Pornoskandal im Erzbistum Köln: Bloße Verfehlung oder Intrige gegen Woelki?

Dutzende Mitarbeiter im katholischen Erzbistum Köln sollen von ihren Dienstrechnern auf Pornoseiten zugegriffen haben. Erzbischof Woelki äußert sich „enttäuscht“, konservative Kreise wittern eine Intrige.
Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, sitzt während eines morgendlichen Gottesdienstes im Dom zu Fulda.
Ist Kardinal Rainer Maria Woelki das eigentliche Ziel des Pornoskandals im Erzbistum Köln der deutschen katholischen Kirche?Foto: Henning Kaiser/dpa
Von 22. August 2023

Ein Pornoskandal erschüttert zurzeit das katholische Erzbistum Köln. Wie der „Kölner Stadtanzeiger“ (KStA) am Freitag, 18. August, berichtete, sollen Dutzende Mitarbeiter von ihren Dienstrechnern aus auf entsprechende Seiten zugegriffen haben. Dies habe eine Überprüfung durch einen externen Dienstleister ergeben. Dieser habe die Spitze des Erzbistums bereits im Juli 2022 darüber in Kenntnis gesetzt.

Auch „höchstrangige Kleriker“ sollen in den Skandal involviert sein

Dem KStA zufolge soll es zu mehr als 1.000 Zugriffsversuchen auf Seiten gekommen sein, die „wegen bedenklicher, unerwünschter Inhalte und potenzieller Gefährdung der IT-Sicherheit durch einen Schutzfilter geblockt waren“. Die meisten davon seien in die Kategorie „Pornografie“ einzuordnen gewesen. Sogar „höchstrangige Kleriker“ sollen darin involviert gewesen sein. Vom Dienstcomputer des Erzbischofs Rainer Maria Woelki selbst habe es jedoch keinen Zugriff gegeben.

Gegenüber der „Katholischen Nachrichten-Agentur“ (KNA) hatte das Erzbistum am Donnerstag erklärt, Überprüfungen dieser Art fänden regelmäßig statt. Dies sei erforderlich, um die IT-Sicherheit im Erzbistum auf dem neuesten Stand zu halten.

Dazu gehöre auch die Prüfung, ob die Firewalls Zugriffsversuche auf „mit Blick auf die IT-Sicherheit risikobehaftete Seiten zuverlässig abwehren“. Zu solchen zählen unter anderem solche mit gewaltverherrlichenden und pornografischen Inhalten oder mit Drogenbezug.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Wie das „Domradio“ berichtet, soll sich mittlerweile auch die Staatsanwaltschaft für den Fall interessieren. Zwar ist der Konsum von Pornografie nach staatlichem Recht im Regelfall nicht strafbar, allerdings scheint es zu der Causa noch weitere Dimensionen zu geben.

So soll sich unter den 15 Beschäftigten mit den meisten Zugriffsversuchen auch ein ehemaliger Laienmitarbeiter befunden haben. Gegen diesen ermittle die Staatsanwaltschaft für Cyberkriminalität (ZAC) gesondert. Er stehe im Verdacht auf Besitz und Beschaffung strafbarer Inhalte.

Am 1. Juni habe es in dessen Büro sowie in der privaten Wohnung eine Razzia gegeben. Der Verdächtige sei nicht mehr für das Erzbischöfliche Generalvikariat (EGV) tätig. Das Erzbistum erklärte gegenüber der KNA, man werde mit Blick auf das Ermittlungsverfahren „vollumfänglich mit den staatlichen Behörden“ kooperieren.

Woelki warnt vor „Verletzung der menschlichen Würde“

Auch im Kirchenrecht selbst gibt es kein explizites Verbot für den Konsum legaler Pornografie. Nach den Vorstellungen traditioneller katholischer Sexualmoral verletzt diese jedoch die menschliche Würde. Deren Beschaffung und Konsum gilt entsprechend als schwere Verfehlung – und auch Mitarbeiter des EGV verpflichten sich im Arbeitsvertrag, nicht vom Dienstcomputer auf entsprechende Seiten zuzugreifen. Allein in der Zeit vom 11. bis 17. Juni 2022 habe es dem externen Dienstleister zufolge jedoch von einem einzigen Rechner rund 80 unzulässige Zugriffsversuche auf pornografische Inhalte gegeben.

Das Portal „kath.net“ zitiert eine Erklärung von Kardinal Woelki. In dieser zeigte der Würdenträger sich „enttäuscht“ über den Versuch des Zugriffs auf pornografische Seiten – „auch wenn die Firewalls gegriffen haben“. Weiter äußert Woelki:

Manch einem mag der Konsum von Pornografie als harmlos erscheinen. Ich aber stimme Papst Franziskus zu, der sie verurteilt und vor ihren Gefahren, insbesondere der Verletzung der menschlichen Würde, warnt.“

Sorge um Generalverdacht gegen Mitarbeiter im Erzbistum Köln

Woelki habe, sobald er davon erfahren habe, darum gebeten, „umgehend die Vorfälle zu prüfen und entsprechend der rechtlichen Regelungen zu verfahren“. Ihm sei mit Blick auf die „große Zahl engagierter und zuverlässiger Mitarbeitender“ im kirchlichen Bereich „wichtig, dass jetzt nicht alle unter Generalverdacht gestellt werden“.

Generalvikar Monsignore Guido Assmann will die Anstrengungen verstärken, dass „die Menschen im Erzbistum Köln in einem sicheren Umfeld arbeiten können“. Auch bei der Präventionsarbeit wolle man nachlegen. Ein zentrales Kernanliegen der kirchlichen Lehre insgesamt sei, „dass die Würde jedes Menschen unbedingt zu schützen ist“.

Ausdruck einer gespaltenen Kirche in Deutschland

Die Affäre, in die offenbar mehrere Dutzend Mitarbeiter des Erzbistums involviert waren, wirft auch ein Licht auf den Zustand der Katholischen Kirche in Deutschland insgesamt. Die Deutsche Bischofskonferenz und die Laienorganisation „Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ (ZdK) treiben seit Jahren den „Synodalen Weg“ voran.

Die Befürworter sehen in diesem „Reformprozess“ eine wichtige Konsequenz aus Missbrauchsskandalen, wie sie die Kirche in Deutschland erschüttert hatten. Kritiker hingegen sehen einen Vorwand, um unbequeme Lehren abzuschütteln und die Kirche dem weltlichen Zeitgeist anzupassen. Vor allem in Bereichen wie der Sexualmoral und dem Familienverständnis will der „Synodale Weg“ eine 180-Grad-Wende erzwingen.

In einigen Bereichen geht der „Synodale Weg“ gezielt auf Konfrontation mit dem Vatikan. Einige Bischöfe – unter anderem auch Kardinal Woelki – haben mittlerweile die weitere Finanzierung der Strukturen des „Reformprozesses“ eingestellt.

Pornozugriffsversuche als Akt der Revolte gegen Woelki?

Vor allem im konservativen Lager macht sich angesichts der Pornoenthüllungen Argwohn breit. In Foren und sozialen Medien ist die Rede von einer möglichen Intrige. Die Versuche, trotz der funktionierenden Firewall auf Pornografie zuzugreifen, sollten demnach Kardinal Woelki schaden.

Neben dem Vatikan ist auch Woelki aufgrund seiner reservierten Position zum „Synodalen Weg“ Ziel offener Rebellion. Wie die „Recklinghäuser Zeitung“ berichtet, wollen zwei katholische Gemeinden eine Segensfeier für gleichgeschlechtliche Paare organisieren.

Der Pfarrer Herbert Ullmann aus Mettmann bei Düsseldorf hatte bereits im März einen Segnungsgottesdienst für homosexuelle Paare abgehalten. Woelki hatte ihm dafür eine Maßregelung ausgesprochen und weitere Handlungen dieser Art untersagt. Ullmann will sich daran halten. Nicht jedoch die Gemeinden Sankt Lambertus in Mettmann und Sankt Maximin in Wülfrath. Diese wollen einen ökumenischen Gottesdienst dieser Art in Wülfraths evangelischer Kulturkirche abhalten.

Die Veranstalter hätten dazu nach eigenen Angaben „unheimlich viel Zuspruch und Ermutigung erfahren“.



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