Günter Grass im engsten Familienkreis beigesetzt

Behlendorf/Lübeck (dpa) - Zwei Wochen nach seinem Tod ist Günter Grass in Behlendorf bei Lübeck beigesetzt worden. Der Schriftsteller wurde am Mittwoch auf dem Friedhof seines langjährigen Wohnorts beerdigt. Nur die engste Familie sei dabei…
Titelbild
Günter Grass (1976).Foto: Norbert Foersterling/dpa
Epoch Times29. April 2015
Zwei Wochen nach seinem Tod ist Günter Grass in Behlendorf bei Lübeck beigesetzt worden. Der Schriftsteller wurde am Mittwoch auf dem Friedhof seines langjährigen Wohnorts beerdigt. Nur die engste Familie sei dabei gewesen, sagte Behlendorfs Bürgermeister Andreas Henschel.

Der Literaturnobelpreisträger war am 13. April im Alter von 87 Jahren an den Folgen einer schweren Infektion gestorben.

Mehr als ein Vierteljahrhundert hatte Grass in dem schleswig-holsteinischen Dorf, gut 20 Kilometer südlich von Lübeck, gelebt. „Behlendorf ist dank Günter Grass in etlichen Werken auch ein kleiner Ort in der Weltliteratur geworden“, sagte Henschel. So war der Ort etwa Ausgangspunkt vieler Einträge aus Grass‘ Tagebuch „Unterwegs von Deutschland nach Deutschland“ über das Jahr 1990.

Grass, als Kind katholisch aufgewachsen, trat später aus der Kirche aus. Seine Beerdigung blieb ohne religiöse Zeremonie. Behlendorfs Gemeindepastor Torsten Reimer sagte der Deutschen Presse-Agentur, dies sei kein Problem für eine Beisetzung auf dem Gemeindefriedhof.

Der kleine Friedhof ist wie ein großer Rasenteppich mit Gräbern um die örtliche evangelische Kirche herum angelegt. Das Gotteshaus im romanisch-gotischen Stil stammt aus dem 13./14. Jahrhundert und ist überwiegend aus Feldsteinen, aber auch aus Backstein gebaut. Im Innern schmücken Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert den Chor.

Grass war der weltweit wohl bekannteste deutsche Schriftsteller der Gegenwart. Gleich sein erster, 1959 erschienener Roman „Die Blechtrommel“ geriet zum Welterfolg. 40 Jahre später wurde er für sein Gesamtwerk mit dem Literaturnobelpreis geehrt.

Sein Gedicht „Des Wiederholungstäters halbherzige Beichte“, 2007 veröffentlicht in dem Band „Letzte Tänze“, lässt Grass mit dieser Strophe enden: „So will ich denn mit meinen nachgeschminkten Sünden/mir Richter suchen unter Tauben, Stummen, Blinden./Ein Rest soll bleiben und als Mehrwert oder Hypothek/wenn ich mich fügsam in die Erde leg/mein Grabstein sein, für Freund und Feind zu finden.“

Die öffentliche Gedenkfeier zum Abschied des großen Autors findet am 10. Mai im Lübecker Theater statt. Dazu werden Bundespräsident Joachim Gauck, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) erwartet. Die Hauptrede soll der Grass eng verbundene US-Schriftsteller John Irving („Gottes Werk und Teufels Beitrag“) halten.

Grass‘ Tochter Helene und der Schauspieler Mario Adorf lesen aus Werken von Grass. Zu der Gedenkfeier, die vom Günter Grass-Haus und dem Steidl Verlag veranstaltet wird, werden auch zahlreiche Schauspieler, Schriftsteller und Weggefährten des Literaturnobelpreisträgers erwartet – darunter der Regisseur Volker Schlöndorff, der 1979 Grass‘ Roman „Die Blechtrommel“ verfilmte.

(dpa)

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