Welterbe-Bewerbung: Wikinger müssen nachbessern
Das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation forderte am Samstag in Bonn wie zuvor erwartet umfassende Nachbesserungen. Deutschland war mit dem Wikingerhandelszentrum Haithabu und den Verteidigungswällen des Danewerk in Schleswig-Holstein an dem Antrag von fünf Ländern beteiligt.
Spannend für Deutschland wird es am Sonntagmorgen: Dann entscheidet das Welterbekomitee über die deutschen Einzelbewerbungen mit der Hamburger Speicherstadt und dem Naumburger Dom. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Speicherstadt und das angrenzende Kontorhausviertel mit dem berühmten Chilehaus zum Weltkulturerbe ernannt wird. Dagegen stehen die Chancen für den Naumburger Dom mit der hochmittelalterlichen Landschaft an Saale und Unstrut schlecht. Dem Antrag droht, komplett verworfen zu werden, so dass auch keine Nachbesserung möglich wäre.
Die Sammelbewerbung zur Wikingerkultur unter der Federführung Islands hat nach der Überarbeitung immerhin noch Chancen auf eine spätere Aufnahme in die Welterbe-Liste. Der Antrag umfasst sieben archäologische Denkmäler und Stätten der Wikinger aus der Zeit von 800 bis 1200 nach Christus, die auch in Norwegen, Dänemark und Lettland liegen.
Der Internationale Denkmalrat ICOMOS hatte Bedenken geäußert, ob mit den sieben Stätten das gesamte Phänomen der Besiedlung und des Handels durch die Wikinger in Nordeuropa nachgewiesen werden könne. Letztlich sei das Konzept zu vage für ein so ehrgeiziges Projekt.
Die Wikinger-Siedlung Haithabu in der Nähe des heutigen Schleswig war eines der bedeutendsten Handelszentren Nordeuropas vom 9. bis 11. Jahrhundert. Die Siedlung mit Hafen in einem Seitenarm der Schlei war 1897 wiederentdeckt worden. Der frühmittelalterliche Befestigungswall Danewerk bei Schleswig gilt als das größte Bodendenkmal Nordeuropas. Der Wall diente den dänischen Königen vor mehr als 1000 Jahren als Befestigung der Südgrenze ihres Reiches.
Die Unesco nahm am Samstag mehrere weitere Stätten in die Welterbeliste auf. Dazu gehört auch der Botanische Garten in Singapur. Der südostasiatische Staat hatte sich erstmals mit einer einzigartigen Stätte für die Aufnahme in das Welterbe-Verzeichnis beworben.
Iran und Dänemark schafften es gleich mit zwei Nominierungen auf die Liste: Iranisches Weltkulturerbe sind nun die Stadt Susa mit ihrer 5000-jährigen Siedlungsgeschichte sowie das historische Höhlendorf Maymand. In Dänemark wurden die Höfische Parforcejagdlandschaft und die Siedlung Christiansfeld aufgenommen. Die chinesischen Tusi-Stätten kamen ebenso auf die Welterbe-Liste wie die Stätten der Baekje-Dynastie in Korea und der Heilige Berg Burkhan in der Mongolei.
Auf der Welterbeliste stehen derzeit knapp über 1000 Kultur- und Naturerbestätten aus 161 Ländern. Deutschland verzeichnet bislang 39 Welterbestätten.
(dpa)
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