Katja Eichinger: Andy Warhol war Vorbild für YouTube-Generation
Der Pop-Art-Star Andy Warhol wird 28 Jahre nach seinem Tod zum Vorbild für die YouTube-Generation. "Seine Kurzfilme `Screen Tests` waren Ur-Selfies", sagte die Filmjournalistin Katja Eichinger dem Nachrichtenmagazin Focus. Für die Witwe des Filmproduzenten Bernd Eichinger nahm der US-Künstler vieles vorweg, "was heute durch die digitale Revolution zu unserem Alltag gehört".
Die bewusst laienhafte Ästhetik und die Selbstinszenierung der YouTube-Videos habe Warhol bereits in den 60er-Jahren praktiziert. "Das ist wie ein Trip zurück in die Zukunft", so Eichinger. Warhols Werk gewähre "einen Blick auf die Ursprünge der Gegenwart". Die positive Einstellung des Künstlers spiegele sich auf Facebook wieder: "Dort wird nur geliked", so die 44-Jährige. "Einen Negativknopf gibt es nicht." Auch Warhols Faszination des Makabren wiederhole sich. Über seine Bilderserie "Electric Chair" habe er gesagt: "Ich fertige sie in jeder Farbe, solange sie nur zu den Gardinen passen". Das erinnere heute an Reality-Soaps der Kardashians, so Eichinger.
Die Kamera des Pop-Art-Meisters, die Kritiker als sadistisch bezeichneten, verglich sie mit dem Internet: "Der masochistische Exhibitionismus und der voyeuristische Sadismus – das ist die digitale Welt, in der wir heute leben." Die Filmjournalistin ist Initiatorin einer großen Warhol-Hommage in München. Sie wählte zusammen mit dem Warhol-Vertrauten Glenn O`Brien eine Reihe von Warhol-Filmen aus, die ab 25. Juni auf dem Filmfest München laufen, und gab den Anstoß zu der Ausstellung "Yes! Yes! Yes! Warholmania in Munich" im Münchner Museum Brandhorst. Dort ist ab 23. Juni mit mehr als 100 Werken erstmals die gesamte Warhol-Sammlung ausgestellt.
(dts Nachrichtenagentur)
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