Mutter über Organspende: „Mein Kind sah aus wie eine ausgenommene Gans“
Das Schicksal von Renate Greinert wendet sich von einem Tag auf den anderen: Ihr Sohn wird von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Als Ärzte ihren Sohn für tot erklären, muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen.
Mit ihrer freundlichen Genehmigung veröffentlichen wir ihre berührende Geschichte:
„Mein Sohn Christian verunglückte im Alter von 15 Jahren auf dem Schulweg so schwer, dass er schon an der Unfallstelle versuchte zu sterben. Sein Herzschlag setzte aus, der Notarzt belebte ihn wieder mit Elektroschocks. Ein Rettungshubschrauber flog ihn in die Medizinische Hochschule Hannover.
Die Mediziner ließen keinen Zweifel daran, dass Christian schwer verletzt war und wenig Hoffnung auf Rettung bestand. Ich habe trotzdem auf das Wunder gehofft. Christian trug keine starken äußerlichen Wunden, ein Schnitt in der Lippe, ein aufgeschürfter Wangenknochen, eine weitere Schürfwunde im seitlichen Stirnbereich. Die Wunden lagen frei, es sickerte noch etwas Wundwasser heraus, sie fingen schon an zu trocknen.
Christian schien tief und fest zu schlafen. Er wurde beatmet, um sein Bett standen die unterschiedlichsten Monitore und zeichneten Kurven auf, an seinem Bett hing ein Urinbeutel, der sich immer schneller füllte, bis er durch einen Eimer ersetzt wurde. Eine Schwester wechselte Infusionen, ab und zu wurde ihm Blut abgenommen. Sein Oberkörper war nackt, bei seinem Anblick fror ich ganz elendig. Vorsichtig habe ich seinen Arm berührt. Christian war warm.
Die Sorge der Ärzte galt nur den Organen
Ich dachte, alle ärztlichen Bemühungen galten meinem Kind. Aber das war ein Trugschluss. Man versuchte, sein Leben zu erhalten, um mit seinen lebenden Organen andere Menschenleben zu retten. Die Untersuchungen und Medikamente galten nicht ihm, sondern den anderen. Man hinderte ihn am Sterben, da nur die Übertragung von lebenden Organen den erhofften Erfolg für andere bringt. Die vielen Infusionen, die man ihm anfangs geben musste, damit er nicht während des Transportes schon verstarb, mussten wieder aus dem Körper gespült werden, um den Empfängern nicht zu schaden. Die ganze Zeit war die Sorge der Mediziner, dass er doch noch vor der Organentnahme verstarb.
Irgendwann wurden wir aus dem Zimmer geschickt, man wollte ein EEG ableiten. Außerdem wartete man auf ein Team von Neurochirurgen. Die 20-minütige Hirnstrom-Messung dauerte eineinhalb Stunden. Dieses EEG existiert nicht mehr, dafür befindet sich in Christians Akte ein schnell aufgezeichnetes EKG.
Die Neurochirurgen haben wir nicht gesehen, obwohl sich ein Protokoll von zwei Neurochirurgen in Christians Akte befinden, zu einem Zeitpunkt als wir vor Christians Tür warteten. Stattdessen erschien ein Arzt aus der Notaufnahme, um uns zu erklären, dass Christian jetzt tot sei und sauber, gemeint war frei von Medikamenten. Wir würden gleich um eine Organspende gebeten, so sagte er uns schon einmal vorab, damit wir anfangen könnten, nachzudenken. Das war alles.
Für mich aber war die Welt stehen geblieben. Die Vergangenheit war vorbei, die Gegenwart, der Augenblick unerträglich, eine Zukunft gab es nicht mehr.
Zur Organspende bedrängt
Wir mussten in ein kleines dunkles Zimmer zurück, nur erhellt vom Schein der Straßenlaternen, vom Licht des Flures. Dort warteten wir, zu keiner Bewegung fähig, gefroren in unserem Entsetzen. Plötzlich der Oberarzt! „Christian war doch sicher ein sozialer Mensch, der auch an andere dachte …“ Tat er das? Ich wusste es in diesem Augenblick nicht mehr.
„Es gibt andere Kinder, die sterben müssen, wenn sie nicht rechtzeitig ein Organ bekommen!“
Ich war wie versteinert, konnte nur denken: „Es ist vorbei.“ Der Arzt drängte, da säßen andere Mütter genauso verzweifelt wie wir an den Betten ihrer Kinder, aber wir könnten helfen! Ich wollte überhaupt keinen Tod, weder den meines Kindes noch den von anderen Kindern. Ich war nicht fähig zu antworten. Mein Mann gab schließlich den Ausschlag: Wenn man helfen könnte …
„Was würden sie nehmen?“, fragten wir. „Entweder Herz oder Leber oder Nieren, eventuell Knorpelmasse.“ Ich konnte nicht mehr in Zusammenhängen denken, habe nicht mehr realisiert, dass Organe nur in einer Operation entnommen werden können.
Unsere Hoffnungen waren brutal abgeschnitten. Wir waren getrennt von unserem Kind, konnten es nicht mehr halten und haben es losgelassen. Wir mussten uns von Christian verabschieden, die Geräte, an die er angeschlossen war, liefen weiter, er war immer noch warm, er wurde weiter behandelt, Infusionen wurden erneuert. Ich konnte seinen Tod im ursprünglichsten Sinn des Wortes nicht „begreifen“, aber ich habe den Medizinern geglaubt und vertraut.
Ein letzter Abschied nach der Organspende
Fünf Tage später wurde Christian nach Wolfsburg überführt. Ich wollte ihn noch einmal sehen, noch einmal spüren, anfassen, die Endgültigkeit um einen Bruchteil hinausschieben. Das Bestattungsinstitut riet ab, er hätte sich zu sehr verändert. Ich hatte keine Vorstellung, was man mir mitteilen wollte. Sah er hässlich aus? Das störte mich nicht, als er Windpocken hatte, war sein Gesicht so angeschwollen, dass er kaum zu erkennen war. Ich ließ mich nicht abhalten.
Am nächsten Morgen, ab 10 Uhr sollte Christian in der kleinen Kapelle auf unserem Friedhof sein. Als ich dort eintraf, verschwand gerade ein Friedhofswärter mit schnellen Schritten hinter der nächsten Ecke. Widerstrebend kehrte er mit mir zurück. Auf mein Drängen öffnete er den Sarg.
Ja, da lag Christian, leichenblass, kalt wie Stein, unbeweglich, obwohl ich nie vorher einen Toten gesehen hatte, gab es keinen Zweifel, jetzt war er wirklich tot. Ein Schnitt zog sich von seiner Kinnspitze bis tief in den Ausschnitt seines Hemdes, die Augen fehlten. Mein Kind sah aus wie eine ausgenommene Gans.
Wozu hatten wir „ja“ gesagt?
Ich musste erst die Akten anfordern, um zu erfahren, dass man ihm Herz, Leber, Nieren und die Augen entnommen hatte, man hatte ihm sogar die Beckenkammknochen aus dem Körper gesägt und verkauft. Unser Einverständnis zu einer Organentnahme war ungefragt zu einer Multiorganentnahme ausgeweitet worden.
Der letzte Blick auf mein Kind hat sich in meine Seele eingebrannt. Wenn ich an ihn denke, muss ich mit Kraft das elende Gefühl wegdrängen, dass er so würdelos, so ausgeschlachtet aussah. Dieser Anblick verfolgt mich bis nachts in meine Träume.
Aber da war auch noch etwas anderes, was mir im Nachhinein keine Ruhe ließ. Wie konnte mein Sohn im Krankenhaus schon tot sein, wo er doch noch so lebendig aussah und wie ein Lebender behandelt wurde? Es gab weder bei ihm, noch in der Behandlung eine Veränderung.
In seinen Akten sind drei unterschiedliche Todeszeiten. Um 17:00 Uhr als man angeblich den Hirntod diagnostizierte, den man uns als seinen Tod mitteilte. Der zweite Todeszeitpunkt wurde nach Beendigung der Organentnahme dokumentiert, der dritte Todeszeitpunkt datiert einen Tag später.
Wie oft stirbt der Mensch eigentlich, wie viele Tode gibt es?
Ich dachte, man kann nur einmal sterben. Zum ersten Mal hörte ich den Begriff Hirntod. Es war damals für einen Laien, wie mich, schwer, die Bedeutung des Hirntodes zu erfahren. Man nennt ihn auch „Tod der Person“ oder „Tod des Individuums“. Wenn Sie jetzt denken, das bedeutet hier ist eine Person tot, ein Individuum verstorben, dann ist das falsch, es heißt, dass das Persönliche, das Individuelle eines Menschen nicht mehr funktioniert. Die selbstständigen Steuerungsmöglichkeiten versagen. Im Zustand des Hirntodes ist das Sterben eines Menschen noch nicht vollendet.
Es gibt aber kein Zurück mehr ins Leben. Sterben ist ein Prozess, kein punktförmiges Ereignis. Es ist lediglich eine Definition der Mediziner, diesen Zeitpunkt schon als „Tod“ zu bezeichnen. Nur so können sie straffrei bei voller Beatmung lebensfrische Organe entnehmen.
Vielleicht verstehen Sie mich jetzt gar nicht mehr, vielleicht denken Sie, der wäre doch sowieso gestorben, warum nicht noch etwas Sinnvolles mit ihm anfangen. Darum geht es mir gar nicht.
Mir geht es darum, deutlich zu machen, dass Sterbende noch keine Verstorbenen sind. Sie haben noch ein Stück Leben vor sich, das sie zu Ende bringen müssen – seelische, geistige und körperliche Prozesse müssen sich vollenden.
Ein Mensch braucht sein Sterben, wie ein Schiff eine Schleuse, wenn es denn gefahrlos in andere Gewässer hinübergleiten will. Mein Kind konnte nicht sicher in seinen Tod hinübergleiten, sein Lebensschiff ist übergangslos abgestürzt. Mit welchem Trauma haben wir ihn in den Tod geschickt, nachdem die Transplantationsmedizin ihn abgetakelt hatte.
„Mein Sohn war ein Mensch, ein Individuum, keine Sache und erst recht kein Recyclinggut.“
Ein Leben für die Aufklärung
Seit über 37 Jahren lebt Renate Greinert nun mit ihrem Schicksal. Viele Gespräche mit weltweit führenden Experten auf dem Gebiet Hirntod haben ihren Weg geprägt. Inzwischen ist sie Vorstandsvorsitzende des Vereins Initiative Kritische Aufklärung über Organtransplantation (KAO). Der Verein hat es sich zur Aufgabe gestellt, über die verschwiegenen Informationen zum Thema Hirntod und Organspende aufzuklären.
Denn Hirntod bedeutet Leben. Lediglich die Gehirnaktivitäten sind nicht mehr messbar. Prof. Rudolf Pichlmayr, Experte auf dem Gebiet, stellte bereits 1987 fest: „Wenn wir die Gesellschaft über die Organspende aufklären, bekommen wir keine Organe mehr.“
Inzwischen suchen immer mehr Angehörige von Patienten, aber auch Betreuer und andere Personen bei dem Verein Rat. Auch Schulen wenden sich an den Verein, um die Schüler ganzheitlich zum Thema Organspende aufzuklären, anstatt für Organspenden zu werben. (sua)
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