Schluss mit lustig: Kabarettist Helmut Schleich beendet „Schleichfernsehen“

Kein „Kabarett, Parodie, Unfug“ mehr beim Bayrischen Rundfunk. Nach zwölf Jahren „Schleichfernsehen“ im BR streicht Kabarettist Helmut Schleich die Segel: „Kabarett im Fernsehen hat für mich derzeit die Wahl zwischen politischer Zuverlässigkeit und rechter Ecke."
Titelbild
Helmut Schleich ist dann mal weg beim „Bayerischen Rundfunk“Foto: Susie Knoll
Von 21. November 2023

Seit 2012 prägte der Kabarettist Helmut Schleich das Programm des BR-Fernsehens mit „SchleichFernsehen“, einer monatlichen Satire-Sendung zum aktuellen Politikgeschehen. Doch jetzt ist Schluss mit lustig für den bayerischen Kabarettisten. Er sagt dem Sender auf eigenen Wunsch „Servus“.

Politische Zuverlässigkeit, schleich di!

Der 56-jährige Künstler beendet die Zusammenarbeit auf eigenen Wunsch und möchte sich, wie es offiziell heißt, „wieder verstärkt der Bühnenkunst widmen“. Die Bühne „war, ist und bleibt in ihrer Direktheit die Heimat des Kabaretts“. Mit den Möglichkeiten, die das Fernsehen heute bietet, rechnete Schleich hingegen ab: „Kabarett im Fernsehen hat für mich derzeit die Wahl zwischen politischer Zuverlässigkeit und rechter Ecke. Beides ist meine Sache nicht.“

Der Kabarettist zeigte in der Sendung nicht nur ein Faible für scharfe Pointen, sondern auch eine große Leidenschaft fürs Verkleiden. In der Show tummelten sich dann Charaktere wie Donald Trump, der Papst; auch Angela Merkel oder Ursula von der Leyen. Sogar der langjährige BR-Fernsehchefredakteur Sigmund Gottlieb bekam mit der Kunstfigur Traugott Siegliebt regelmäßig sein Fett ab.

„Wer waren jetzt eigentlich die Covidioten?“

Aber nicht nur die „Kunstfiguren“ von Schleich entlarven, mitunter nannte er auch direkt Ross und Reiter. Beispiel Baerbock und Buyx. Noch in der ARD-Mediathek zu finden ist seine Weihnachtsrede 2022, die statt Kabarett wohl eher in die Rubrik Realsatire gehört hätte: Diese startete im beleuchteten Weihnachtsmarktambiente mit: „Wissen Sie, was der Deutsche Ethikrat ist? Das ist ein Gremium, das während der Corona-Zeit ungefähr so viel mit Ethik zu tun hatte wie Frau Strack-Zimmermann mit Frieden.“

In drei Minuten fasste er die Corona-Politik zusammen: Zweifler waren Covidioten, kritische Wissenschaftler waren Verschwörungstheoretiker, Amtsärzte mit abweichender Auffassung waren ihren Posten los. Für all dieses forderte er – immerhin im kabarettistischen Tonfall – eine dringend nötige und vor allem ernst gemeinte Entschuldigung von den politisch Verantwortlichen. In jedem Fall jedoch eine „schonungslose Aufarbeitung, aber dazu fehlen ja rein zufällig die Daten“, weil die „zuständigen Behörden es nicht für nötig hielten, genug davon zu sammeln. Und so erscheint mitten am Ende einer Pandemie, wie es Annalena Baerbock formuliert hat, eine Frage in ganz neuem Licht: Wer waren jetzt eigentlich die Covidioten?“.

Schwarzer Tag fürs (Schleich)Kabarett

Schon davor, im Jahr 2021, sorgte eine Episode von „SchleichFernsehen“ für einen gehörigen Eklat. Schleich, dessen Paraderolle die Imitation des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß war, schlüpfte in die Rolle von dessen fiktivem afrikanischem Nachkommen Maxwell Strauß aus dem ausgedachten Land „Mbongalo“. Mittels einer Uniform und dunkelbraunen Make-ups sprach er auf Englisch mit bayerischem Akzent und spielte mit den Bedeutungen des Wortes „Schwarz“: „A real chancellor has to be a black chancellor.“

Das politische unkorrekte Fettnäpfchen dabei: Schleichs dunkel geschminktes Gesicht. Das führte zu Aufruhr in den sozialen Medien. Der Vorwurf lautete “Blackfacing“. Das wird als kulturelle Aneignung und diskriminierende Nachahmung von Hautfarben gesehen, mit der negative Stereotypen verstärkt werden.

Diskriminierungsvorwurf steht über der Freiheit der Kunst

Auch das BR-Aufsichtsgremium kam auf den Plan, rügte wegen Rassismus und strich Schleichs Kunstfigur Maxwell Strauß fortan aus dem Programm. Schleich entgegnete, dass er sich der historischen Problematik des Blackfacings bewusst sei. Für ihn sei dies jedoch nur ein „Debattenimport“, da das Thema in Deutschland historisch betrachtet keine besondere Rolle spiele.

Er habe mit Maxwell Strauß gerade „den Export neokolonialer Strukturen aus dem globalen Norden nach Afrika“ persiflieren wollen, so Schleich: „Über Maxwell lacht doch keiner, weil er schwarz ist, sondern weil er unsere Strukturen spiegelt.“

 Schlussakkord, bye, bye BR!

Kabarettist Schleich bedauerte in dem Zusammenhang „aufrichtig, dass der Vorwurf der Diskriminierung höher gehängt wurde als die Freiheit der Kunst“. Jetzt wird der Schöpfer der Kunstfigur die öffentlich-rechtliche Fernsehbühne verlassen. Die 85. und letzte Ausgabe wird am 30. November ausgestrahlt. BR-Unterhaltungschefin Iris Mayerhofer betonte zum Abschied Schleichs: „Die Tür im BR steht für ihn immer offen.“



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