Bis zu 36 Grad: Deutschland schwitzt weiter
Deutschland hat eine tropische Nacht erlebt. „Es hat sich heute Nacht etwas abgekühlt. Wobei „abgekühlt“ eine kleine Übertreibung ist“, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
In Hamburg zeigte des Thermometer in der Nacht 23 Grad, im Saarland 22 Grad und in Berlin 20 Grad. „Das ist wirklich viel, wirklich warm“, betonte der Sprecher. Dabei war der Himmel vielerorts wolkenlos und sternenklar.
Tagsüber geht das Schwitzen weiter: Die Höchsttemperaturen liegen dann bei 30 bis 36 Grad. Vergleichsweise kühl wird es mit 26 bis 29 Grad im höheren Bergland sowie an den Küsten von Nord- und Ostsee, wie es in der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hieß.
Am Dienstag war es besonders in Norddeutschland heiß. „Der absolute Höchstwert des Tages wurde mit 35,9 Grad im niedersächsischen Lingen gemessen“, sagte DWD-Meteorologe Florian Engelmann am Abend. „Das war dort der bisher wärmste Tag des Jahres.“
Auf Platz zwei der heißesten Orte am Dienstag schaffte es dem DWD zufolge Barsinghausen-Hohenbostel in der Region Hannover. Dort wurden 35,6 Grad gemessen. Marginal kühler war es in Bernburg (Saale) in Sachsen-Anhalt: Mit 35,1 Grad schaffte es die Kreisstadt auf Rang drei.
„Für den nördlichen Teil Deutschlands war es damit einer der heißesten Tage des Jahres“, sagte Engelmann. In Bayern und Baden-Württemberg hingegen schwitzten die Menschen etwas weniger. „Dort wurden nur um die 27 Grad gemessen, da gab es in diesem Jahr schon heißere Tage.“
Was aktuell noch als ungewöhnlich warmer Sommer gilt, könnte nach Einschätzung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in rund 30 Jahren ein ganz normaler Durchschnittssommer sein. „In Deutschland hat die Temperatur seit der industriellen Revolution im Durchschnitt schon 1,4 Grad zugenommen“, sagte PIK-Klimafolgenforscher Fred Hattermann. Wegen der höheren Grundtemperatur seien Hitzephasen noch extremer.
Riesige Waldbrände wie derzeit in Griechenland und Schweden sind in Deutschland nach Einschätzung von Behörden und Feuerwehr jedoch sehr unwahrscheinlich. Es gebe viele Maßnahmen zum Schutz und zur Beobachtung der Wälder, sagten Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, und Astrid Uhlmann, Leiterin des Referats Wald und Holz bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, der Deutschen Presse-Agentur.
Ziebs betonte zwar: „Die Waldbrandgefahr in Deutschland ist extrem hoch, und wir brauchen dringend Regen, damit diese gemindert wird.“ Grillen, Feuer und Zigaretten seien im Wald derzeit streng verboten. Mit Blick auf Griechenland sagte er aber: „Wir haben ganz andere Voraussetzungen, unsere Vegetation ist ganz anders. Die Forstbehörden, die Waldbauern haben den Wald ganz anders aufbereitet, wir haben Brandschneisen.“
Auch gravierende Mängel bei der Brandbekämpfung sieht Ziebs nicht, obwohl es etwas zu wenig Löschkapazitäten aus der Luft gibt. „Wir würden das schon mit den vorhandenen Hubschraubern hinbekommen“, sagte er.
Ähnlich äußerte sich Ziebs in der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwoch). „Wir brauchen in Deutschland keine Löschflugzeuge“, sagte er der Zeitung. „Für den effektiven Einsatz von Löschflugzeugen braucht es große Gewässer für das Auftanken im Überflug. Da reicht eine Talsperre nicht aus.“ Allerdings gebe es einen Mangel an Hubschraubern.
Uhlmann verwies auf Brandschutzstreifen an Wäldern oder Äckern. An Bahnlinien seien oft schwer entzündliche Laubbäume gepflanzt, um bei Funkenschlag ein Ausbreiten von Feuern zu verzögern. Außerdem gebe es in Bundesländern mit hoher Waldbrandgefahr seit Jahren eine umfassende Überwachung mit Videokameras, so dass Brandorte schnell lokalisiert werden könnten.
Regionen mit einer höheren Waldbrandgefahr sind Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, die Lüneburger Heide sowie Teile von Sachsen und Sachsen-Anhalt. Dort gebe es viele Kiefern, und die Böden seien sandig und trocken. Den größten Waldbrand seit Ende des Zweiten Weltkriegs gab es laut Uhlmann im Sommer 1975 in der Lüneburger Heide. Dort brannten 8000 Hektar Wald. Fünf Feuerwehrleute starben.
Der DWD-Medizin-Meteorologe Andreas Matzarakis riet in einem Beitrag für die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Mittwoch), die aktuellen Hitzewarnungen ernst zu nehmen. „Wenn Ihr Arbeitgeber Gleitzeit erlaubt, fangen Sie vielleicht schon am frühen Morgen an und gehen mittags nach Hause, um weniger heiße Stunden im Büro zu verbringen.“ (dpa)
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