„Pornos auf Handys von Zweitklässlern“: Mobbing-Experte warnt vor Verrohung

Der bekannte Mobbing-Experte Carsten Stahl warnt vor zunehmender Verrohung, der bereits junge Kinder ausgesetzt seien. Schulleiter leugneten das Problem.
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Laut Bundeskriminalamt besteht der Trend, dass vor allem Kinder und Jugendliche über ihre Smartphones immer häufiger kinder- und jugendpornografische Bilder teilen.Foto: DANIEL MUNOZ/AFP via Getty Images
Von 1. Dezember 2022


Der coronabedingte Fernunterricht ist vorüber, der Schulbetrieb läuft wieder normal. Für viele Schüler in Deutschland ist das jedoch keine gute Nachricht: Konfliktlösungscoach Carsten Stahl äußert sich in „Bild“ besorgt über Gewalt und Mobbing an öffentlichen Schulen. Die Verrohung greife immer mehr um sich.

Dem Experten zufolge hätten bereits 80 Prozent aller Kinder Erfahrung als Mobbingopfer gemacht. Die Schulschließungen während der Pandemie hätten in vielen Fällen keine Entlastung gebracht. Für viele Kinder sei die Situation sogar noch schlimmer geworden, da sich Übergriffe auf soziale Medien und Smartphones verlagert hätten.

Grundschüler nicht mehr vor Verrohung sicher

Die Hemmschwellen fielen immer weiter, die Verrohung erreiche immer jüngere Kinder. Stahls Diagnose:

Wenn die Kinder in der Schule sind, spätestens in der zweiten Klasse, geht es ab.“

Restriktionen griffen in vielen Chatgruppen oder Netzwerken nicht oder nicht ausreichend. Gruppendruck durch Gleichaltrige oder ein schlechter Einfluss Älterer begünstigten Mobbing, Gewalt, Psychoterror und Frühsexualisierung. Auch der Zugang zu unangemessenen Inhalten sei vielfach kein Problem mehr, so Stahl:

Heute verschicken Kinder in der zweiten Klasse Pornos.“

Eltern und Schulpersonal seien häufig selbst Teil des Problems, da viele die Zustände nicht wahrhaben wollten. Erwachsene schauten weg und Schulleiter seien bereit, einen hohen Preis zu bezahlen, damit ihre Einrichtung nicht als „Problemschule“ in Verruf komme.

Carsten Stahl: Eltern müssen früh Vertrauensverhältnis aufbauen

Die Politik habe versäumt, Schulen im Kampf gegen diese Tendenzen zur Verrohung zu unterstützen. Lehrer wüssten zudem kaum ein Rezept dagegen, machte Carsten Stahl deutlich. Viele seien zudem selbst verängstigt und eingeschüchtert. Immerhin seien auch Übergriffe in Form von Mobbing und Gewalt gegen Lehrer auf dem Vormarsch.

Stahl warnt davor, Kindern den eigenen Zugang zu mobilen Geräten zu verwehren, da sie auf diese Weise zu Außenseitern werden könnten. Allerdings seien Eltern gefordert, wenn es darum gehe, eine Vertrauensbasis zum Kind aufzubauen – auch, was die Nutzung sozialer Medien anbelangt. Auf diese Weise sei es auch aussichtsreicher, Kinder mit Blick auf Gefahren zu sensibilisieren.

Wirksame Maßnahmen gegen Verrohung scheitern häufig an ideologischem Denken

Das Phänomen der Verrohung von Lebenswelten schulpflichtiger Kinder ist kein neues Phänomen. Bereits 2008 prangerte „Arche“-Gründer Bernd Siggelkow diese in seinem Buch „Deutschlands sexuelle Tragödie: Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist“ an. Die Ursachen der Entwicklung sind vielgestaltig – sie reichen von kaputten Familienverhältnissen über schlechte Einflüsse aus Umfeld und Medien bis hin zum Fehlen positiver Gegenbilder. Auch der Bedeutungsverlust der sogenannten Volkskirchen trägt seinen Teil dazu bei.

Gegenmaßnahmen scheitern häufig auch an ideologischer Voreingenommenheit oder Political Correctness. So fehlt es auf der Linken häufig an der Bereitschaft zur Selbstkritik. Die Skandale um gescheiterte „sexualreformatorische“ Projekte wie auf der Odenwaldschule oder um das Berliner „Kentler-Netzwerk“ haben wenig bewirkt. Eher haben sie die Entschlossenheit, konservative Kritik am Mainstreaming sexueller Enthemmung zum Schweigen zu bringen, sogar noch verstärkt. Einschlägige Medien reagieren darauf häufig mit Problemverleugnung, Zensur oder Kampagnenjournalismus.

Auf der Rechten machen sich demgegenüber Tendenzen bemerkbar, Erscheinungen von Verrohung einseitig unter ethnisierenden und kulturalistischen Aspekten zu betrachten. In beiden Fällen könnte der Wunsch, entsprechend den eigenen weltanschaulichen Kriterien recht zu behalten, tauglichen Lösungsansätzen im Wege stehen.



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