Wie geht es weiter? Museumsbund befürchtet Sparpolitik

Museen gelten als vergleichsweise sichere Orte. Doch Corona verschließt auch ihre Türen. Noch während die Häuser für rasche Öffnung kämpfen, kündigt sich schon die nächste Krise an.
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Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes, macht sich dafür stark, dass Museen nicht Opfer symbolischer Sparpolitik werden.Foto: picture alliance / dpa/dpa
Epoch Times6. Februar 2021

Die Museen in Deutschland fürchten nach einem Ende der coronabedingten Einschränkungen mehr finanziellen Druck durch Einsparungen in öffentlichen Haushalten.

„Wir brauchen eine grundsätzliche Diskussion nach dieser Krise, wie wir mit unserer Infrastruktur umgehen wollen“, sagte der Präsident des Deutschen Museumsbundes, Eckart Köhne, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wir haben fette Jahre hinter uns mit sprudelnden Steuereinnahmen, in denen wir es versäumt haben, unsere Infrastruktur weiterzuentwickeln. Das ist kein Problem allein der Museen.“

Köhne, der auch Direktor des Badischen Landesmuseum in Karlsruhe ist, erwartet bei der Aufarbeitung der Corona-Folgen mit den wirtschaftlichen Kosten neue Löcher in öffentlichen Budgets. Dann müsse es darum gehen, die fürs Zusammenleben wichtigen Strukturen zu erhalten. „Das sind in Städten, Kommunen, Dörfern die Kultureinrichtungen wie Theater oder Museen und die freie Szene. Dieses Leben in der Stadt muss als Infrastruktur geschützt werden.“

Was schon bisher nicht gepflegt worden sei, dürfe in den mageren Jahren nicht vollends zugrunde gerichtet werden. „Das ist die grundsätzliche Diskussion, die man führen muss. Wir führen sie für die Museen, weil diese Museen eben unverzichtbar sind für attraktive Kommunen und Städte.“

Erste Anzeichen sieht der Verbandschef bereits. „Die vielen kommunalen Museen sind das Rückgrat der Museumsszene. In den Kommunen gibt es Zusatzbelastungen durch die Pandemie, die man auffangen muss. Wie so oft ist dann die Kultur ein Opfer dieser Vorgänge.“ Einige Städte hätten bereits ihre Kulturetats gekürzt. Kultur rangiere in den Haushalten aber immer deutlich unter einem Prozent.

„Mit diesen geringen Mitteln lassen sich keine Haushalte retten. Aber wenn man die Kultur kürzt, tut es allen weh und so wird die Kultur letztlich Opfer einer Symbolpolitik.“

„Es ist eine der großen Lehren aus dieser Krise, dass die kommunalen Finanzen, so wie sie jetzt organisiert sind, einfach nicht gesellschaftsdienlich sind“, sagte Köhne. „Kommunen müssen Handlungsspielraum und Möglichkeiten verschafft werden, weiter lebenswerte Städte zu betreiben, indem man in Museen, Theater, Musikschulen, in die freie Szene investiert, in diesen ganzen Bereich, der eine Stadt erst lebenswert macht.“

Bereits jetzt rechnet Köhne mit Folgen der Krise. „Viele Institutionen werden bestehen bleiben, aber sie werden weit weniger gut arbeiten können, wenn man nicht Gegenmaßnahmen ergreift.“ Einen Rückgang erwartet er bei mittelgroßen Ausstellungen, die von einem lokalen Publikum leben. „Die dafür notwendigen Mittel sind in der Breite der Museumsszene auch in den kleineren Kommunen aufzubringen. Das wird zunehmend schwerer werden. Da wird man Einschnitte spüren.“

Aus der Corona-Krise nehmen die Museen schon Erfahrungen mit. So müsste versucht werden, technische Ausstattungen auch in historischen Gebäuden zu verbessen. Die teils neu entdeckten Möglichkeiten der digitalen Bildungsarbeit und Kommunikation müssten verstetigt und auf eine professionellere Basis gesetzt werden. „Das war in der Krise sehr wichtig, attraktiv und erfolgreich.“

Wenn nun über Öffnungen nach dem Lockdown nachgedacht werde, müssen Museen nach Ansicht Köhnes in die ersten Überlegungen einbezogen werden. „Museen sind vor allem auch Bildungseinrichtungen. Wenn man Kitas und Schulen wieder öffnen kann, muss das mit der Bildungsarbeit der Museen verknüpft werden.“ Wenn bei der Wiedereröffnung Bildung eine Priorität habe, „dann möchten wir Teil dieser Diskussion sein, weil wir Bildungsarbeit leisten“.

Die Museen wollen sich laut Köhne künftig noch stärker für ihre Interessen einsetzen. „Wir müssen für uns Lobbyarbeit leisten. Denn es darf uns nicht nochmal passieren, dass wir mit Spaßbädern und Bordellen in den Freizeitbereich abgeschoben werden. Das hat uns sehr getroffen.“ (dpa)



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