Gehemmter Konsum am Black Friday erwartet

Amazon-Gründer Bezos rät zum Geld sparen. Die Inflation zügelt das Konsumverhalten – immer mehr Verbraucher nehmen nur sehr gute Angebote an.
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Einkäufer suchen nach Deals am Black Friday.Foto: Brandon Bell/GettyImages
Von 17. November 2022

Wenn sogar der Amazon-Gründer Jeff Bezos warnt, dass man aktuell lieber keinen teuren Fernseher kaufen sollte, ist die Lage ernst. In einem Interview mit dem US-Nachrichtensender CNN warnt Bezos auf Grund der schwierigen wirtschaftlichen Lage davor, unüberlegte teure Anschaffungen zu machen.

„Haben Sie etwas Geld auf der Hand“

Laut Einschätzung führender Wirtschaftsinstitute steuert Deutschland direkt in eine Rezession – mit Wohlstandsverlusten und heftigen Folgen für die Wirtschaft. Global sieht die Lage nicht anders aus. Daher rät Bezos derzeit von teuren Ausgaben ab und sagt: „Nehmen Sie etwas Risiko vom Tisch. Warten Sie ein wenig und beobachten.“ Weiter rät er dazu, etwas Geld beiseitezulegen.

„Wenn Sie darüber nachdenken, einen Smart-TV zu kaufen: Machen Sie langsam, behalten Sie das Geld, schauen Sie, was passiert.“ Letzten Endes, meint er, sollten Einzelpersonen und kleine Unternehmen Risiko reduzieren.

Laut einer Umfrage von der Smartphone-Bank Revolut sind auch viele Deutsche vorsichtig. Trotz der anhaltenden Preissteigerungen planen zwar mehr als die Hälfte der Befragten, zum Black Friday einzukaufen. Jedoch wollen sie sich auf Produkte beschränken, die sie sich derzeit leisten können.

Black Friday: Suche nach günstigen Preisen

Im Oktober 2022 befragte Revolut über 1.000 Teilnehmer aus Deutschland zum Thema Inflation und Black Friday. Jeder Zehnte gab dabei an, dass er nur über ein begrenztes Budget verfüge. 22 Prozent würden nur bei sehr guten Angeboten zuschlagen.

Zwei Drittel der Befragten bewerten ein Angebot von 20 bis 30 Prozent als „gutes Angebot“- 13 Prozent geben 40 bis 50 Prozent an.

Elektronische Geräte stehen mit fast 50 Prozent an erster Stelle der Beliebtheit. Ein Viertel der Befragten kaufen bevorzugt Kleidung und Accessoires, vier Prozent liebäugeln mit Möbeln und Hausdekorationen.

Bereitschaft für Kredite sinkt

Kredite, Ratenzahlungen und „Buy now – pay later“ (BNPL) sind Möglichkeiten der Finanzierung. Laut der Umfrage sind Deutsche allerdings besonders beim Black Friday eher zurückhaltend. BNPL ist nur für 4,2 Prozent eine Option.

Der Leiter des Kreditbereiches, Christoph Kuban, sagt diesbezüglich: „Mit Krediten sind die Mehrheit der Deutschen generell weniger vertraut und BNPL als reines Ratenkreditprodukt ist eher nischig.“ Er gibt allerdings auch zu, dass besonders die derzeitige Krise eine große Rolle spiele:

Aufgrund der aktuellen Unsicherheit wissen die meisten Leute nicht, was auf sie zukommt: Sie geben weniger aus und legen lieber Geld zur Seite, als sie konsumieren. Viele werden erst mit der Nebenkostenabrechnung 2023 einen besseren Überblick über ihren aktuellen Konsum und die damit verbundenen Kosten haben.“

Schnäppchenjagd – günstig oder Fake?

Die Umfrage befasste sich außerdem mit der Frage nach Fake-Angeboten. Fast 40 Prozent gaben an, am Black Friday bereits ein falsches Angebot gesehen zu haben. Daher fordern 21 Prozent eine bessere Kontrolle der Angebote am Black Friday.

Besonders die junge Generation scheint sensibel für Fake-Deals zu sein: Über 60 Prozent der Teilnehmer zwischen 18 bis 34 Jahren haben schon mal ein falsches Angebot gesehen. 78 Prozent der Befragten von 55 bis 65 Jahren hingegen haben noch nie einen Fake-Deal gesehen. Allerdings gaben auch 31 Prozent der über 65-Jährigen an, nicht von den Rabatten profitieren zu wollen und somit kein Interesse am Black Friday zu haben.

Die meisten kaufen online

Online ist die Auswahl häufig größer als in einem Geschäft – es können viele verschiedene Läden miteinander verglichen werden. Daher kaufen circa 70 Prozent der Deutschen bevorzugt in einem Onlineshop. Für 54 Prozent der Befragten spielt die größere Auswahl eine entscheidende Rolle.

15,5 Prozent machen sich Gedanken um die Sicherheit und würden nur auf vertrauenswürdigen und ihnen bereits bekannten Seiten einkaufen. Dass die Daten bei einer Online-Transaktion „gestohlen“ werden, befürchtet ein Viertel der Befragten. Außerdem äußerten einige die Sorge, dass ihr Paket verloren geht (17 Prozent), dass sie ihre Produkte zurücksenden müssen (23 Prozent), oder dass sie ihr Produkt zu einem späteren Zeitpunkt zu einem niedrigeren Preis finden (28 Prozent).

Die Minderheit möchte die lokalen Geschäfte unterstützten und sich die Produkte anschauen – nur acht Prozent bevorzugen den Einzelhandel.

Psyche beeinflusst Verkaufsverhalten

Auch wenn der Black Friday die Kauflust anregen und zum allgemeinen Kauf animieren soll – einige nutzen den Tag der Angebote, um bereits lange geplante Investitionen günstiger zu bekommen.

Allerdings weist der Verhaltensökonom Florian Zimmermann darauf hin, dass „viele gerade wahrscheinlich nicht genug Geld haben, um große Anschaffungen machen zu können.“ Beispielsweise ist der Umsatz bei Lebensmittelhändlern so niedrig wie im Januar 2017 zuletzt.

Außerdem gebe es wegen der steigenden Preise, der Inflation und dem gleichbleibenden Einkommen eine allgemeine Unsicherheit:

„Diese Unsicherheit führt dazu, dass ich in der Tendenz weniger konsumiere. Zum Teil führt diese Unsicherheit sogar zu regelrechter Angst um die Zukunft. Dann ist es natürlich intuitiv, dass man erst mal weniger konsumiert.“

Personen würden Produkte häufig kaufen, so der Verhaltensökonom, weil sie sich von der Psyche leiten lassen. „Dann kaufen wir beispielsweise ein Produkt, weil wir durch Werbung denken, wir bräuchten es. Oder wir erhoffen uns, über ein Produkt einen bestimmen Status zu erlangen wie etwa bei Kleidung“, sagt Zimmermann.



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