Vom Kampf für das Wahre und Gute

Vor 50 Jahren, am 2. September 1973, starb der Autor von „Der Herr der Ringe“. Die epische Handlung voller tapferer Taten und einprägsamer Bilder ist weithin bekannt geworden.
Titelbild
Replik des mächtigsten der Ringe, des „Einen Rings“ aus J. R. R. Tolkiens Trilogie „Der Herr der Ringe“.Foto: Mike Wutzler, CC BY-SA 3.0
Von 2. September 2023

In seinem bekanntesten Werk „Der Herr der Ringe“ schuf J. R. R. Tolkien faszinierende Spiegelbilder unserer fragilen, bedrohten Welt und der Wirkmacht guten, ehrenvollen Handelns.
Erst im Jahr 1954 trat das Buch seinen Siegeszug in der englischsprachigen Welt an. Wenige Jahre vor J. R. R. Tolkiens Tod vor nunmehr 50 Jahren, am 2. September 1973, erschien es in deutscher Sprache.

Berührende Tapferkeit und kraftvolle Bilder

Die epische Handlung des „Herrn der Ringe“ trägt sich jenseits unserer Zeitrechnung zu. In kraftvoller Sprache und einprägsamen Bildern erzählt Tolkien vom berührend tapferen, zeitlos ewigen Kampf des Guten gegen das scheinbar übermächtige Böse. Die von Tolkien erschaffenen bild- und wortmächtigen Erzählstränge in „Herr der Ringe“ haben sich in das Gedächtnis von Generationen von Lesern eingeprägt und wurden in ihrer Verfilmung zum Welterfolg. Allein schon der Buchtitel ist vielen ein Begriff.

Doch so wenig bekannt wie die Vornamen des berühmten Autors, die sich hinter den Initialen J. R. R. verbergen, so wenig bewusst ist vielen die facettenreiche Biografie des Schriftstellers und Gelehrten John Ronald Reuel Tolkien. In ihr finden sich wichtige Schlüssel für das tiefere Verständnis seiner bedeutsamen literarischen und sprachwissenschaftlichen Arbeiten.

Am 3. Januar 1892 erblickt J. R. R. Tolkien das Licht der Welt. Als Vierjähriger muss er den frühen Tod des Vaters verkraften. Trotz dieser tiefen Erschütterung verbringt er bei seiner liebevollen Mutter Mabel und zusammen mit seinem jüngeren Bruder Hilary eine schöne Kindheit in der Nähe von Birmingham.

Paradiesische Idylle

In Hall Green, einem kleinen Weiler, dessen mittelalterliche Wassermühle vom Flüsschen Cole angetrieben wird, genießt er die, von der industriellen Revolution noch ganz unberührte, ländlich paradiesische Idylle, an die er sich zeit seines Lebens mit Freude erinnern wird.

Das Auenland, die idyllische Heimat der kleinen Hobbits. Hier nachempfunden für die Außenaufnahmen der Verfilmung der „Herr der Ringe“-Trilogie in den Jahren 2001, 2002 und 2003 in Neuseeland. Foto: Joe Ross from Lansing, Michigan – Bag End, Bilbo Baggins House, Hobbiton Movie Set, Matamata, New Zealand 2016, CC BY-SA 2.0,

Die alleinerziehende Mutter erkennt und fördert früh die Begeisterung und Begabung des Jungen für Sprachen und unterrichtet ihn selbst in Latein, Französisch und Deutsch. Sie ist es auch, die ihren Kindern englische Märchen erzählt und sie mit den Geschichten von König Artus, Siegfried und dem Drachen Fafnir vertraut macht.

Im Jahr 1900 konvertiert Mabel Tolkien zum katholischen Glauben und bringt auch ihren Söhnen die christliche Lehre und Glaubenspraxis nahe. Zeitlebens wird J. R. R. Tolkien innig gläubiger und praktizierender Katholik bleiben.

Tiefe Gottesbeziehung

Im November 1904 stirbt die Mutter völlig unerwartet. Seine Trauer führt den zwölfjährigen Jungen in eine noch tiefere Gottesbeziehung und in noch festeren Glauben an das ewige Leben jenseits der Leiden dieser Welt. Ein mit der Familie befreundeter Priester wird Vormund der Brüder Tolkien und kümmert sich um die Unterbringung und Bildung der beiden Waisen.

Immer deutlicher zeigt sich inzwischen das Interesse Johns an der Schönheit von Sprache und Literatur. Im Alter von 16 Jahren widmet er sich mit unermüdlicher Begeisterung dem Alt- und Mittelenglischen und liest erstmals das Herzstück altangelsächsischer Dichtung, den sogenannten „Beowulf“, ein frühmittelalterliches Heldenepos in über 3.000 Versen.

Um auch altnordische Sagen im Original studieren zu können, beschäftigt er sich intensiv mit den Sprachen dieses Kulturkreises und beginnt – ausgestattet mit immer weiter wachsenden fundierten Kenntnissen zur Entstehung und Entwicklung von Idiomen – eigene fantastische Sprachen zu erfinden. 
Zusammen mit Freunden gründet er einen Club Literaturinteressierter, debattiert in der Schule in fließendem Latein, überrascht seine Zuhörer aber auch mit Vorträgen auf Griechisch, Altenglisch und Gotisch.

So nimmt es nicht Wunder, dass sich Tolkien 1910 erfolgreich um ein Stipendium für das Exeter College Oxford bewirbt und im Oktober 1911 das Studium klassischer Sprachen, vergleichender Sprachwissenschaft, englischer Sprache und Literatur beginnt.

Liebe – ein Leben lang

Doch auch in der Liebe geht er konsequent seinen Weg. Am 3. Januar 1913, dem Tag seiner Volljährigkeit mit 21 Jahren, sendet er einen Brief an die drei Jahre ältere Edith Bratt, in die er sich Jahre zuvor als Heranwachsender verliebte, seinem Vormund jedoch versprochen hatte, erst mit Erreichen der Volljährigkeit wieder Kontakt aufzunehmen.

Als er nun mit Schrecken erfährt, dass sie sich gerade verlobt hat, reist Tolkien ohne Zögern zu ihr, um sie von seiner unverändert innigen aufrichtigen Liebe zu überzeugen. Edith und John heiraten im Frühjahr 1916, wenige Monate nach Ende seiner Studien und kurz bevor der junge Ehemann in den Ersten Weltkrieg ziehen muss.

Die blutige Schlacht an der Somme erlebt Tolkien im selben Jahr hautnah mit und ist zutiefst erschüttert von ihrer schrecklichen Grausamkeit, vom sinnlosen Morden und Leiden. Krieg und Verderben als Einbruch des Bösen in eine ahnungslose, friedliche Welt wird später zum immer wiederkehrenden Grundthema in Tolkiens Werk.

„Die Schlachtfelder von Pelennor“. Illustration, inspiriert von J.R.R. Tolkiens Beschreibung der größten kriegerischen Auseinandersetzung im dritten Teil der Ring-Trilogie, der „Rückkehr des Königs“. Foto: IA – Bing Images Creator IA, CC BY-SA 4.0.

Eine schwere Fleckfiebererkrankung, die er sich durch die grauenvollen Zustände in Schmutz und Schlamm der Schützengräben zuzieht, wird für den jungen Mann zum Glück im Unglück. Er wird in die Heimat transportiert und es beginnt für ihn eine Odyssee durch Sanatorien, die ihn davor bewahrt, wieder an die Front zurückkehren zu müssen.

Den Kindern erzählt

Von Ende 1917 bis 1929 werden dem glücklichen Ehepaar Tolkien vier Kinder geschenkt und in dieser Familiengründung und der Annahme seiner Rolle als liebevoller Vater liegt ein wesentlicher Impuls für Tolkiens märchenhaft episches Werk.

Beginnend in den 20er-Jahren erfindet er für seine Kinder regelmäßig fantasievolle Geschichten, in die immer mehr die imaginäre Mythenwelt einfließt, deren Erfindung Tolkien – von mittelalterlichen Quellen inspiriert – seit Jahren beschäftigt und fasziniert.

Portraitfoto von J. R. R. Tolkien, um 1925 entstanden. Foto: von nicht bezeichnetem Fotostudio, vermutlich in Leeds, Public Domain.

In seiner Autobiografie „Überrascht von Freude“ schreibt Lewis über diese Zeit: „Die[se] Freundschaft […] markierte den Zusammenbruch zweier alter Vorurteile. Als ich auf die Welt kam, war ich […] gewarnt worden, nie einem Papisten […], als ich an die englische Fakultät kam, […], nie einem Philologen zu trauen. Tolkien war beides.“

In dieser Zeit intensiven Gedankenaustauschs, bedeutender sprachwissenschaftlicher Forschung und Lehre beginnt Tolkien aus Freude an der Sprache, am Erzählen, am Erschaffen fantastischer Landschaften, ihrer Bewohner und deren abenteuerlichen Erlebnissen, den Roman „Der Hobbit“ zu verfassen.

Er erscheint im Jahr 1937 und wird völlig überraschend zum großen literarischen Erfolg. Kurz darauf, in den dunklen Jahren des Zweiten Weltkriegs, entsteht seine episch dunkle und doch hoffnungsvolle Fortsetzung: „Der Herr der Ringe“.

Zuversicht verlieren? Niemals.

Schon im Jahr 1939 hatte Tolkien in seinem viel beachteten Vortrag „On Fairy-Stories“ fantastische literarische Erfindungen als schöpferischen Akt bezeichnet, der sich unbedingt künstlerischer Wahrhaftigkeit verpflichtet fühlen müsse, um den Leser wirklich zu bereichern.

Tolkien prägt auch den Begriff der „Eukatastrophe“, des guten unerwarteten Ereignisses, der Wende zum Guten, die jederzeit und völlig unerwartet eintreten und den Lauf der Geschichte grundlegend verändern kann. Als historisch reales Beispiel, das unerwartet und radikal Welt und Geschichte zum Guten verändert hat, nennt er die Auferstehung Jesu Christi.

Seinen kleinen tapferen Helden, den Hobbit Bilbo aus dem idyllischen Auenland, lässt Tolkien im „Herr der Ringe“ seinen die Hoffnung verlierenden Gefährten auf ihrem beschwerlichen Weg und im gefahrvollen Kampf gegen das Böse Mut zusprechen.

Sie sollten niemals die Zuversicht verlieren, denn: „Trotz allem, schon um die nächste Ecke kann ein neuer Weg oder ein geheimes Tor auf uns warten!“ – „Still round the corner there may wait/ A new road or a secret gate.“



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