Der kleine Mops mit dem großen Herzen weckte wieder Offenheit und Vertrauen in mir

In meiner frühesten Kindheit war schon der Wunsch nach einem eigenen Hund ganz groß. Doch die damaligen Wohnverhältnisse, in denen meine Familie und ich lebten, ließen die Erfüllung meines so langgehegten Traumes von einem tierischen Freund nicht zu.
Titelbild
So ein Mops ... ein Leben ohne Mops ist kein Leben.Foto: iStock
Von 12. Oktober 2019

Damals wohnten wir in einem riesigen zwölfstöckigen Hochhaus, in dem insgesamt gut 2500 Menschen ihr Zuhause fanden. Darüber hinaus, nach heutigen Gesichtspunkten absolut zu Recht, war Hundehaltung seitens der damaligen Vermietungsgesellschaft verboten. Ich kann mich noch sehr gut an das „heilige“ Versprechen meines Vaters damals erinnern, der immer wieder beteuerte, dass, wenn wir einmal ein eigenes Haus mit Garten besäßen, wir dann auch einen Hund in unsere Familie aufnehmen würden.

Meine inzwischen hochbetagten Eltern leben übrigens heute noch in diesem Wohnsilo, wo keiner mehr den anderen kennt, und nennen es ihre Heimat. Heute für mich als einer, der auf dem Land lebt, undenkbar.

Als ich schließlich geheiratet hatte und eben, zusammen mit meiner Frau Birgit, in dem kleinen Ort bei Pforzheim, ein schnuckeliges 90-qm-Haus aus dem Jahr 1906, gekauft hatte, war es naheliegend, dass in nicht zu ferner Zeit auch ein Hund einziehen sollte. Verstärkt wurde dieser Wunsch dann auch, als feststand, dass wir aus medizinischer Sicht auf eigene Kinder verzichten werden müssen.

Denn wem sollten wir jetzt unsere Liebe, unser Herz, welche wir so bereit waren weiterzugeben, zugutekommen lassen? Wie konnten wir nun unsere innere Leere nach dieser Diagnose füllen? Da meine Frau und ich aber nicht nur Wesen mit Herz sondern auch und vor allem mit Verstand waren, machten wir uns die Entscheidung für einen Hund dennoch nicht leicht. Nach längerem Abwägen des Für und des Wider, entschieden meine Frau Birgit und ich uns dann doch für einen Hund als Familienmitglied.

Meine Frau stand der Sinn nach Schmusen und Betüteln, mir eher nach einem Kumpel. Letztlich, nach weiteren Jahren, wurden es dann drei Hunde. Zusammen, mit den vier Kindern meiner Schwägerin, der Schwester meiner Frau, die im selben Ort gerade mal zwei Straßen weiter von uns wohnten und uns sehr oft besuchten, waren wir eine richtig große Familie. Wir lebten recht glücklich mit unseren Fellnasen.

Naja, zugegebenermaßen nicht immer. So zum Beispiel, wenn die mittlere der drei, Hexe, ihrem Namen alle Ehre machte und der Meinung war, unsere Familie benötigte mal wieder eine neue Wohnzimmereinrichtung, und die alte fressenderweise halbwegs vernichtete. Man entwickelte im Laufe der Jahre eine durchaus enge Beziehung und Freundschaft zu den Tieren. Freilich, je nach Sympathie, zum einen mehr, zum anderen etwas weniger. Das ist ganz normal.

Wie man einen Hund als Partner wirklich und echt lieben kann, erfuhr ich erst ab dem Jahr 2016. Dieses Jahr bezeichne ich heute, für mich, durchaus als ein Schicksalsjahr. Ein paar Jahre inzwischen schon geschieden, und nach dem Gang über die Regenbogenbrücke meiner letzten der drei Hündinnen, Baira, im März des genannten Jahres, blieb ich nun ganz allein in dem plötzlich so großen und kalt und leer wirkenden Haus. Die Heimeligkeit und Gemütlichkeit schien mit dem Auszug der Menschen und dem Ableben der Hunde mitgegangen zu sein.

Ich blieb allein zurück. Und das war zu der Zeit ein großes Problem für mich. Denn, seit dem Jahr 2014 hatte ich große gesundheitliche Probleme. Bei mir entwickelte sich eine schwere Depression. Allein zu sein in einem 90 Quadratmeter-Haus, war als geradezu Gift für mich. Nach nicht sehr langem Überlegen beschloss ich, dieser Trostlosigkeit in meinem Leben ein Ende zu setzen und einen neuen Kameraden bei mir aufzunehmen.

Nach relativ kurzer Recherche wusste ich, es sollte ein Altdeutscher Mops sein. Und ich hatte Glück, es gab eine entsprechende Züchterin nicht weit von meinem Wohnort entfernt. An einem Tag besuchte ich also die freundliche Züchterin, um mir einen Welpen auszusuchen. Und es war wirklich so, wie ich es beschreibe, ich kam, sah und war schockverliebt.

Er war der kleinste, schmächtigste und schwächste Welpe des Wurfes. Die Züchterin hatte ihm den Namen Vitus – von Vita, das Leben – gegeben, weil er nach der Geburt so sehr um sein Leben und um sein Bestehen im Welpenrudel kämpfen musste. Er hatte die heilige Kraft! Er wollte leben! Nach wenigen Monaten Wartezeit auf die Abgabezeit, holte ich dann den kleinen Altdeutschen Mopswelpen zu mir nach Hause. Endlich! Es war so weit – Vitus war endlich da!

Vitus    Foto: Jörg Schmidt

Zu der Zeit wusste ich nicht, was noch auf mich zukommen, welches Schicksal mich noch ereilen würde, und welche Bedeutung dies wiederum in Bezug auf die künftige Beziehung zwischen Vitus und mir noch haben sollte. Nun lebte er bei mir zuhause und er wuchs und wuchs. Doch wuchs er weniger an Körperlichkeit, als an Lebendigkeit, Selbstbewusstsein, Unbeschwertheit und an unbeschreiblich liebem Charakter. Vitus wuchs sich so geradewegs in mein Herz hinein.

Mit seiner drolligen Art, seiner welpischen Tapsigkeit und der steten nicht nachlassen wollenden guten Laune machte er mir riesige Freude und bereicherte so mein Leben in kaum beschreibbarem Maße. So eine Art Hund hatte ich wirklich noch nie erlebt, und ich hatte ja nun schon viele in nächster Nähe gehabt. Vitus brachte mich zum Lachen mit seiner Unbekümmertheit, wenn es mir eigentlich gar nicht zum Lachen war. Denn, noch immer psychisch stark angeschlagen, ich ging inzwischen, vor allem aus finanziellen Gründen, wieder zur Arbeit, hatte ich immer noch genügend Phasen und Momente, wo ich dachte, dass mir die Decke auf dem Kopf falle und ich nicht wusste, wie ich wieder mal diesen Tag überstehen sollte.

Dieses langsam heranwachsende tapsige Fellbündel hatte jedoch anscheinend die Fähigkeit mit in sein Leben bekommen, stets sofort wieder Licht in meine mich umgebende Dunkelheit zu bringen. Dabei forderte er mich entweder zu diversen Such- und Fangspielen mit einem seiner zahlreichen Stofftiere auf, oder er zeigte mir wieder einmal eine seiner zahlreichen Clownerien, wo er mit seinem Po über den blanken Wohnzimmerboden rutschte und sich zu guter Letzt rücklings über denselben kugelte. Das brachte mich dann so sehr zum Lachen, dass ich darüber ganz und gar meine dunklen Gedanken und meine Sorgen vergaß.

Wenn auch dies alles einmal nicht so helfen sollte, weil meine Gefühle mich doch einfach wieder übermannten, schmiegte er sich einfach entspannt grunzend und voller Vertrauen ganz nah an mich heran und gestattete mir, in sein noch so samtweiches Welpenfell zu weinen. So kuschelten wir oft stundenlang miteinander, bis sich meine psychischen Qualen endlich wieder in Nichts aufgelöst hatten.

Doch dann kam, was wohl kommen musste! Das Schicksal meinte es nicht sehr gut mit mir – so dachte ich zu dieser Zeit. Als ich eines Abends vor meinem Laptop saß und einen Text lesen wollte, stellte ich zu meiner großen Verwunderung fest, dass ich plötzlich nur noch kleine Bruchstücke des Textes erkennen konnte. Der Rest war verschwunden, es sah aus wie ein Lückentext. Und ich stellte fest, dass das Problem am rechten Auge lag. Trotzdem machte ich mir an diesem Abend keine großen Sorgen, ich dachte eben, ich hätte wahrscheinlich nur meine Augen beim zu viel Laptop schauen überanstrengt.

Doch als diese Erscheinung am zweiten und am dritten Tag immer noch vorhanden war, wuchs meine Sorge ums Vielfache und schlug geradewegs in regelrechte Panik um. Kurz und gut, man stellte einen sogenannten Zentralen Venenverschluss, also im landläufigen Sinne einen Augeninfarkt, im rechten Auge fest, der aufgrund meines zu langen Zuwartens nunmehr irreparabel war. Mehrere aufeinander folgende OPs und Krankenhausaufenthalte bestätigten dies.

Nun war ich also auf meinem rechten Auge so gut wie blind. Mein Innerstes kehrte sich mal wieder nach außen. ich war zutiefst verzweifelt. Es folgte die pure Existenzangst, ob ich meine Arbeit in der Pflege überhaupt weitermachen kann, oder ob ich zum Beispiel mein Haus, und damit meine Heimat, meine Fluchtburg, nun endgültig verlieren würde.

Und da war wieder einmal Vitus, mein Engel, zur Stelle! In der höchsten Not und Verzweiflung war er für mich da und tröstete mich. Doch, es ging noch viel weiter! Durch ihn lernte ich, nachdem ich mich zuvor wegen meiner Depressionen weitestgehend von den Menschen, darunter auch meiner Familie, zurückgezogen hatte, neue Menschen kennen. Durch sein offenes unbekümmertes Wesen anderen Hunden aber auch und vor allem den Menschen gegenüber, entstand auch bei mir wieder ein neues Vertrauen gegenüber diesen, und ich konnte mit der Zeit sogar wieder Freundschaften schließen, die übrigens teilweise bis zum heutigen Tage noch bestehen.

Der kleine Mops mit dem großen Herzen veränderte mein Leben nicht nur umfassend, sondern vor allem grundlegend. Von Mal zu Mal, von Tag zu Tag verschwand immer mehr das Dunkle um mich herum und die Dämonen in mir. Aber ich weiß wohl, nicht allein ich besiegte sie, sondern Vitus stellte sich diesen entgegen und verjagte sie durch seine pure Freundlichkeit, seinen unerschöpflichen Humor aber vor allem mit seiner bedingungslosen Liebe.

Durch ihn transformierte ich mich. Ich hatte irgendwann wieder Freude am Leben, ich konnte lachen, ich interessierte mich wieder nicht nur für mich, sondern auch für andere Menschen, für mein privates und berufliches Umfeld. Ach ja, berufliches Umfeld; meine Arbeit machte mir wieder viel mehr Spaß, wurde wieder zum Beruf von Berufung. Ich war nunmehr wieder offen, für die kranken Menschen. Meine neuerwachte Leidenschaft am Leben führte dazu, dass ich plötzlich die psychische, mentale und menschliche Stärke hatte, mit eigener Kraft neue Projekte anzustoßen und zu begleiten.

Manche Menschen wird‘s freilich wundern, andere werden gar den Kopf darüber schütteln, doch Menschen, die ähnliches wie ich erlebt haben und ebenso einen solchen tierischen Begleiter an ihrer Seite haben, können es bestimmt irgendwie nachempfinden, wenn ich behaupte, dass Vitus ein Engel in Gestalt eines kleinen Mops-Hundes ist, welcher mir aus einer anderen Dimension geschickt wurde, um mir Anleitung und Hilfe dafür und Begleitung dabei zu geben, mein Leben auf dieser Erde grundlegend zu verändern.

Vitus wusste genau, dass diese Veränderung in mir nur dadurch vonstattengehen konnte, wenn er selbst mir durch seine ureigene Art, sein liebliches Wesen vorlebt, wie ich mein Denken, mein Fühlen und dadurch mein Handeln verändern kann. Er zeigte mir damit den Weg in mein Inneres, indem er Offenheit, Vertrauen und Selbstbewusstsein, welches inzwischen so lange schon in mir tief verschüttet lag, wieder auferweckte und stärkte. Darüber hinaus aber hielt er mir die drei meines Erachtens essenziellsten Aspekte des Lebens wieder vor Augen, und zwar die unbedingte Liebe zu den Menschen, zur Mutter Erde, vor allem aber die Liebe zu sich selbst – auch Selbstliebe genannt.

Diejenigen Menschen, die die bekannte US-Serie mit Michael Landon noch kennen, wissen nun genau, was gemeint ist, wenn ich sage: Mir wurde ein `Engel auf Erden` geschickt.

Der Autor Jörg Schmidt lebt in Südwestdeutschland. Mail: [email protected]

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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