Die beiden Engel – von Emanuel Geibel

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Das Herz, wo beide freundlich eingekehrt ...Foto: Rob Arnold/dpa

Die beiden Engel

O kennst du, Herz, die beiden Schwesterengel,

Herabgestiegen aus dem Himmelreich:

Stillsegnend Freundschaft mit dem Lilienstengel,

Entzündend Liebe mit dem Rosenzweig?

Schwarzlockig ist die Liebe, feurig glühend,

Schön wie der Lenz, der hastig sprossen will;

Die Freundschaft blond, in sanftern Farben blühend,

Und wie die Sommernacht so mild und still;

Die Lieb‘; ein brausend Meer, wo im Gewimmel

Vieltausendfältig Wog‘ an Woge schlägt;

Freundschaft ein tiefer Bergsee, der den Himmel

Klar widerspiegelnd in den Fluten trägt.

Die Liebe bricht herein wie Wetterblitzen,

Die Freundschaft kommt wie dämmernd Mondenlicht;

Die Liebe will erwerben und besitzen,

Die Freundschaft opfert, doch sie fordert nicht.

Doch dreimal selig, dreimal hoch zu preisen

Das Herz, wo beide freundlich eingekehrt,

Und wo die Glut der Rose nicht dem leisen,

Geheimnisvollen Blühn der Lilie wehrt.

Emanuel Geibel (1815 – 1884)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion