„Giftzwergin aus Düsseldorf“: Spahn reagiert auf Karnevalsrede von FDP-Politikerin

Der Karneval in Deutschland steht diesmal im Zeichen einer Kontroverse zwischen CDU und FDP. Ex-Minister Spahn stellte sich dabei hinter Parteichef Merz.
«Lieber ein Flugzwerg aus dem Sauerland als eine Giftzwergin aus Düsseldorf», sagt Jens Spahn (CDU) am Rande der Karneval-Veranstaltung.
„Lieber ein Flugzwerg aus dem Sauerland als eine Giftzwergin aus Düsseldorf“, sagt Jens Spahn (CDU) am Rande der Karneval-Veranstaltung.Foto: Fabian Sommer/dpa
Von 11. Februar 2023

Ein Schlagabtausch zwischen Politikern der Union und der FDP kennzeichnet bis dato den bisherigen Karneval in Deutschland. Am Rande des sogenannten Stockacher Narrengerichts reagierte CDU-Politiker Jens Spahn am Donnerstagabend (9. Februar) auf eine Rede der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Der frühere Bundesgesundheitsminister sagte dort laut „Deutscher Presse-Agentur“:

Lieber ein Flugzwerg aus dem Sauerland als eine Giftzwergin aus Düsseldorf.“

Aus dem Kontext war dabei erkennbar, dass er damit Strack-Zimmermann meinte, die in Düsseldorf geboren und von 2008 bis 2014 dort Erste Bürgermeisterin war.

Büttenrede fand scharfe Kritik vonseiten der Union

Anlass für die Äußerung war offenbar eine vorangegangene Büttenrede der Politikerin, in der diese auf CDU-Chef Friedrich Merz einging. Diese hatte Strack-Zimmermann anlässlich der Aufzeichnung der Verleihung des Aachener Karnevalsordens „Wider den tierischen Ernst“ am 2. Februar gehalten.

Dabei hatten sie den Hobbypiloten Merz – ohne ihn explizit beim Namen zu nennen – als „Flugzwerg aus dem Mittelstand“ bezeichnet, den „zweimal keiner haben“ wollte, weil er nur schwer zu ertragen sei.

Vertreter von CDU und CSU hatten den Ton der Rede nach der ARD-Ausstrahlung am 4. Februar scharf kritisiert.

Corona verhinderte mehrfach den Karneval

In den vergangenen Jahren waren die meisten Karnevalsveranstaltungen noch wegen des Coronavirus ausgefallen. Im Jahr 2019 hatte es eine Kontroverse um die damalige CDU-Bundesvorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) gegeben. Diese hatte in Stockach über Toiletten für das dritte Geschlecht gewitzelt. Daraufhin hatten Grünen-Politiker und LGBTQ-Verbände eine Entschuldigung gefordert.

Die Wurzeln des deutschen Karnevals, regional unterschiedlich auch Fasching oder Fastnacht genannt, reichen eigentlich bis ins Mittelalter zurück. Die entsprechende Zeit war der Fastenzeit vorgelagert, die mit dem Aschermittwoch begann und bis Ostern reichte.

Die frühen Formen des Karnevals waren dabei eng mit religiösen Zeremonien verbunden. Sie umfassten etwa Prozessionen, Umzüge und das Darstellen von Spielen und Szenen aus der Bibel.

Eigentlicher Ursprung sind Saturnalien im Alten Rom

Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Karnevalsfeiern erneut weg von ihren religiösen Wurzeln und kehrten zurück zu ihren eigentlichen Ursprüngen im Alten Rom. Vorläufer waren die sogenannten Saturnalien, die in der Zeit um die Wintersonnenwende stattfanden.

Der heidnische Sol-Invictus-Kult schuf damit eine Festzeit, in der soziale Hierarchien umgekehrt werden sollten und Ausschweifungen an der Tagesordnung waren. Das Christentum setzte später das Weihnachtsfest an das Jahresende und versuchte auf diese Weise, die Saturnalien zu verdrängen. Stattdessen bürgerte sich jedoch der Karneval ein. Mit dem Schwinden der religiösen Bezugnahmen nahmen diese Tage zunehmend die alte Rolle der Saturnalien ein. Der Karneval diente von da an ebenfalls der Ausschweifung und der Verulkung der Obrigkeit im Vorfeld des Fastens. Bedeutung entfaltete er vor allem in den katholischen Gebieten.

Die heutige – rein weltliche – Form des Karnevals in Deutschland entstand wiederum im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere in den Städten Mainz, Köln, Düsseldorf und Aachen. Während Karnevalsbegeisterte diesen immer noch als Schauplatz politischer Kritik an den Mächtigen betrachten, stellen Kritiker dies zunehmend in Abrede.

Nur ein Fünftel der Bürger feiert Karneval

Schon in den 1920er-Jahren und der Zeit des Nationalsozialismus galt der Karneval eher als Meinungsverstärker der tonangebenden Kräfte. So nutzten Antisemiten etwa die Veranstaltungen in Köln und anderen Städten gerne als Gelegenheit, um Stimmung gegen Juden zu machen. Auch heute werden vielerorts Vorwürfe laut, deutsche Narren und Jecken wählten als Ziele ihres derben Humors vor allem Personen und Gruppen, die man risikolos angreifen könne.

Möglicherweise trägt auch dies dazu bei, dass nur noch eine Minderheit der Bevölkerung tatsächlich gerne den Karneval begeht. Einer YouGov-Umfrage vom November 2018 zufolge bezeichnen sich lediglich 28 Prozent der Befragten als Faschingsfans. Ein gleich großer Anteil äußert demgegenüber explizit, eine ausgeprägte Aversion gegen dieses Fest zu haben. Die relative Mehrheit von 41 Prozent steht dem Karneval derweil gleichgültig gegenüber.

Den Beginn der närrischen Tage am 11.11. um 11:11 Uhr wollten entsprechend nur 12 Prozent der Menschen aktiv feiern. Zum Höhepunkt der Karnevalszeit in der Woche vor Aschermittwoch wollten das immerhin 21 Prozent.

(Mit Material der dpa)



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