus anderen Genres. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, dass Max Raabe und Sting hier lediglich als zusätzliche Verkaufsargumente für die Deutsche Grammophon fungieren, aber wer einmal reingehört hat, weiß, die beiden geben dem Album den letzten Schliff und verdichten mit den von ihnen gesungenen Texten den literarischen Subplot – Vertreibung und Vergänglichkeit.

Sting singt auf englisch ein Lied von Hanns Eisler aus „The Secret Marriage“, das melancholischer kaum wirken könnte. Denn es erklingt direkt nach den Haifetz-Arrangement „Sea Murmurs“, jenen sanft glitzernden Wellen, welche die Vertriebenen an die verheißungsvolle Küste der USA gespült haben. Und damit erinnert uns Stings gebrochenes Timbre an die Heimatlosigkeit, welche die Künstler in der neuen Heimat fühlten.

Max Raabes Version von Kurt Weills „Speak Low“ geht dann noch einen Schritt weiter: Das melancholische Lebensgefühl hat sich bereits vollständig in swingende Heiterkeit aufgelöst – scheinbar. Denn um den Abgrund hinter der sonnenbeschienenen Filmkulisse spürbar zu machen, durch die das Lied zu schlendern scheint, braucht es eben einen Max Raabe.

Keine Angst vor großen Gefühlen

Ganz am Ende, nachdem Daniel Hope auch noch einen Ausflug in den „American Beauty“-Soundtrack von Thomas Newman (2000) und die nähere Hollywood-Vergangenheit gemacht hat, schließt er den Kreis wieder in der Vergangenheit mit „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“ von Werner Richard Heymann. Und mit einem kaum erkennbaren, fragmentarisch-zerbrochenem „As Time goes by“, haucht er seine Hollywood-Träume solistisch aus …

Das alles ist so schonungslos sentimental, dass es ins Auge hätte gehen können. Dank Daniel Hopes musikalischer Leidenschaft, seiner Seelentiefe und dem großen Ernst, mit dem er auch die scheinbar trivialiste Nummer behandelt, trifft es mitten ins Herz.

Hier der Trailer zu Daniel Hopes „Hollywood Album“!

Escape To Paradise – The Hollywood Album

Daniel Hope (Violine) zusammen mit

Sting, Max Raabe,

dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und

Alexander Shelley (Dirigent).

 Deutsche Grammophon

Bestellnr.: 00028947929543



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