Kolumne vom Freischwimmer: Angst regiert gut!

Angst macht etwas in unserer Psyche. Zum Beispiel vernebelt sie die Vernunft und verstärkt Emotionen wie Hilflosigkeit und Wut. Menschen, die Angst haben, sind leichter zu manipulieren.
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„Mit Liebe wurden wir geboren. Angst ist das, was wir hier gelernt haben“. (Marianne Williamson)Foto: iStock
Epoch Times30. August 2020

„Ich habe keine Angst! Ich habe vor niemandem Angst“, sprach Andreas-Achmet und kletterte in den Ring. Dort kämpfte er beim Sparring wie ein Löwe und man konnte ihm deutlich von draußen ansehen, dass er wirklich keine Angst hatte. „Spitze“, dachte ich mir, „der Typ ist wirklich furchtlos“. Fast beneidete ich ihn ein bisschen. Ich hatte sehr wohl immer ein bisschen Muffensaußen wenn ich im Ring stand. Natürlich tat es mir weh, wenn ich ordentlich eine geballert bekam. Das war nicht angenehm. Andreas-Achmet stört das offensichtlich nicht. Der ist angstlos.

Nach dem Training, fast nach jedem Training, erzählte er in der Umkleide immer das Gleiche. „Hoffentlich kommt meine ‚Olle‘ heut nicht so spät nachhause. Ich kann es nicht leiden, wenn sie immer so lange mit ihren Arbeitskollegen quatscht!“ Irgend etwas war bei diesen ständigen Rumnörgeln über seine „Olle“ für mich nicht stimmig. Doch eines Tages, als ich abends nach dem Training in meine Hazienda ging, machte es bei mir „plong“. So, als ob ich gerade einen satten Kopftreffer kassiert hatte.

Andreas-Achmet hatte Angst. Ja, er hatte Angst davor, dass ihm seine „Olle“ mit einem ihrer Kollegen Hörner aufsetzt. Er hatte massive Angst betrogen zu werden und dazu noch eine fette Panik, sein Gesicht zu verlieren.

(Bitte sagen Sie es aber nicht Andreas-Achmet, sonst vermöbelt er mich beim nächsten Sparring!)

Nun gehe ich einmal davon aus, dass es den meisten unserer Leser und Leserinnen völlig egal ist, ob Andreas-Achmet Angst vor Gesichtsverlust hat. Aber es verdeutlicht etwas, was sehr gut zu unserem heutigen Thema passt: jeder hat Angst! Der eine vor Gesichtsverlust, der andere vor Schlägen; der nächste nicht genügend Geld zu haben, der übernächste hat Angst vor dem Altwerden, vor Krankheit, vor Einsamkeit … nicht geliebt zu werden … dass sein Auto zu klein ist … und … und … und …

„Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt, beherzt ist, wer die Angst kennt und sie überwindet.“ (Khalil Gibran)

Wenn man nun einmal erkannt hat, dass jeder Mensch irgendwelche Ängste hat, könnte man sich besorgt fragen, ob es nicht auch böswillige Artgenossen gibt, die auf die Idee gekommen sind, diese Tatsache für sich nutzbar zu machen.

Angenommen, nur einmal angenommen, es gäbe irgendwo auf dieser schönen Erde ein Land, in dem einige wenige, schurkische Politiker das Volk nach Belieben beherrschen möchten, bräuchten sie geeignete „Methoden“, um die Menschen in Schach halten zu können. Diese Strategien können verschiedenster Art sein: Gesetze, Restriktionen, Polizei … aber eine der wirkungsvollsten und wichtigsten Taktiken wäre die systematische Erzeugung von Angst.

Ja, liebe Leserinnen und Leser (und solche die es noch werden wollen), Sie haben richtig gelesen: die systematische Erzeugung von Angst! Das Volk in ständiger Angst zu halten, um es besser regieren zu können, ist jedoch keine Methode der Neuzeit, sondern es gibt sie schon seit Jahrhunderten. Sie ist also schon lange getestet und mit der Zeit immer mehr verfeinert worden.

„Da die Masse immer leichtfertig und voller gesetzeswidriger Begierden ist (…) bleibt nichts übrig, als sie durch dunkle Angstvorstellungen und eine gut erfundene Mythologie im Zaum zu halten“. (Polybios)

Angst macht etwas in unserer Psyche. Zum Beispiel vernebelt sie die Vernunft und verstärkt Emotionen wie Hilflosigkeit und Wut. Menschen, die Angst haben, sind  leichter zu manipulieren.

Dabei gibt es zwei Arten von Angst: die eine ist die konkrete Angst, wenn man zum Beispiel von einem Tiger angegriffen wird. Die zweite Art sind diffuse Ängste, die nicht ganz klar sind. Diese sind jedoch viel perfider – aber auch nützlicher für die Machteliten. Diese diffusen Ängste sind für die Betroffenen fatal, weil man sich nicht mit ihnen konkret auseinandersetzen kann und es nur schwer möglich ist, sie genauso wie die realen Ängste aufzulösen. Wenn Sie also von einem Tiger attackiert werden, können Sie ins Auto steigen und verschwinden – Sie können also vor der faktischen Bedrohung fliehen oder andere, eindeutige Maßnahmen ergreifen.

Bei diffusen Ängsten ist das nicht so. Da sich diese Ängste nicht auf ein konkretes Objekt richten können, richten sie sich auf den ganzen Geist – die eigene Psyche – aus. Man nennt diese auch neurotische Ängste. Als Folgen können sich von Verunsicherungen und Ersatzhandlungen, bis hin zur Lähmung, alles mögliche herausbilden. Diese diffusen, kaum greifbaren Ängste lassen sich jedoch vorzüglich für Machtmissbrauch instrumentalisieren und man ist selbigen (fast) hilflos ausgeliefert.

„Macht ist die Angst der anderen“. (Unbekannt)

Welche Faktoren benötigt man, um diffuse Ängste auslösen zu können? Nun, da hätten wir zum Beispiel soziale Verunsicherungen; künstlich erzeugte Angst vor der Staatsgewalt (zum Beispiel durch als willkürlich empfundene Verbote und Verordnungen); permanente, latente Angst vor Arbeitslosigkeit durch Zuwanderung und / oder Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland, Angst vor fremden Einwanderern, das Gefühl von Kontrollverlust, das Gefühl der Undurchschaubarkeit der Gesellschaft und der Politik, der man sich nach und nach schutzlos ausgeliefert fühlt, permanente, künstlich erzeugte wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheiten, Eindringen in den eigentlich geschützten privaten Bereich (auch durch digitale Technik – z. Bsp. durch Staatstrojaner), soziale Entwurzelung, Zerstörung und / oder Auseinandereißen von Familien und Großfamilien, in denen der Mensch in Krisensituationen Halt finden würde, das Gefühl der ständigen Überwachung, Identitätsverlust, künstlich aufgebauschte Zukunftsangst und Ohnmacht, die entsteht, wenn sich die Menschen nicht mehr in der Politik wiederfinden und / oder sich von Politiker*Innen*divers hintergangen und belogen fühlen.

Gerade der letztgenannte Punkt hat für die Mächtigen eine nützliche Doppelfunktion, denn wenn bei einem Großteil der Bevölkerung der Eindruck entsteht: „ach, ich kann sowieso nichts dagegen machen“, erzeugt das wiederum eine gewisse Apathie in der Bevölkerung.

„Mit Liebe wurden wir geboren. Angst ist das, was wir hier gelernt haben“. (Marianne Williamson)

Zeitgleich sinkt das Mitgefühl anderen Menschen gegenüber. Zudem wurde bei wissenschaftlichen Arbeiten über dieses Thema nachgewiesen, dass sich Menschen bei künstlich erzeugten Ängsten stärker nach einem Führer oder einer Führerin*divers sehnen.

Ein weiterer Aspekt ist, dass sich die Menschen darüber hinaus in ihren Ängsten einen „Verantwortlichen“ für ihre „mentale Not“ suchen. Und das sind in solchen Fällen immer „die Anderen“. Wahlweise auch Personengruppen. Tatsächlich wurde bei diversen Studien diesbezüglich belegt, dass damit eine erhöhte Neigung zum Rassismus einher geht. Das hat für die Machteliten den weiteren Vorteil, dass sie diese Angst zweifach nutzen können: zum Einen die erzeugte Angst in den Menschen selbst und zum Zweiten die Angst vor dem Rassismus. „Seht ihr liebe Bevölkerung, wenn ihr uns nicht wählt, wird der Rassismus immer stärker“.

Das ist infam und eine dämonische Verdrehung, weil dieser künstlich verstärkte Rassismus erst durch die Schürung von Ängsten erzeugt worden ist. Zusätzlich lenkt das wiederum prima von den eigentlichen Ursachen – nämlich der künstlich erzeugten Angst durch die Machteliten – ab und erzeugt im Menschen den Eindruck, dass die gesellschaftlichen Probleme durch „die Anderen“ entstanden wären.

Die größte Gefahr für die Machthaber ist dabei, dass sich diese Ängste in Wut umwandeln, welche sich dann gegen sie wendet. Das muss mit aller Macht verhindert werden. Dies kann man jedoch leicht dadurch kanalisieren, indem man Ziele zur Ablenkung – andere Personen oder Personengruppen – vorgibt, gegen die sich dann die Wut richtet.

Jawoll, ein Feindbild. Das kann innenpolitisch oder außenpolitisch, links oder rechts, weiß oder farbig … Tirolerhut oder Aluhut … sein.

„Mit Hilfe von Angstszenarien gibt es in der Mehrheitsgesellschaft Zustimmung zu grundrechts- und freiheitseinschränkenden Gesetzesveränderungen“. (Peter-Alexis Albrecht)

Je diffuser das Feindbild dabei ist, desto besser ist die Umsetzung gelungen. Während man einen Tiger konkret bekämpfen könnte, ist zum Beispiel der „Kampf gegen den Terror“ unkonkret und schwammig. Zudem bräuchte man erst einmal ein erschütterndes, terroristisches Ereignis, welches sich in das kollektive Bewusstsein einbrennt. Dabei gilt: je größer und furchtbarer das terroristische Ereignis ist, umso größer ist die Angst und umso mehr kann man dann Gesetze, die man sonst nie in einer gut funktionierenden Demokratie durchgekriegt hätte, gegenüber einer nun verängstigten Bevölkerung durchdrücken. Dies betrifft vor allem Gesetze zum Machterhalt, Machtausbau, zur ständigen Kontrolle der Menschen und zur schleichenden Abschaffung der Grundrechte.

„In Bayern kann man künftig, ohne dass eine Straftat vorliegt, schon wegen ‚drohender Gefahr‘ unbefristet in Haft genommen werden.“ (Süddeutsche Zeitung zum Gefährder-Gesetz, 20. Juli 2017)

Momentan leben wir in einer Zeit, in der man völlig unkonkret alles mit „dem Kampf gegen den Terrorismus“ begründen kann – egal wie abstrakt und an den Haaren herbeigezogen es auch erscheint. Zusätzlich wird das Gefühl erzeugt, die Bevölkerung würde sich permanent im Kampf gegen einen unsichtbaren Feind befinden. Dabei kann man den „Kampf gegen den Terrorismus“ beliebig durch den „Kampf gegen Fake News“, „Kampf gegen Corona“, „Kampf gegen Hassrede“, „Kampf gegen das Klima und seine Veränderungen“, „Kampf: wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ und den „Kampf gegen eine Bedrohung aus dem All“ ersetzen. Hauptsache die Bevölkerung wird permanent in einem ängstlichen Kampfmodus gegen irgendjemand oder gegen irgendetwas gehalten.

Aber dies dient nicht nur dafür, ein ständiges Gefühl der Angst zu etablieren und uns täglich zu vergegenwärtigen, dass uns diese unsichtbaren Gegner immer und zu jeder Zeit bedrohen. Dies erzeugt zusätzlich eine Art Gruppenzwang: „Was, willst du etwa nicht mit uns zusammen gegen einen pantomimischen Herpes kämpfen? Was bist du denn für einer …?“ Und auch hierbei ist der erwünschte Nebeneffekt wieder von anderen, viel wichtigeren Themen und kritischen Fragen zum System abzulenken. Gibt es eigentlich auch bei uns Politiker*Innen*divers, die uns permanent zu einem „Kampf gegen ausgeleierte Schlüpfergummis“ auffordern wollen? Falls ja, wäre das aber nur Zufall.

„Politik: die Führung öffentlicher Angelegenheiten zum privaten Vorteil“. (Ambrose Bierce)

Sollte sich jedoch die Wut bei den Menschen in Form von Depressionen, Suchtverhalten und Autoaggressionen gegen sich selbst richten, ist das natürlich noch viel besser für die Machteliten. (Natürlich kann ich niemanden daran hindern, selbst einmal zu recherchieren, in welch alarmierender Zahl in den letzten Jahren Depressionen und Suchtverhalten angestiegen sind. Aber das wäre alles nur Zufall oder eine bösartige Verschwörungstheorie. Vielleicht sind diese Statistiken aber auch nur hässliche Gerüchte, die Konterrevolutionäre in Umlauf bringen um die fantastischen Errungenschaften unseres sozialistischen Staates in Verruf zu bringen.)

„Letztendlich wissen wir tief im Inneren, dass die andere Seite von Angst Freiheit ist“. (Marilyn Ferguson)

Ich möchte Ihnen hier nicht einen vom Pferd erzählen. Bitte schauen Sie sich selbst aufmerksam in unserer Gesellschaft um und fragen Sie sich, ob es auch in unserem Land Machtbesessene gibt, die die oben genannte Taktiken anwenden würden. Normalerweise sind gewählte Volksvertreter dafür da, um dem Volk zu dienen, deeskalierend zu agieren; ihrer vom Volk übertragenen Aufgabe gerecht zu werden und das Land in Frieden und Wohlstand zu führen.

Bitte beobachten Sie, wer zur Besonnenheit, zum gemeinsamen Gespräch oder zur Gutherzigkeit aufruft und wer im Gegensatz dazu ständig darum bemüht ist, die verschiedensten Gruppierungen gegeneinander aufzuhetzen und das Land wirtschaftlich zu ruinieren. Die Richtigen und die Falschen kann man daran erkennen, worüber sie reden, wonach sie streben und was sie anderen Menschen einreden wollen.

Entscheiden Sie selbst, ob wir gerade wieder schrittweise in einen autoritären Staat übergehen oder ob es nun langsam an der Zeit ist, die Spreu vom Weizen zu trennen.

„Politik machen: den Leuten so viel Angst einjagen, dass ihnen jede Lösung recht ist“. (Wolfram Weidner)

UND

„Angst schützt nicht vor dem Tod. Sie verhindert Leben“. (Naguib Mahfouz)

Ahoi

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