Was mir gegeben – Von Renate Lilge-Stodieck

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Was mir gegeben, ist so viel Leben.Foto: Kathrin Jahn
Von 18. Juni 2021

Was mir gegeben

Wo kein Du ist,

für das ich lebe,
wo kein Mensch ist,
zu dem ich strebe,
wo kein Halt ist,
an den ich mich lehne,
warum bin ich hier?

Wo keine Quelle ist,
zu der ich gehe,
wo keine Hand ist,
die ich nehme,
wo kein Berg ist,
den ich besteige,
wo kein Mut ist,
den ich beweise,
wo kein Weg ist,
wofür bin ich hier?

Ist es denn wahr,
dass all das schon da ist,
dass all das auch wahr ist,
dass ich darin lebe,
dass ich darin schwebe,
dass alles Du da ist?

Dass ich der Halt bin,
dass in mir der Quell ist,
der Berg und die Wahrheit,
die Liebe, die Klarheit,
dass ich nur blind bin und
sie nicht sehe,
dass ich nicht spüre
die Wärme und Nähe?
Dass ich dafür da bin,
sie zu geben,
sie zu leben.

Mit all meinen Sorgen
denk ich nur an morgen
und seh‘ nicht die Quelle,
seh‘ Dunkel statt Helle.

Was mir gegeben,
ist so viel Leben.

Renate Lilge-Stodieck

Aus „Sein – Die Kunst des Annehmens“



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