Schutt, Asche, Hoffnung – Ausstellung über Europa 1945

Berlin (dpa) - Mit Kriegsausstellungen sei man ja sehr erfolgreich, sagte Alexander Koch, Direktor des Deutschen Historischen Museums (DHM), am Mittwoch in Berlin. Tatsächlich zieht das Museum Unter den Linden mit den Katastrophen des 20…
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Ein Besucher betrachtet ein sowjetisches Plakat aus dem Jahr 1945 mit der Aufschrift «Der Feind ist listig - sei auf der Hut!».Foto: Gregor Fischer/dpa
Epoch Times22. April 2015
Mit Kriegsausstellungen sei man ja sehr erfolgreich, sagte Alexander Koch, Direktor des Deutschen Historischen Museums (DHM), am Mittwoch in Berlin. Tatsächlich zieht das Museum Unter den Linden mit den Katastrophen des 20. Jahrhunderts immer wieder Besuchermassen an.

Nach den großen Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg im vergangenen Jahr und davor zum Zweiten Weltkrieg sind nun die Friedensmonate nach dem 8. Mai 1945 an der Reihe.

„1945 – Niederlage. Befreiung. Neuanfang“ – unter diesem Titel zeichnet die neue DHM-Ausstellung von diesem Freitag an (bis 25. Oktober) das Geschehen in zwölf Ländern nach – vom Zeitpunkt der deutschen Kapitulation bis zum politischen Wiederaufbau. Mit mehr als 500 Objekten, Dokumenten und Schautafeln sowie Ton- und Bildzeugnissen will die Schau den Zustand Europas nach sechs Jahren Krieg, deutscher Besatzung und Verfolgung dokumentieren, wie Kuratorin Maja Peers sagte.

Gleich im Eingang begegnen dem Besucher Original-Radiostimmen, die das Kriegsende in verschiedenen Sprachen verkünden. Dahinter öffnen sich von einem großen Raum aus die Wege sternförmig zu den einzelnen Ländern. Weiß-gestrichelte Linien auf dem Boden sollen an jene Grenzen erinnern, die Nazi-Deutschland real und brutal durchbrach.

Jedem Land widmet die Ausstellung ein Kapitel. Neben Deutschland gehören dazu die Nachbarländer sowie Norwegen, Großbritannien und die damalige Sowjetunion. Die unterdrückten Staaten liegen im Halbkreis: „Wir wollen keine Hierarchien schaffen“, keine Rangfolge des Leidens, begründete Kuratorin Peers die Anordnung.

Ausdrücklich will die Ausstellung nicht von einer „Stunde Null“ sprechen. Am Beispiel von Zeitzeugen und Protagonisten sollen Brüche und Kontinuitäten dargestellt werden – etwa der Umgang mit den Angehörigen des Widerstands, den Nazis und Kollaborateuren.

Deutlich wird das etwa bei einem Wahlplakat der Österreichischen Volkspartei (ÖVP). Ein „Österreicher erster Klasse“ reicht einem Mann mit der Inschrift „NS-Problem“ auf der Jacke und als „Österreicher zweiter Klasse“ eingestuft, die Brücke „Gleichberechtigung“ über einen Graben. „Sie reden vom ewigen Frieden und wollen den ewigen Hass“, heißt es zu den daneben feixenden Sozialisten und Kommunisten.

Für Deutschland türmen sich Akten des Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesses; die „Fallschirm-Ausgabe“ eines Alliierten-Wurfblattes ruft die Menschen dazu auf, die Waffen niederzulegen. In einem blauen Metallwagen wurde die neue Währung transportiert, ein unbelasteter Berliner Verwaltungsbeamte durfte die Armbinde „Magistrat Charlottenburg“ tragen.

Stellvertretend für die Deutschen steht etwa die Apothekerin Wilhelmine Schirmer-Pröscher, die in der DDR Karriere machte und 1971 Alterspräsidentin der Volkskammer wurde. Oder der SS-Mann Karl Schulz. Der ehemalige Kriminalkommissar wurde wegen Verbrechen im Konzentrationslager Mauthausen verurteilt, nach Untersuchungshaft und Straferlass aber bald auf wieder freien Fuß gesetzt.

Die Ausstellung hat aber auch schmerzliche Lücken. Weder Italien, Griechenland noch die Balkanländer sind ein Thema – aus Platzgründen, wie Kuratorin Peers sagte. Bei Griechenland ist das angesichts der aktuellen Debatte um Reparationszahlungen besonders auffällig. Und auch die „Achsenmacht“ Italien hätte wegen der Nachkriegskonflikte mit den Faschisten gut dazu gepasst.

(dpa)

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