Tatort Garten: Ein Paradies für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge?

Die Tage werden länger, die Temperaturen milder. Höchste Zeit, unsere Gärten oder Balkone aus dem Winterschlaf zu holen. Mit wenig Aufwand können Sie dabei auch Bienen, Hummeln und Schmetterlingen etwas Gutes tun.
Bienen an einer weißen Blüte im Frühling
Der Frühlings ist hier. Für Bienen, Hummeln und Insekten ist jedoch nicht jeder Garten ein Paradies.Foto: iStock
Epoch Times31. März 2019

Nicht nur die intensive Landwirtschaft bedroht Insekten. Auch in privaten Gärten finden sie immer weniger Rückzugsorte. Vielerorts wird das Bild von akkurat gemähten Rasenflächen oder Steinwüsten dominiert, die den Tieren keine Nahrung bieten. Außerdem kommen auch in Haus- und Kleingärten nicht unerhebliche Mengen an Pestiziden zum Einsatz – allein 2017 landeten dort 6.220 Tonnen Gifte, die Insekten und anderen Tieren schaden.

Die gute Nachricht ist: Mit nur wenig Aufwand können Sie Ihren Garten, Balkon oder jede andere Grünfläche in ein Paradies für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge verwandeln. Das Umweltinstitut München veröffentlichte einen Ratgeber zum Thema „Dein Bienengarten“ und beschreibt darin, wie Sie die fleißigen Bestäuber auch in Ihren Garten locken.

Mit wenig Aufwand zum Bienen-Paradies

Bienen, Hummeln und Schmetterlinge erfüllen eine enorm wichtige Funktion für unsere Ökosysteme und für uns Menschen. Sie bestäuben eine Vielzahl von Pflanzen, die für unsere Nahrung unverzichtbar sind, vertilgen Schädlinge und halten unsere Böden fruchtbar. Doch viele Schmetterlings- und Wildbienenarten sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Hauptursache für diese dramatische Entwicklung ist die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen und der steigende Einsatz von Pestiziden.

Private Gärten werden als Lebensraum immer wichtiger, doch auf einem englischen Rasen oder der Vorgarten-Steinwüste fühlt sich kein Insekt wohl. Die gute Nachricht ist aber: Mit nur wenig Aufwand können wir Gärten oder Balkone in Paradiese für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge verwandeln. Und auch auf Grünstreifen vor Mehrfamilienhäusern oder Wohnanlagen lassen sich Blumenwiesen anlegen. Vergessen Sie aber nicht, vorher mit den Eigentümern oder der Gemeinde zu sprechen.

Eine Hummel sammelt auf einem Feld mit Mohnblumen Pollen. Foto: Henning Kaiser/dpa

Der einfachste Weg, Insekten in den Garten oder auf den Balkon zu locken ist, ihnen reichlich Nahrung zu bieten. Heimische Wildblumen wie Kornblume, Borretsch oder Fingerhut liefern vielen Insekten Pollen und Nektar. Aber auch Kräuter wie Thymian, Salbei oder Lavendel sind bei Hummeln, Bienen und Schmetterlingen beliebt.

Pflanzen mit gefüllten Blüten sollte Sie hingegen meiden. Sie bieten häufig nicht ausreichend Nahrung für Insekten, da sie keinen oder nur sehr wenig Pollen und Nektar produzieren. Außerdem ist es wichtig, dass die Tiere vom beginnenden Frühjahr bis spät in den Herbst hinein blühende Pflanzen finden.

Einige Wildbienenarten, wie etwa die Frühe Sandbiene, begeben sich schon sehr zeitig im Jahr bei niedrigen Temperaturen auf Nahrungssuche. Verschiedene Zwiebelpflanzen wie wilde Frühlingskrokusse oder Traubenhyazinthen sorgen dafür, dass auch die ersten fleißigen Bienchen schon Nahrung finden.

Das „All you can eat“-Garten-Buffet für Insekten

Bienen, Schmetterlinge und Hummeln benötigen nicht nur Nahrung, sondern auch Wasser. Wespen und Honigbienen nutzen Wasser bei hohen Temperaturen außerdem, um ihre Nester durch Verdunstungskälte abzukühlen. In Sommern mit wenig Niederschlag finden Insekten mancherorts zu wenig davon. Abhilfe kann zum Beispiel ein Gartenteich mit flachem Uferbereich schaffen.

Aber auch eine mit Wasser befüllte Schale auf dem Balkon oder im Garten reicht schon aus. Kleine Steine oder Stöckchen in der Schale verhindern zudem, dass Tiere darin ertrinken. Auch Vögel nutzen dieses Angebot gern, sodass die regelmäßige Reinigung und frisches Wasser helfen dabei, allen Tieren ein angenehmes Bade- und Trinkerlebnis zu bieten.

Auch Bienen müssen trinken.

Auch Bienen und andere Insekten müssen trinken. Foto: iStock

Neben Nahrung und Versteckmöglichkeiten brauchen Insekten auch geeignete Nistplätze. Dafür verwenden sie je nach Art zum Beispiel morsches Holz, sandige Flächen oder hohle Pflanzenstängel, sodass eine wenig genutzte Ecke im Garten leicht zum Lebensraum von Insekten und anderen Tieren werden kann. In diesem Bereich, den man am besten sich selbst überlässt, sollte nicht gemäht oder gejätet werden. Laub, Totholz und Steine dürfen liegen bleiben.

Der ideale Standort für ein Insektenhotel ist sonnig, warm, wind- und regengeschützt sowie frei zugänglich für die Tiere. Trockenheit und Wärme sind wichtig für die optimale Entwicklung der Insektenlarven. Außerdem sollte die Nisthilfe nicht wackeln und etwas erhöht aufgestellt oder -gehängt sein. Geeignete Materialien, um das Hotel zu befüllen, sind beispielsweise hohle und splitterfreie Schilf-, Bambus oder Pappröhrchen. Achten Sie dabei jedoch auf die Länge der Röhrchen sowie deren Durchmesser, je nach Art sind die Anforderungen unterschiedlich.

Laut dem Umweltinstitut München sind viele im Handel erhältliche Insektenhotels jedoch nicht empfehlenswert, „da das verwendete Material ungeeignet ist und nicht den Anforderungen der Insekten entspricht.“ Umfassende Recherchen vor dem Kauf oder Eigenbau einer Nisthilfe sind daher unerlässlich (ab Seite 14).

Keine Chemie: Natürliche Alternativen und ihre Herstellung

Chemie hat in einem insektenfreundlichen Garten nichts verloren. Pestizide töten nicht nur Insekten, die wir Menschen als schädlich empfinden, sondern auch solche, die für die Bestäubung von Pflanzen wichtig sind oder andere wichtige Aufgaben in der Natur erfüllen. Schädlingsbefall können Sie trotzdem vorbeugen, indem Sie robuste, heimische und dem Standort angepasste Pflanzen verwenden, Fruchtfolgen einhalten oder Mischkulturen im Gemüsebeet anlegen.

Zudem siedeln sich in einem insektenfreundlichen Garten Nützlinge wie Marienkäfer oder Schwebfliegen an, deren Larven Blattläuse vertilgen. So werden Schädlinge durch ihre natürlichen Feinde in Schach gehalten.

Marienkäfer auf Apfelbaum

Ein Marienkäfer auf einem blühenden Apfelbaum. Foto: iStock

Ist der Krankheits- oder Schädlingsbefall doch einmal zu groß, können Sie auf umweltschonende Alternativen wie selbstgemachte Jauche oder Tee aus Pflanzenauszügen zurückgreifen. Eine Brühe oder ein Tee aus Rainfarn kann nicht nur gegen Pilzerkrankungen bei Pflanzen helfen, sondern auch gegen Schädlinge. Eine Jauche aus Tomatentrieben, die ohnehin beim Ausgeizen der Pflanzen anfallen, vertreibt Schnecken, wenn sie um gefährdete Pflanzen herum gegossen wird. Ein Auszug aus Zwiebelschalen hilft gegen Kraut- und Knollenfäule.

Werden zudem Nützlinge wie Florfliegen oder Marienkäfer gefördert, haben Blattläuse kaum noch eine Chance. Stören Beikräuter so sehr, dass sie entfernt werden müssen, kann das mechanisch mit der Hacke oder der Hand geschehen. Pflanzliche Tees und Jauchen können übrigens – genauso wie Mist und Kompost – auch schädliche Kunstdünger ersetzen.

Mit Brennnesseljauche zum reichhaltigen Gemüse-Buffet

Als natürlicher Pflanzendünger ist Brennnesseljauche besonders gut geeignet und zudem sehr einfach selbst herzustellen. Dazu benötigen Sie lediglich einen großen Eimer oder ein Fass (möglichst nicht aus Metall) junge Brennnesseltriebe, feste Handschuhe, eine Gartenschere, einen Stab zum Umrühren und eine Abdeckung (z. B. Fliegengaze). Die Brennnesseln vor der Blüte bodennah abschneiden, in etwa 10 Zentimeter große Stücke zerteilen und mit Wasser, idealerweise Regenwasser, aufgießen, bis sie gut bedeckt sind. Die Faustregel dafür lautet: pro Kilogramm Brennnesseln etwa zehn Liter Wasser.

Anschließend decken Sie den Eimer ab und lassen ihn – abseits, an einem sonnigen Ort – ziehen. Täglich umrühren. Die Abdeckung mit einem Fliegengitter soll verhindern, dass Blätter oder Insekten hineinfallen. Nach etwa zwei bis drei Tagen entsteht der Jauchegeruch und ist die Jauche nach ein bis zwei Wochen dunkel und keine Bläschen mehr zu sehen, ist sie fertig. Bei Lagerung an einem kühlen, dunklen Ort hält sie sich mehrere Wochen.

Mit Wasser verdünnt (1:10, bzw. 1:20 für Jungpflanzen) dient sie alle ein bis zwei Wochen als idealer Dünger im Wurzelbereich und ist besonders für Pflanzen mit hohem Nährstoffbedarf geeignet wie z. B. Paprika, Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Kürbis, Kohl, Zucchini, aber auch Blumen wie Rosen oder Dahlien. Nehmen Schädlinge wie Blattläuse doch einmal überhand, kann die Jauche auch (1:10 verdünnt) als natürliches Gegenmittel eingesetzt werden und die befallenen Stellen über drei bis fünf Tage besprüht werden.

Der letzte Schritt zum insektenfreundlichen Garten ist der Verzicht auf künstliche nächtliche Beleuchtung. Insekten werden von künstlichen Lichtquellen angezogen und bleiben im Licht „hängen“. Sie schwirren unaufhörlich um die Lichtquelle herum und werden dabei zur leichten Beute für Räuber wie Spinnen und Fledermäuse oder sterben durch Erschöpfung. Wer nicht ganz im Dunklen tappen möchte, sollte auf eine Dauerbeleuchtung verzichten. Der freundliche Gärtner greift hier zu Bewegungsmeldern oder Zeitschaltuhren.

Die Originalfassung des Ratgebers „Dein Bienengarten“ vom Umweltinstitut München finden Sie hier.



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