Die Behörde – Von Christian Morgenstern

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Umgekehrten Falls man ihn vom Fleck in Arrest verführen würde, und drunter steht: Borowsky, Heck. Foto: Christoph Reichwein/dpa/dpa

Die Behörde

Korf erhält vom Polizeibüro

ein geharnischt Formular,
wer er sei und wie und wo,
welchen Orts er bis anheute war,

welchen Stands und überhaupt,
wo geboren, Tag und Jahr.
Ob ihm überhaupt erlaubt,

hier zu leben und zu welchem Zweck,
wieviel Geld er hat und was er glaubt.
Umgekehrten Falls man ihn vom Fleck

in Arrest verführen würde, und
drunter steht: Borowsky, Heck.
Korf erwidert darauf kurz und rund:

»Einer hohen Direktion
stellt sich, laut persönlichem Befund,
untig angefertigte Person

als nichtexistent im Eigen-Sinn
bürgerlicher Konvention
vor und aus und zeichnet, wennschonhin

mitbedauernd nebigen Betreff,
Korf: (An die Bezirksbehörde in – ).«

Staunend liest’s der anbetroffne Chef.

(ca. 1910) Christian Morgenstern (1871 – 1914)



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