Schwingt auf 432Hz gestimmte Musik auf einer göttlichen Ebene?

Der Klang von Musikinstrumenten verbreitet eine wohltuende Stimmung, wenn der Kammerton A auf 432Hz statt auf die üblichen 440Hz gestimmt ist. Die Frage, warum man so geheimnisvoll damit umgeht, ist bis heute ungeklärt.
Titelbild
Bei einer Gitarre, die auf 432Hz gestimmt ist, gehen die Saiten beim Zupfen 432 Mal pro Sekunde auf und ab. Während die Frequenzen sich in ihre Umgebung verbreiten wird der Körper der Gitarre anfangen, mit dieser Frequenz zusammen zu vibrieren. So gelangt die Frequenz ringsherum in die Umgebung der Gitarre, einschließlich der Menschen.Foto: iStock
Von 23. Juni 2022

Der bulgarische Dirigent und Musiktheoretiker Ivan Yanakiev sagte einst über seine erste Begegnung mit einem auf 432 Hertz gestimmten Instrument: „Als würden pures Licht und pure Liebe durch den Raum schwingen.“ Die Erfahrung war für Yanakiev so prägend, dass er im November 2013 das 432 Orchester gründete. Eine Gruppe mit zwölf Streichern, zu denen einige der talentiertesten Instrumentalisten der Welt zählen.

Mit seiner Entdeckung ist Yanakiev längst nicht mehr allein. Er gehört inzwischen zu einer globalen Bewegung von Musikern und Musikfans, die fest daran glauben, dass 432Hz auf eine bestimmte Weise „natürlicher und authentischer“ klingen als die 440Hz des Kammertons A, auf den die westliche Musik standardisiert ist.

Doch ist es noch gar nicht so lange her, dass weltweit zum Standard erhoben wurde, Musikinstrumente einheitlich auf 440Hz zu stimmen. Seitdem ranken sich Mythen und Halbwahrheiten um die gesamte Thematik.

432 eine besondere Zahl?

Heute, etwa 70 Jahre nach der Standarisierung von 440Hz wird wieder verstärkt darüber debattiert, ob die Frequenz 432 nicht tatsächlich eine positivere Wirkung auf Körper und Geist hat. Hinzu kommt, dass die Zahl 432 offenbar eine Zahl mit besonderer, sogar mystischer Bedeutung ist.

Die Musikwissenschaftlerin Maria Renold hat in ihrem Buch „Von Intervallen, Tonleitern, Tönen und dem Kammerton C ≐ 128 Hertz“ beschrieben, wie sie die unterschiedliche Wirkung von 440-Hertz- und 432-Hertz-Stimmlagen auf die Zuhörer getestet hat. Über einen Zeitraum von 20 Jahren befragte sie Tausende Menschen in verschiedenen Ländern, um zu beurteilen, wie sie sich beim Hören der beiden Frequenzen fühlten.

Sie stellte fest, dass 90 Prozent der Probanden die 432-Hertz-Stimmung bevorzugten. Als sie gebeten wurden, sie zu beschreiben, benutzten sie Worte wie „vollendet, korrekt, friedlich [und] sonnenähnlich“. Im Gegensatz dazu beschrieben sie die 440-Hertz-Stimmung als „unbequem, bedrückend [und] engstirnig“ klingend. Leider wurde ihre Studie nie von Wissenschaftlern wiederholt.

Der Akustik-Ingenieur Trevor Cox führte eine inoffizielle Online-Studie durch, in der er die Teilnehmer bat, ihre Präferenz für Musikstücke anzugeben, die so verschoben wurden, dass sie sieben verschiedene Stimmfrequenzen simulieren, darunter 432 und 440. Bei 200 Befragten stellte er eine leichte Präferenz für 440 gegenüber 432 fest.

Für den Test wurde Musik verwendet, die digital umgestimmt worden war, jedoch nicht akustisch. Es ist unklar, ob dies einen Unterschied gemacht haben könnte, da Renold angab, dass ihr Test nur mit nicht-elektrischen Instrumenten funktionierte. Alle Tests, die sie mit elektronisch erzeugten Tönen durchführte, schlugen fehl.

432 Hertz wird auch von prominenten Persönlichkeiten unterstützt, darunter der italienische Operntenor Luciano Pavarotti und die italienische Sopranistin Renata Tebaldi. Es heißt, dass das Singen in dieser Stimmung die Stimmbänder des Sängers weniger belastet.

Auf YouTube finden sich etliche klassische und zeitgenössische 432er-Aufnahmen, quer durch fast alle Genres: von Herbie Hancocks Cantaloup Island bis Pink Floyds The Dark Side of the Moon.

Hat die Politik die Umstellung veranlasst?

Kein Wunder also, dass die Festlegung auf 440Hz immer wieder zu Debatten geführt hat, verschiedenste Quellen geben dafür unterschiedlichste Gründe an.

In einigen Publikationen ist zu lesen, dass die 440-Hz-Frequenz absichtlich von Regierungen/Regimen eingeführt wurde, um die Massen zu manipulieren und zu kontrollieren. Im Laufe der Zeit soll sie die Menschen lethargisch und nahezu depressiv machen, sodass sie leicht beeinflussbar sind.

Die bekannteste Theorie besagt, dass die Nazis 1939 auf einem Londoner Kongress auf den 440-Hertz-Standard gedrängt haben sollen, um eine aggressive Stimmung unter den Menschen zu erzeugen.

Laurent Rosenfeld schrieb den Artikel „Wie die Nazis die musikalische Stimmgebung ruinierten“, der in der Septemberausgabe 1988 der Zeitschrift Executive Intelligence Review (eine der LaRouche-Bewegung nahestehende Publikation mit bekanntermaßen kontroversen politischen Positionen) erschien. Rosenfeld wies darauf hin, dass „Radio Berlin“, das Sprachrohr des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels, 1939 auf diese Konferenz drängte.

In Amerika und England sollen temperaturbedingte Aspekte eine Rolle gespielt haben. Der Instrumentenhersteller JC Deagan stellte fest, dass 440 Hertz die beste Frequenz für amerikanische Konzertsäle war. Britische Wissenschaftler waren ebenfalls der Meinung, dass 440 Hertz die beste Frequenz sei, allerdings nicht wegen der Temperatur der Konzertsäle, sondern wegen der Erwärmung der Holzblasinstrumente während der Aufführung.

In Amerika soll auch der Einfluss des Jazz eine Rolle gespielt haben. Hier hat man die Tonhöhe auf 440 und später weit darüber hinaus auf bis zu 470Hz angehoben.

Der französische Musiker und A=432-Hertz-Befürworter Robert Dussaut verurteilte die Anpassung an die Tonhöhe der amerikanischen Jazzmusiker und lehnte es ab, „dass unsere Orchestermusiker und unsere Sänger auf diese Weise von den Jazzmusikern von der anderen Seite des Atlantiks abhängig sind.“

Kymatik: Die Wissenschaft des sichtbar gemachten Klangs

In Experimenten mit Wasser und Klang sind Fachleute zu der Theorie gelangt, dass die 432-Hertz-Stimmung eine positive Wirkung auf Wasser und damit auf unseren Körper hat, weil unser Körper zum größten Teil aus Wasser besteht. Dies ist einer der Gründe für die Behauptung, dass auf 432 Hertz gestimmte Musik eine heilende Wirkung haben kann.

John Stuart Reid entwickelte ein Instrument namens CymaScope, das in einem Studienbereich eingesetzt wird, der als Kymatik bekannt ist. Die offizielle CymaScope-Website beschreibt die Kymatik als „die Wissenschaft des sichtbar gemachten Klangs“.

Weiter heißt es auf der Website: „Es basiert auf dem Prinzip, dass Schall, wenn er auf eine Membran wie die Haut oder die Wasseroberfläche trifft, ein unsichtbares Energiemuster abbildet. Mit anderen Worten: Die periodischen Schwingungen des Klangs werden in periodische Wasserwellen umgewandelt und erzeugen wunderschöne geometrische Muster, die das einst verborgene Reich des Klangs offenbaren.“

Reid testete die Wirkung von A=432 Hertz auf Wasser mit seinem CymaScope. Darum gebeten hatte ihn der führende 432-Befürworter Brian T. Collins. Collins, ein schottischer Produzent und Musiker, veröffentlichte Reids Antwort: „432 Hertz erscheint als ein Dreieck, jedes Mal, wenn wir es abbilden. Wir dachten, dass mit dem CymaScope etwas nicht stimmt, aber nach mehr als einer Stunde Versuch kamen wir zu dem Schluss, dass die Zahl 3 irgendwie universell mit 432 Hertz verbunden ist.“

Die Kymatik zeigt, dass Muster, die durch eine 432-Hertz-Stimmung erzeugt werden, ästhetisch ansprechender sind als solche, die durch eine 440-Hertz-Stimmung entstehen.

Der Komponist Milton Mermikides weist in seinem Blog darauf hin, dass die für das Wasser verwendeten Behälter die Ergebnisse möglicherweise beeinflusst haben. „Einige Behälter werden bei 432Hz schönere Muster aufweisen als bei 440Hz, bei anderen ist es genau umgekehrt“, schrieb er. „Das ist so, als würde man behaupten, dass eine bestimmte Schuhgröße perfekt ist, indem man ein Video zeigt, in dem eine Person glücklich mit einem Paar Schuhe läuft, während sie Mühe hat, eine andere Größe anzuziehen.“

432 eine besondere Zahl?

Inwiefern 432 eine Zahl mit besonderer Bedeutung ist, darüber kann auch nur spekuliert werden. Mit einem großen Interpretationsspielraum lassen sich einige interessante Schlüsse ziehen.

Eine der gängigsten Behauptungen misst 432 eine besondere Bedeutung zu, weil sie die Quadratwurzel der Lichtgeschwindigkeit ist. Tatsächlich liegt die Quadratwurzel der Lichtgeschwindigkeit bei 431,6 und damit ziemlich nah an 432.

Der Durchmesser der Sonne beträgt etwa 864.000 Meilen, das sind 2 x 432.000. Der Durchmesser des Mondes beträgt etwa 2.160 Meilen, das sind 4.320 geteilt durch 2. Wir sehen, dass Division und Multiplikation erforderlich sind, um verschiedene Werte auf die Zahl 432 zu beziehen. Allerdings hinkt der Vergleich, wenn man die Entfernung in Kilometern misst. Dringt man tiefer in die Zahlenmystik ein, lassen sich mehr Beispiele zum Thema finden, sie sind jedoch weniger offensichtlich.

Der Klang der Natur

Musik kann eine heilende Wirkung haben, zumindest das war schon in der Antike bekannt. Tatsächlich hieß es im alten China, dass Musik und Medizin miteinander verbunden seien. Die chinesische Medizin glaubte, dass die fünf Klänge die fünf Organe heilen könnten.

Esoteriker behaupten, die Natur, ja unser ganzer Planet schwinge in der Frequenz von 432Hz und durch Musik in dieser Tonlage könne sich der Mensch mit der Natur verbinden, mit ihr in Einklang kommen. Andere Frequenzen könnten den Körper jedoch in Disharmonie bringen, ja sogar Krankheiten auslösen.

Wenn man bedenkt, wie viel verschiedene Frequenzen unser Gehirn an einem beliebigen Tag durchströmen, ist es schwierig, gut von schlecht zu unterscheiden. Eine Messlatte, die man anlegen könnte, betrifft den Unterschied zwischen menschengemachten und natürlichen Frequenzen. Mobiltelefone, Wi-Fi, 5G, Radio und Mikrowellen senden eine künstliche elektromagnetische Strahlung aus, die Experten inzwischen schon mit Krebs, Depressionen, Schlaflosigkeit und sogar Fehlgeburten in Verbindung gebracht haben. Auch die weniger erfreulichen Frequenzen von Autoalarmanlagen, Rückkopplungen von Lautsprechern oder Mikrofonen und Zahnbohrern spielen in diesem Bereich.

Betrachtet man im Vergleich dazu natürliche Frequenzen wie Vogelgezwitscher, Blätterrauschen, Regen oder eine Meeresbrise, ist eine beruhigende Wirkung nicht zu leugnen. Diese alltäglichen Schwingungen von Mutter Natur gehen mit unserem Wesen in Resonanz – und sie haben im Laufe der Jahrhunderte die Erschaffung von Instrumenten inspiriert: Denkt man an den Wind, der durch einen hohlen Baum pfeift, und dann an die Erschaffung der Flöte.

Die heutige Welt ist wie sie ist, man kann sich ihrer nur schwer entziehen. Doch könnte man zumindest eines tun: die Momente in der Natur achtsamer nutzen und verstärkt auf ihren Klang achten.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion