Fritzchen an den Mai – von Christian Adolf Overbeck 

Aus der Reihe Epoch Times Poesie – Christian Adolf Overbecks Gedicht wurde 1781 in dem Buch „Fritzchens Lieder“ veröffentlicht. Mozart und auch andere, darunter Robert Schumann vertonten es. Keine Vertonung wurde jedoch so populär, wie die von Mozart.
Titelbild
Ach, wenn’s doch erst gelinder und grüner draußen wär!Foto: iStock
Von 30. April 2023

Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün

und lass mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn!
Wie möchte ich doch so gerne
ein Veilchen wieder sehn,
ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazieren gehn!

Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel:
man kann im Schnee eins traben
und treibt manch Abendspiel,
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt’s wohl Schlittenfahrten
aufs liebe freie Land

Doch wenn die Vögel singen
und wir dann froh und flink
auf grünem Rasen springen,
das ist ein ander Ding!
Jetzt muss mein Steckenpferdchen
dort in dem Winkel stehen,
denn draussen in dem Gärtchen
kann man vor Schmutz nicht gehn.

Am meisten aber dauert
mich Lottchens Herzeleid,
das arme Mädchen lauert
recht auf die Blumenzeit.
Umsonst hol ich ihr Spielchen
zum Zeitvertreib herbei,
sie sitzt in ihrem Stühlchen
wie’s Hühnchen aus dem Ei.

Ach, wenn’s doch erst gelinder
und grüner draußen wär!
komm, lieber Mai, wir Kinder,
wir bitten gar zu sehr!
O komm und bring vor allem
uns viele Veilchen mit,
bring auch viele Nachtigallen
und schöne Kuckucks mit.

 

 

Text: Christian Adolf Overbeck (1755-1821)
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1791)



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