Automobilpreise explodieren – Bus und Bahn werden attraktiver
Neuwagen wurden von 2010 bis 2020 fast 100 Prozent teurer. Von 2021 auf 2022 lässt sich für Gebrauchtwagen eine Preissteigerung von 18 Prozent erkennen. Verantwortlich dafür werden vor allem Lieferengpässe gemacht.
2002 kostete ein Kleinwagen im Durchschnitt 13.085 Euro. 2010 waren es 14.830 Euro und 2020 stolze 20.834 Euro. Die Preise für Kompaktwagen sprechen eine noch deutlichere Sprache: Während sie noch 2002 für durchschnittlich 18.395 Euro zu erwerben waren, stieg der Preis 2010 auf 21.615 Euro bis schließlich auf satte 29.973 Euro in 2020. Das berichtete „t-online“ bereits vor einem Jahr.
Auch die Preise für Gebrauchtwagen zeigen eine deutlich steigende Tendenz. Der durchschnittliche Kaufpreis von Gebrauchtwagen lag im August 2022 nach einer Auswertung der Fahrzeugbörse Mobile.de bei 32.277 Euro. Der Preis war somit 18 Prozent höher als im August des Vorjahres, als man nur durchschnittlich 27.176 Euro für einen Gebrauchtwagen aufbringen musste. Seit Mobile.de die Statistik 2009 einführte, ist das der höchste Preis für Gebrauchtwagen.
Diese Marktentwicklung könnte vielen Autofahrern das für das nächste Jahr erwartete 49-Euro-Ticket für den öffentlichen Personen- und Nahverkehr attraktiver erscheinen lassen. Doch die Automobilbranche ist kein unerheblicher Faktor der deutschen Volkswirtschaft.
Gebrauchtwagenhändlerin besorgt über Wahnsinns-Preisspirale
Die Gebrauchtwagenhändlerin Barbara Hahn äußert sich besorgt über die Entwicklungen im Autohandel. In einem Interview mit der Zeitung „inFranken“ erklärt die Inhaberin von Autotechnik Hahn e.k.: „Wir befinden uns in einer Wahnsinns-Preisspirale nach oben.“ Die Gebrauchtwagenbranche sei in den letzten Jahren trotz Corona „überraschend stabil gewesen“ – allerdings nur „bis zu diesem Jahr“.
Jetzt sei eine enorme Preissteigerung zu beobachten: „Wenn ich früher für 5000 Euro noch ein ordentliches Auto bekommen habe, bin ich jetzt bei einem Preis von circa 6500 oder 7000 Euro. Die Preise sind exorbitant gestiegen.“ Weiter sagt die Inhaberin: „So blöd es klingt: Es gibt im Moment einfach keine günstigen Wagen.“
Laut Hahn würden die Preissteigerungen keine Folge der Inflation sein. Sie sieht die Hauptgründe in den Lieferschwierigkeiten, die vor allem während der Corona-Pandemie auftraten. Hieraus entwickle sich wiederum Knappheit auf dem Gebrauchtwagenmarkt, der einen Preisanstieg mit sich zieht. „Das Preisgefüge ist außerdem durch die Hersteller bedingt, die die Neuwagenteile nicht herbekommen, teurer einkaufen müssen und dementsprechend von vornherein auch teurere Autos verkaufen“, fügt sie hinzu.
Personen, die derzeit nach einem Auto suchen, würden häufig resignieren. „Die Möglichkeit, auf den ÖPNV umzusteigen, haben nicht viele“, erklärt Hahn.
Debatte um das 49-Euro-Ticket
Während das Autofahren teurer wird, rückt zeitgleich der öffentliche Personen- und Nahverkehr (ÖPNV) in den politischen Fokus.
Die Einführung des 49-Euro-Tickets könnte sich jedoch noch weiter verschieben. Sollte es ursprünglich zum 1. Januar 2023 eingeführt werden, rechnet der Fahrgastverband „Pro Bahn“ allerdings erst im April 2023 mit der Einführung des 49-Euro-Tickets in Deutschland. Der „Rheinischen Post“ sagte der Ehrenvorsitzende des Verbands, Karl-Peter Naumann, dass viele Fragen rund um das Deutschlandticket ungeklärt seien. Start zum 1. April halte er für sicherer, der 1. März sei „eher unwahrscheinlich“.
In der nächsten Woche kommen die Verkehrsminister der Länder zu einer Sondersitzung zusammen, bei der es dem Bericht zufolge auch um die Umsetzung des 49-Euro-Tickets gehen soll. Der Unionsfraktionsvize Ulrich Lange (CSU) betonte in der „Rheinischen Post“, „dass das 49-Euro-Ticket wie derzeit diskutiert unterfinanziert ist“.
Das 49-Euro-Ticket wird von Bund und Ländern mit jeweils 1,5 Milliarden Euro bezuschusst. Autohändler und Autofahrer erhalten hingegen kaum solche hohen Zuschüsse. Wenn sich viele kein Auto mehr leisten können, werden sie auf den ÖPNV umsteigen müssen, soweit sie es denn können.
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