Aileen Getty: US-Öl-Milliarden-Erbin finanziert Klimaextremisten in Europa

Bewältigung der eigenen Familienvergangenheit auf Kosten der Allgemeinheit? Ölmagnaten-Enkelin Aileen Getty fördert radikale Klimaproteste in Europa.
Titelbild
Klimaaktivisten behindern Straßenverkehr.Foto: ODD ANDERSEN/gettyimages
Von 19. November 2022


In mehreren Ländern der EU und Großbritannien sorgen Straßenblockaden und Vandalismus beispielsweise gegen Kulturgüter für Unverständnis und Wut. Die sogenannten Klimaaktivisten, die dafür verantwortlich sind, stammen meist aus wohlhabenden Elternhäusern. Wie jüngst bekannt wurde, trifft dies auch auf ihre Unterstützer zu. Zu diesen gehört unter anderem Aileen Getty, die Erbin einer US-amerikanischen Ölmagnatenfamilie.

Spenden aus der Ölindustrie konnten Museen zur Zielscheibe machen

Wie „The Art Newspaper“ berichtet, hat Getty nicht nur die Gruppierung mit dem Namen „Just Stop Oil“ gegründet. Sie hat zudem jüngst eine Million US-Dollar aus ihrem geerbten Vermögen an die Vereinigung und an gleichgesinnte Gruppen wie „Extinction Rebellion“ gespendet.

„Just Stop Oil“ bekannte sich unter anderem zum Vandalismus in der National Gallery am 14. Oktober. Dabei hatten zwei Angehörige der Vereinigung das 1888 entstandene Gemälde „Sonnenblumen“ von Vincent van Gogh mit Tomatensuppe beschädigt.

Bereits zuvor hatten sich andere selbsternannte Klimaschützer an die Rahmen wertvoller Gemälde in mehreren anderen Museen geklebt. Um Ziel von Übergriffen werden zu können, reichte es oft schon aus, dass sich auf der Spenderliste einer Institution Akteure mit Bezug zu fossilen Energieträgern fanden.

Auch vergangene Beziehungen dieser Art konnten Kultureinrichtungen ins Visier der Extremisten bringen. Diese suchten etwa auch die National Portrait Gallery heim, obwohl diese bereits im Februar ihren Sponsorenvertrag mit BP gekündigt hatte.

Aileen Getty gründete 2019 ihre Stiftung CEF

Das Instrument, dessen sich Aileen Getty bei der Finanzierung der Gruppierungen bedient, ist der sogenannte Climate Emergency Fund (CEF). Getty hatte diesen 2019 selbst gegründet, und mittlerweile genießen dieser und seine Unterstützer als gemeinnützige Vermögensmasse Steuervorteile.

Bereits im Vorfeld hatte der CEF angekündigt, den Oktober 2022 in elf Ländern zu einem Monat des „anhaltenden, störenden Protests“ machen zu wollen. Um dies zu ermöglichen, haben noch weitere reiche und prominente Spender beträchtliche Geldzuwendungen in Aussicht gestellt. Allein vier Millionen US-Dollar soll der Regisseur Adam McKay („Don’t Look Up“) in Aussicht gestellt haben. Seit September sitzt McKay mit im Vorstand des CEF.

Die Stiftung fordert von allen Regierungen den „Stopp des Ausbaus der Infrastruktur für fossile Brennstoffe“ – trotz der Energiekrise und der damit verbundenen Preisexplosionen. Als schnellsten und wirksamsten Weg dazu sieht man „gewaltfreien, legalen, störenden Aktivismus“.

Dieser beinhaltet nach Auffassung der Verantwortlichen offenbar auch Nötigung und schwere Sachbeschädigung. Über das sogenannte A22-Netzwerk gehört unter anderem auch die „Letzte Generation“ in Deutschland zu den Begünstigten der Getty-Millionen. Eine der Straßenblockaden dieser Vereinigung hat dazu beigetragen, dass in Berlin ein Einsatzwagen erst verzögert einen Unfallort erreichte – und eine Radfahrerin verstarb.

Vom Kampf gegen AIDS zum „Klimaaktivismus“

In einem eigenen Beitrag für den „Guardian“ zeichnet Aileen Getty von sich selbst das Bild einer Philanthropin, die vermeintliche Sünden ihrer Vorfahren am Weltklima wiedergutmachen möchte. Deshalb wolle sie ihr Geld für Gutes und für Bewegungen einsetzen, die sich dem Kampf gegen die „Klimakrise“ und „für unseren Planeten“ verschrieben hätten.

Der Großvater der CEF-Gründerin war Erdöltycoon Jean Paul Getty. Der 1976 verstorbene Industrielle galt zu Lebzeiten als reichster Mann der Welt. Aileen Getty erkrankte 1985 an AIDS und engagierte sich daraufhin bei der Bekämpfung dieser Krankheit, unter anderem durch Errichtung von Kliniken in Afrika.

Mittlerweile hat sie den „Klimaaktivismus“ für sich entdeckt. Für die Museumsvandalen äußert sie in ihrem Artikel Verständnis. Es sei ein „verzweifelter Schritt, Suppe auf ein geliebtes Gemälde zu schütten“. Aber sie sei „als Förderin des Klimaaktivismus stolz auf die größere Diskussion, die sie angestoßen haben“.

Aileen Getty hatte gebrochenes Verhältnis zu ihrem Großvater

Als Tochter einer berühmten Familie, die ihr Vermögen mit fossilen Brennstoffen aufgebaut habe, wisse sie nun, „dass die Förderung und Nutzung fossiler Brennstoffe das Leben auf unserem Planeten vernichtet“. Ihre Familie hatte die letzten Anteile an Ölunternehmen Anfang der 2000er verkauft. Die „Daily Mail“ schätzt das Vermögen der Gettys auf etwa 5,73 Milliarden US-Dollar.

Das Verhältnis zwischen Aileen Getty und ihrem Großvater schien äußerst gespannt zu sein. 1996 erklärte sie, der Reichtum habe „ihre Familie zerstört“. Jean Paul Getty strich Aileens drogensüchtigen Vater aus seinem Testament. Zudem weigerte sich der Magnat, nach der Entführung von Aileens älterem Bruder, John Paul III., Lösegeld an italienische Terroristen zu bezahlen.

Der Öl-Magnat erklärte damals:

Ich habe 13 andere Enkelkinder. Wenn ich jetzt auch nur einen Cent bezahle, habe ich morgen 14 entführte Enkelkinder.“

„Ältere Generationen klagen Aktivisten an und haben ihre Zukunft gestohlen“

Als persönlich motivierten Rachefeldzug gegen ihre Familie will Aileen Getty ihren nunmehrigen Feldzug gegen fossile Energien trotzdem nicht verstanden wissen. Es gehe ihr einzig um einen „lebenswerten Planeten“ und eine „bessere Zukunft“. Im „Guardian“ heißt es dazu:

Unsere Familie hat das Unternehmen vor vier Jahrzehnten verkauft und ich habe mir stattdessen geschworen, meine Ressourcen zu nutzen, um alles zu tun, um das Leben auf der Erde zu schützen.“

Ihre Unterstützung für den „Klimaaktivismus“ sei eine „Werteerklärung“. Für Getty sei „disruptiver Aktivismus der schnellste Weg zu einem transformativen Wandel“. Außerdem bleibe „für alles andere als schnelle, umfassende Klimaschutzmaßnahmen keine Zeit mehr“.

Ihre Reaktion auf die Kritik an den „jungen Aktivisten“ lässt hingegen doch einiges an verallgemeinerter persönlicher Verbitterung gegenüber ihrer Großelterngeneration durchscheinen:

Generationen vor ihnen haben ein lebenswertes Klima zerstört und sagen ihnen nun, dass es falsch ist, wie sie versuchen, es zu retten. Ältere Generationen verurteilen und klagen sie an und haben ihnen doch ihre Zukunft gestohlen. Anstatt junge Aktivisten dafür zu kritisieren, dass sie versuchen, uns für die Realität der Klimakrise unseres Planeten zu sensibilisieren, sollten wir uns fragen, wie wir denjenigen, die unsere Trümmer erben, bessere Partner sein können.“



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