Leichtere Prüfungen: So wird Unterrichtsausfall ausgeglichen – fast überall

Abschlussprüfungen für Schüler werden auch in diesem Jahr in fast allen Bundesländern leichter. Grund ist Unterrichtsausfall während der Corona-Pandemie. Kritische Stimmen fürchten eine Entwertung des Abiturs.
Fast alle Bundesländer erleichtern Abschlussprüfungen für Schüler.
Fast alle Bundesländer erleichtern Abschlussprüfungen für Schüler. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times6. März 2023


Bei den anstehenden Abschlussprüfungen an Haupt-, Real-, Gesamt- und Berufsschulen sowie an Gymnasien erleichtern 14 von 16 Bundesländern nochmals die Prüfungsbedingungen für Schüler. Das berichtete das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ am Samstag unter Berufung auf eine Umfrage bei allen Kultusministerien und Landesregierungen.

Die Sonderregelungen wurden während der Corona-Pandemie eingeführt, um die Unterrichtsausfälle „auszugleichen“ – zumindest was die Noten betrifft. Die Kultusminister hatten vor einem Jahr erklärt, dass den Schülern aufgrund der langen Corona-Lockdowns „keine Nachteile“ entstehen dürften.

Nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz haben die Landesregierungen in diesem Jahr zum letzten Mal die Möglichkeit, Erleichterungen bei den Abschlussprüfungen zu erlassen.

Demnach haben die Bundesländer die folgenden Optionen: Sie können den Schülern mehr Auswahl bei den Prüfungsaufgaben anbieten, Prüfungsthemen vorab eingrenzen oder bis zu 30 Minuten zusätzliche Prüfungszeit gewähren. Die Entscheidung, ob und welche der Möglichkeiten genutzt werden, liegt bei den Ländern.

Diese Erleichterungen sind geplant

Berlin, Brandenburg, Bremen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hätten demnach beschlossen, bei schriftlichen Prüfungen 30 Minuten zusätzliche Zeit zu gewähren.

Bayern schränke wie in den vergangenen Jahren die Inhalte für die schriftlichen Prüfungen ein, gewähre aber keine zusätzliche Zeit. In Nordrhein-Westfalen werden die Prüfungen in Mathematik durch eine erweiterte Aufgabenauswahl und eine Zeitzugabe von 30 Minuten angepasst.

Auch Niedersachsen teilte mit, das Land wolle die von der Kultusministerkonferenz vereinbarten Spielräume nutzen und arbeite noch an den Details.

Baden-Württemberg, Sachsen, Hamburg, das Saarland und Thüringen wollten die Prüfungen noch einmal mit ähnlichen Erleichterungen vornehmen wie in den Jahren 2021 und 2022. Im hessischen Kultusministerium gebe es hingegen noch keine finale Entscheidung, ob die Prüfungen auch in diesem Jahr angepasst werden sollen.

Rheinland-Pfalz hat bisher als einziges Bundesland entschieden, die Prüfungen wie vor der Pandemie vorzunehmen. Die diesjährigen Abiturienten hätten in der Qualifikationsphase weitestgehend am Präsenzunterricht teilnehmen können. „Aus diesen Gründen haben wir in diesem Schuljahr auf weitere Erleichterungen bei der Abiturprüfung verzichtet“, so die Begründung.

Verliert das Abitur an Wert?

Die Sonderregelungen hatten dazu beigetragen, dass während der Corona-Pandemie mehr Schüler ihr Abitur mit Spitzennoten abschließen konnten. Der Philologenverband in NRW warnt angesichts der Einser-Inflation beim Abitur vor einer „Entwertung der Hochschulreife und vor allem der Spitzennoten“.

Verbandsvorsitzende Sabine Mistler sieht hier Mängel im System. „Die vorgegebenen Erwartungshorizonte sind teilweise so angelegt, dass man keine große Bandbreite in der Notengebung erreichen kann und eher im oberen Bereich landet.“

Das werde dem individuellen Können der Schüler nicht gerecht und bleibt nicht ohne Folgen, so Mistler weiter. Spätestens beim Übergang auf die Universität würden einige einen „Realitätsschock“ erleben.

Im Jahr 2022 erreichte bundesweit mindestens jeder vierte Abiturient eine Durchschnittsnote zwischen 1,0 und 1,9 im Abschlusszeugnis. Darüber berichteten die „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ unter Berufung auf die Notenstatistik der Kultusministerkonferenz.

In Thüringen und Sachsen hätten sogar 40 Prozent der Schüler ihr Abitur mit einer Eins vor dem Komma abgeschlossen. In Brandenburg, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern erreichten mindestens 35 Prozent der Prüflinge solche Abschlussergebnisse. (afp/dl)



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