Kirchen-Skandal: Bistümer vernichteten Akten zu sexuellem Kindesmissbrauch – Tausende Opfer

Die katholische Kirche hat offenbar Akten über den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen vernichtet. Es gibt Tausende Missbrauchsopfer durch die Kirche in Deutschland.
Titelbild
Türme des Wormser Doms:Foto: Andreas Arnold/dpa
Epoch Times12. September 2018

Die katholische Kirche hat Berichten zufolge Akten über den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen vernichtet. Dies gehe aus einer von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Studie hervor, berichtete die Wochenzeitung „Die Zeit“ am Mittwoch vorab. In der Untersuchung heißt es demnach: „In einigen Fällen fanden sich eindeutige Hinweise auf Aktenmanipulation.“

Auch der „Spiegel“ berichtete unter Berufung auf die Studie, Personalakten seien von möglichen Tätern „vernichtet oder manipuliert“ worden. Laut „Zeit“ soll es aus zwei Bistümern „explizit die Information“ gegeben haben, „dass Akten- oder Aktenbestandteile mit Bezug auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger in früherer Zeit vernichtet wurden“.

Die Forscher, welche die Studie verantworten, dokumentieren nach Angaben der „Zeit“ zudem, dass sie selber niemals in die Archive der Bistümer durften: „Das Forschungsprojekt hatte keinen Zugriff auf Originalakten der katholischen Kirche.“ Alle Archive und Dateien der Diözesen wurden laut dem Bericht von deren eigenem Personal durchgesehen.

Der „Zeit“ zufolge belegt die Studie zudem erstmals großflächig, dass die Kirche Missbrauch vertuschte. Nur in jedem dritten Fall eines mutmaßlichen Missbrauchs hätten deutsche Bistümer reagiert und zumindest ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet: Bei 1670 aktenkundigen Beschuldigten wurde demnach nur gegen 566 ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet.

Davon endeten dem Bericht zufolge wiederum 154 Verfahren ohne Strafe oder Sanktion. In 103 Fällen habe es lediglich eine Ermahnung gegeben. Nur gegen knapp 38 Prozent der Beschuldigten sei Strafanzeige gestellt worden – dann aber meist von den Betroffenen selbst oder ihrer Familie. Repräsentanten der Kirche hätten nur in 122 Fällen die weltliche Justiz eingeschaltet, das betrifft 7,3 Prozent aller Beschuldigten.

Wie der „Spiegel“ berichtete, zählt die Studie für den Zeitraum von 1946 bis 2014 insgesamt 3677 überwiegend männliche Minderjährige als Opfer sexueller Vergehen auf. Mehr als die Hälfte der Opfer war demnach zum Tatzeitpunkt maximal 13 Jahre alt. In etwa jedem sechsten Fall kam es zu unterschiedlichen Formen der Vergewaltigung.

Die Verfasser der Studie betonen nach Angaben des Magazins, dass lediglich das sogenannte Hellfeld betrachtet wurde. „Damit unterschätzen alle Häufigkeitsangaben die tatsächlichen Verhältnisse.“ Es bestehe Grund zu der Annahme, dass der Missbrauch weiter andauere. Auch der „Spiegel“ berichtete unter Berufung auf die Studie, Personalakten seien von möglichen Tätern „vernichtet oder manipuliert“ worden.

Die 2013 begonnene Studie soll am 25. September vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in Fulda vorgestellt werden. Die Untersuchung trägt den Titel „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“. An dem von dem Mannheimer Psychiater Harald Dreßing geleiteten Projekt beteiligten sich alle 27 deutschen Diözesen. (afp)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion