Eva Gesine Baur: Mozart – Abgründe eines Genies – neue Biographie

Titelbild
Autorin Eva Gesine Baur schreibt eine faszinierende und erschütternde Biographie. Ein Genie wie Mozart ist nicht zu beneiden.Foto: C.H. Beck Verlag

Die Mozartsche Melodie ist – losgelöst von jeder irdischen Gestalt – das Ding an sich, schwebt gleich Platons Eros zwischen Himmel und Erde, zwischen sterblich und unsterblich – befreit vom ‚Willen’ – tiefstes Eindringen der künstlerischen Phantasie, des Unbewussten, in letzte Geheimnisse, ins Reich der ‚Urbilder’“. (Richard Strauss)

Dieses Zitat des berühmten Münchner Komponisten stellt Eva Gesine Baur ihrer geradezu überwältigenden Biographie „Mozart Genius und Eros“ voran und führt den Leser in bislang unbekannte Lebensbereiche des genialen Tonschöpfers Wolfgang Amadeus Mozart.

Eva Gesine Baur, 1960 in München geboren, ist Musikwissenschaftlerin, Germanistin und promovierte Kunsthistorikerin. Sie ist Verfasserin von Erzählungen und Romanen unter dem Pseudonym Lea Singer, Autorin von fundierten Biografien und kunsthistorischen Texten. Sie hat als Köchin gearbeitet und Gesang studiert. Ihre Vielseitigkeit und profunder Sachverstand sind erstaunlich. Seit dem Jahr 2000 hat sie nicht weniger als sieben Romane und sechs Biografien publiziert.

Es werden in dem Buch die Abgründe eines Menschen deutlich, der nur 35 Jahre alt geworden ist und einen Reichtum an unsterblicher Musik der Nachwelt hinterlassen hat.

In den letzten zehn Lebensjahren zwischen 1781 und 1791 hat Mozart in Wien 14 Mal die Wohnungen gewechselt – seine Rastlosigkeit muss enorm gewesen sein.

In 22 groß angelegten Kapiteln lässt uns die schriftstellerisch außergewöhnlich begabte Biographin an den Lebensstationen Mozarts teilhaben, die den Leser nachdenklich machen. Ein Genie ist nicht zu beneiden.

Faszinierend und erschütternd zugleich das Todesjahr 1791, das Eva Gesine Baur mit der Kapitelüberschrift versieht:

„Bindet so das All zusammen – oder: Zauberflöte, Requiem und das Ende“.

Getrieben von schweren finanziellen Sorgen hastet Mozart von einem Monat zum anderen. Seine Frau Constanze ist hochschwanger. Am 26. Juli 1791 kommt das sechste Kind zur Welt: Franciscus Xaverius Wolfgangus. Mozart fehlt das Geld für einen guten Arzt und eine gute Hebamme. Der kleine Erdenbürger wird noch am Tag seiner Geburt im Stephansdom getauft, wo der Vater Stellvertreter des Kapellmeisters geworden ist.

In der Freimaurerkantate vertont er einen Text, dessen Verfasser für die Abschaffung aller Religionen ist: „Jehova nennt ihn oder Gott, nennt Fu ihn oder Brahma. Hört Worte aus der Posaune des Allherrschers…“

Mozart muss alles annehmen, was Geld bringt. Mit seiner letzten Oper „Die Zauberflöte“, deren Uraufführung er am 30. September in Wien dirigiert, erlebt er einen kurzfristigen Erfolg.

Aus dem letzten Buchkapitel:

„Anfang Oktober isst Mozart mit großem Appetit Schweinekoteletts, lässt sich einen halben Kapaun herrlich schmecken und morgens um sechs Uhr den Friseur kommen, damit er gut aussieht. Am 20. Oktober erhält er seine Quartalszahlung. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt verfällt er in Depressionen.

Denkt er an die nächste Quartalszahlung? Sie ist im Januar fällig. Das Verfahren der Justiz, Schulden durch Gehaltspfändung einzutreiben, ist Mozart bekannt. Weiß er oder mutmaßt er, dass Fürst Lichnowsky sich auf diese Weise bei ihm sein Geld zurückholen wird? Das hieße, dass Mozart seine Miete nicht mehr zahlen kann. Grund genug, sich verfolgt zu fühlen.

In keinem Jahr hat Mozart so viel gearbeitet wie im Jahr 1791. Er komponiert oft bis zwei Uhr morgens und steht bereits um vier Uhr wieder auf… Entzündliche geschwollene Gelenke machen jede Bewegung zur Qual. Am 20. November muss er sich ins Bett legen. Das Requiem lässt ihn nicht in Ruhe.

Er beginnt mit der Vertonung des Lacrimosa. Die Harmonien sind dieselben wie die, mit denen Papageno Abschied nimmt von dieser Welt. Nach acht Takten bricht Mozart die Arbeit ab… Ohne die Sterbesakramente erhalten zu haben, stirbt er in der ersten Stunde des 5. Dezembers 1791, fünf Minuten vor eins …

Er hat ein Leben im Dazwischen geführt. Nirgendwo hingehörend, nirgendwo festzumachen. Es gibt keinen Zeugen und kein Zeugnis für seine Überführung von der Rauhensteingasse nach St. Stephan, es gibt keinen Zeugen und kein Zeugnis für die kirchliche Einsegnung, die angeblich am 6. Dezember nachmittags um drei vor der Kruzifixkapelle des Stephansdoms stattfand…

Sicher ist, dass kein Freund, kein Verwandter, kein Verehrer dabei war, als Mozarts Sarg am 6. oder 7. Dezember auf dem St. Marxer Friedhof in ein Reihengrab versenkt wurde, wie es das Begräbnis dritter Klasse vorsah… Mozart hinterließ viele fragende Zeichen, wenig Gewissheiten.“

„Mozart Genius und Eros“: Ein zutiefst eindrucksvolles Buch mit einer Fülle an Quellenhinweisen auf 150 Seiten am Ende dieser einzigartigen Mozart-Biographie.

Über Mozart sagte Leonard Bernstein (1918 – 1990):

„Mozart ist der göttliche Mozart und wird es immer sein. Nicht  nur ein Name, sondern ein himmlisches Genie, das auf diese Erde kam, dreißig und einige Jahre blieb, und als er die Welt verließ, war sie neu, bereichert und durch seinen Besuch gesegnet.“

CoverCoverFoto: C.H. Beck Verlag

Eva Gesine Baur

Mozart – Genius und Eros

C.H. Beck Verlag München

Mai 2014

550 Seiten – € 24,95



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