Frühere RTL-Wetterfee Maxi Biewer: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“

Sie bezeichnet sich selbst als Berufsoptimistin und glaubt, dass all jene, die vieles noch unhinterfragt hinnehmen, das kritische Denken lernen werden. Die Rede ist von RTL-Wetterfee Maxi Biewer.
Maxi Biewer
Maxi Biewer am Steuer ihres eigenen Bootes.Foto: Patrice Venne
Von 25. Dezember 2022

Sie war wahrscheinlich die bekannteste „Wetterfrau“ im deutschen Fernsehen – die gebürtige Ost-Berlinerin Maxi Biewer. Im Jahr 1992 begann sie als Wettermoderatorin bei RTL mit inzwischen mehr als 15.000 Vorhersagen aller Wetterlagen von „Guten Morgen Deutschland“ bis „RTL Aktuell“. Hinzu kamen unzählige Interviews und O-Töne als Wetterexpertin mit Einschätzungen und Prognosen auch im Programm von ntv, VOX oder RTL2. 2019 erschien ihr Buch: „Ich machaus Regen Sonnenschein“. Jetzt, im Vorruhestand und ohne Dienstplan, verbringt sie viele Wochen bei ihrem kanadischen Ehemann in der Provinz Quebec. Nancy McDonnell hat sich per Videoschalte mit ihr unterhalten.

Maxi Biewer, Du stammst aus der DDR und bist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Dieses Jahr hast Du deine 30-jährige Karriere als Wetterfrau von RTL beendet. Warst Du unzufrieden oder war es an der Zeit, einfach mal was anderes zu machen?

Es gab ein Programm mit einem Zeitfenster von sechs Wochen, in dem einem die Möglichkeit zum Aufhören geboten wurde. Ich bin jetzt 58 und habe seit meinem 16. Lebensjahr gearbeitet, da dachte ich mir, ich nehme die Gelegenheit wahr. Mein Mann ist Kanadier, und wir haben über viele Jahre getrennt gelebt – also er in Kanada und ich in Deutschland. Mit dem ganzen Corona-Wahnsinn haben wir uns sieben Monate überhaupt nicht gesehen. Wenn ich nach Kanada eingereist wäre, hätte ich zuerst in ein Corona-Hotel gehen müssen. Da wollte ich auf gar keinem Fall bleiben. Ich kenne mich und meine Probleme mit Autoritäten; das wäre sicher nicht gut gegangen.

Wir haben uns dann monatelang nur über Skype gesehen, und da ist mir noch einmal bewusst geworden, wie wichtig Lebenszeit ist. Wir haben keine Kinder. Das letzte Hemd hat keine Taschen. Deswegen habe ich gesagt, ich mache bei dem Programm mit und bin jetzt im Vorruhestand.

Fühlst Du dich in Kanada wohler als in Deutschland oder macht das für Dich keinen Unterschied?

Das nimmt sich, glaube ich, nicht viel, nur die Krankenversorgung ist in Deutschland besser. Mein Mann wartet wie weitere 1,5 Millionen Menschen in Quebec seit fünf Jahren auf einen Hausarzt. Es gibt einfach zu wenig Ärzte und die wenigen nehmen keine neuen Patienten auf. Das ist wirklich ein Problem hier. Politisch ist es nicht viel anders als in Deutschland.

30 Jahre lang hast Du als RTL-Moderatorin täglich das Wetter vorhergesagt. Was hat sich diesbezüglich in dieser Zeit verändert?

Die Vorhersagen sind mit der Zeit etwas präziser und besser geworden. Allerdings ist es auch heute noch fast unmöglich, das Wetter präzise für die nächsten zehn Tage vorherzusagen. Es gibt verschiedene Modelle der verschiedenen Wetterdienste und deren Daten. Damit kann man auswerten und hochrechnen. Doch damit fallen die Vorhersagen eben auch oft unterschiedlich aus.

Dann frage ich mich, wenn wir nicht mal genau wissen, wie das Wetter in zehn Tagen sein wird, woher wollen wir wissen, wie sich das Klima in 100 Jahren verändert? Ich bin da sehr skeptisch, weil immer viele verschiedene, auch nicht vorhersehbare Faktoren mit reinspielen. Nehmen wir das „Jahr ohne Sommer“ 1816. Durch den bislang größten Vulkanausbruch in der Geschichte der Menschheit – des Tambora im Jahr zuvor in Indonesien – wurden so viel Asche- und Gaswolken freigesetzt, dass die Temperaturen auf ein winterliches Niveau mit Frost im Sommer, Überschwemmungen, Unwettern und Missernten sanken und eine Hungersnot die Folge war. Auch heute können wir noch keine Vulkanausbrüche vorhersagen.

Was den ganzen Klimawandel-Zirkus angeht, da bin ich sehr gelassen. Ich war natürlich auch auf Konferenzen, wo sich die Wetterfrösche aus der ganzen Welt getroffen haben. Da gab es Berechnungen, wonach Köln schon bald am Meer liegen müsste. Vieles, was man befürchtet hat, ist nicht eingetroffen. Ich selbst bin den Berechnungen der Experten auf den Leim gegangen und war 2002 auf dem Kilimandscharo, von dem es hieß, dass er spätestens 2020 schneefrei sein sollte. Wenn man lange genug lebt, sieht man diese Horrorszenarien etwas gelassener. Leben ist Wandel.

Und was die Klimafanatiker der „Letzten Generation“ betrifft – die werden von Menschen mit sehr viel Geld doch bezahlt. Die werden für Zwecke benutzt, die sie selbst gar nicht durchschauen. Ich würde sie einfach kleben lassen, einfach links liegen lassen mit samt ihrem Schild drumherum, und es wird sich relativ schnell von selber erledigen.

Du hast kürzlich einen Aufruf von Sprachwissenschaftlern gegen das Gendern unterschrieben. Warum?

Ich bin ein ganz großer Gegner des Gender-Unfugs. In der DDR war ich gelernter Elektronik-Facharbeiter. Das gab es überhaupt nur in der männlichen Form. Ich fühle mich trotzdem sehr weiblich und habe kein Problem damit. Ich finde es lächerlich und widernatürlich. Dieser Gender-Unfug ist meiner Meinung nach etwas, womit von den großen und wirklich wichtigen Themen abgelenkt wird.

Ich habe schon in meinem Buch, was ich 2018 geschrieben habe, im Vorwort klar gemacht: Wer Gendersternchen in meinem Buch sucht, der sucht sie vergeblich. Weil es sie nicht gibt. Toleranz in allen Ehren, aber wegen der geschätzten 0,00001 Prozent müssen wir doch jetzt keine Toiletten für ein drittes Geschlecht aufmachen.

Mit Sprache kann man sehr viel manipulieren, da braucht man noch nicht einmal das Gendern. Wenn ich die Regierung höre, wie sie von Sondervermögen spricht, in Wirklichkeit aber Schulden meint, dann ist das für mich nicht nur eine Vergewaltigung der Sprache, sondern ich fühle mich für dumm verkauft. Und damit fängt das Übel an.

Heute hört man von vielen Menschen, die wie Du in der DDR aufgewachsen sind, dass sie in der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Parallelen zu damals sehen. Geht es Dir auch so? 

Ich bin in der DDR im privilegierten Berlin aufgewachsen, das muss man dazusagen. In Ost-Berlin gab es ja immer ein bisschen mehr als im Rest der Republik. Was wir alle in der DDR hervorragend gelernt haben, ist das kritische Denken. Nicht, weil man es uns gelehrt hat, sondern weil es zu einer Notwendigkeit wurde. Man wuchs mit so vielen widersprüchlichen Informationen auf. In der Schule wurde das eine erzählt und zu Hause etwas ganz anderes. Man hatte ständig den Eindruck, vom Staat belogen zu werden und musste selbst herausfinden, was denn nun wirklich wahr ist.

Man musste alles kritisch hinterfragen und lernte dadurch gut das kritische Denken. Es hatte aber auch Nachteile – wir wurden zu Meistern der Verstellung. Natürlich konnten sie einem das Denken nicht verbieten, aber man musste sehr genau abwägen, was man sagte und tat. Alles konnte unangenehme Konsequenzen mit sich bringen. Man musste einfach ein bisschen mehr Hirnschmalz verwenden, um in diesem System klarzukommen.

Wir gewöhnten uns daran, immer misstrauisch zu sein. In der DDR hatte ich viele Diskussionen darüber, wo die Stasi überall dabei war und mitgemischt hat und was sie alles wussten. Viele glaubten mir damals nicht. Später kamen gute Freunde dann doch zu mir und sagten, „Mensch, Du hattest recht, Du hattest leider recht“. Sie waren einfach überall und versuchten überall, ihre Finger und schmutzigen Nasen reinzustecken. Natürlich hatten sie noch nicht die Technik von heute.

Ich habe eine blühende Phantasie und kann mir nur zu gut vorzustellen, was mit unseren Daten und mit dem, was wir hier sprechen, geschieht. Und wenn ich gerade diese Aktion mit den Reichsbürgern sehe, wo Tausende Polizisten im Einsatz waren, dann kann ich nur sagen, das hat alles kein Maß mehr.

Du bist im Frühjahr 1989 nach West-Berlin geflüchtet. Damals warst Du bereits Schauspielerin in der DDR. Es gibt ja unzählige interessante Fluchtgeschichten. Wie war Deine?

Na ja, einfach war das nicht, aber ich brauchte für meine Arbeit auf der Bühne und vor der Kamera dringend Kontaktlinsen. Damit hatte ich eine gute Ausrede, denn ich wusste, dass harte, gasdurchlässige Kontaktlinsen im Osten nicht zu schleifen waren. Ich sagte, ich würde aber genau diese dringend brauchen, weil ich sonst beim Drehen die Markierungen am Boden nicht sehen könne. Ich bekam zu meiner großen Verwunderung nach längerer Wartezeit und Check durch die „staatlichen Organe“ einen Pass und durfte nach West-Berlin fahren. Es ging mir aber gar nicht um die Linsen und ich hatte auch kein Geld dafür. Dann bin ich einfach drüben geblieben.

Es war Frühjahr ’89 und es war noch nicht abzusehen, was ein paar Monate später passieren sollte. Die Zeit ist wie eine Sanduhr. Man merkt erst gar nicht, dass sich unten schon etwas bewegt und der Sand schon runterläuft, weil sich oben noch gar nichts tut. Aber es bewegt sich, es bewegt sich und plötzlich geht alles ganz schnell und man wird mit dem Strudel mitgerissen und befindet sich plötzlich in einer ganz neuen Qualität. Das ist auch so ein bisschen die Hoffnung, die ich in der heutigen Zeit habe.

Sprechen wir mal über die Medien, Du warst ja auch lange ein Teil davon. Hat Dich der Job erfüllt?

Ich hatte in der DDR zuerst Elektronik-Facharbeiter mit Abitur gelernt. Ich wollte damit dann Schiffselektronik studieren und mir meinen Traum vom Reisen erfüllen, den ja so viele DDR-Bürger hatten. Aber so richtig warm wurde ich mit der Elektronik nicht. Danach habe ich vier Jahre Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin studiert.

Na ja, so richtig eine Leuchte war ich nicht, da gab es Bessere wie Simone Thomalla, Andrea Lüdke oder Jan Josef Liefers und Tobias Langhoff, der jetzt leider vor Kurzem viel zu früh gegangen ist. Ich habe dann in Dessau Theater gespielt und war im DDR-Fernseh-Ensemble. Ich war für das Heitere zuständig, die Schwänke, die Lustspiele – das hat viel Spaß gemacht.

Zum Wetter bin ich eher durch Zufall und als Urlaubsvertretung gekommen. Mit einem Jahresvertrag und noch einem und noch einem (…). Den Job habe ich wirklich gern und mit Leidenschaft gemacht – das frühe Aufstehen allerdings (zwei Uhr) fiel zunehmend schwerer. Schichtarbeiter wissen, was ich meine. Tagsüber war ich dann die letzten vier Jahre auch noch Betriebsratsvorsitzende für meine etwa 1.000 Kollegen. Den Job habe ich fast noch lieber gemacht als das Wetter. Mit sehr schönen Betriebsvereinbarungen, die wir verhandelt haben und einer stets offenen Tür für alle Belange der Belegschaft, bin ich schließlich doch noch bei den Journalisten gelandet – wenn auch mehr am Rande.

Als ich 15 war, wollte ich Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig studieren. Dann habe ich mich aber mit dem Ehemann unserer Biologielehrerin unterhalten, der bei der „Berliner Zeitung“ war. Er hat mir ziemlich schnell die Augen geöffnet. Er sagte, wenn du nicht hundertprozentig hinter der Republik stehst und auch dementsprechend berichtest, wirst du das Studium nicht zu Ende bekommen. Naja, und das war’s dann auch schon.

Dafür ist es mir heute umso mehr ein Vergnügen, mich vielseitig zu informieren und kritisch zu denken. Glücklicherweise gibt es dafür ja heute viele Plattformen wie eben die Epoch Times.

Wie steht es heute Deiner Meinung nach um die Meinungsfreiheit?

Ich denke, die freie Meinungsäußerung, wie sie ja auf dem Papier steht, ist heute nicht mehr uneingeschränkt und überall möglich. Insbesondere wenn man im Berufsleben steht, muss man jetzt schnell auch mit Gegenwind oder Konsequenzen rechnen. Bei freien Mitarbeitern kann es passieren, dass ihr Vertrag vielleicht nicht mehr verlängert wird.

Diskussionen gibt es ja kaum noch und auch das Argumentieren, das wir in der DDR überhaupt nicht gelernt haben, wird unterdrückt. In der DDR gab es eine Meinung und der hatte man sich anzuschließen.

Ich sehe da heute durchaus einige Parallelen – auch in der Klimadiskussion. Ich habe oft Themen eingebracht, die aber nie umgesetzt wurden, weil sie nicht in das Narrativ passten. Es gibt so viele positive Geschichten. Beispielsweise gibt es inzwischen auf der nördlichen Hemisphäre mehr Bäume als vor 100 Jahren. Teilweise fangen auch Wüsten wieder an zu blühen. Darüber hört man nichts, weil es nicht in dieses gängige Narrativ von „Oh mein Gott, Klimawandel, wir werden alle sterben“ passt!

Mit welchen Gedanken oder Wünschen gehst du ins Neue Jahr?

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich denke, früher oder später kommt jeder an den Punkt, wo er sich entscheiden muss, was er als richtig und wahr annehmen will.

Am Ende wird das Gute siegen. Es wird nur eine Zeit lang dauern. Ich bin nicht nur Berufsoptimist, sondern auch alt genug, um zu wissen, dass sich das Gute, das Licht am Ende gegen die Finsternis durchsetzen wird. Ich weiß nicht, ob ich es am Ende noch erlebe. Wie lange es dauert, das weiß niemand, weil, wie gesagt, es bewegt sich schon, aber man merkt es noch nicht.

Die Diktaturen, egal wo, ob in Nordkorea, China oder anderswo, werden sich nicht halten können. Das Pendel wird dann wieder in die Gegenrichtung ausschlagen. Und das ist es, was mich auch wirklich immer noch gut gelaunt in jeden Tag starten lässt. Ich glaube nach wie vor an die Menschen und ich glaube auch daran, dass all jene, die es noch nicht gelernt haben, kritisch zu denken, es noch lernen werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Nancy McDonnell.



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